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Wer kann John Kerry schlagen?

Daniel Scheschkewitz, Washington3. Februar 2004

Nach dem furiosen Auftakt für John Kerry bei den ersten US-Vorwahlen schlägt jetzt mit der Entscheidung in sieben Bundesstaaten der USA die Stunde der Wahrheit - vor allem für die anderen Kandidaten.

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John Kerry liegt nach Meinungsumfragen vornBild: AP

In der Demokratischen Partei gibt es ein ungeschriebenes Gesetz. Wer nach den Vorwahlen an diesem Dienstag (3.2.2004) noch keinen Staat gewonnen hat, sollte das Rennen besser aufgeben. Bei den Vorwahlen in South Carolina, Delaware, New Mexico, Oklahoma, Arizona, Missouri und North Dakota werden nicht nur auf einen Schlag zehn Prozent der Delegiertenstimmen für die Nominierung des Präsidentschaftskandidaten vergeben. Es ist für alle Bewerber auch der erste Test wie sie bei der schwarzen Bevölkerung in den USA ankommen.

Vor allem in Oklahoma, Missouri und South Carolina spielt die schwarze Minderheit zum ersten Mal in diesem Vorwahlkampf eine wichtige, vielleicht entscheidende Rolle. In New Mexico und Arizona sind darüber hinaus die spanischsprachigen Einwanderer ein wichtiger Faktor. Das meint auch Earl Black, Politikwissenschaftler an der Rice University, Texas: "Alle Kandidaten müssen jetzt unter Beweis stellen, dass sie für mehr als nur eine Rasse wählbar sind."

Wahlkampfthema Arbeitslosigkeit

John Kerry, der Gewinner von Iowa und New Hampshire, hat als einziger der noch verbliebenen sieben Kandidaten in allen Staaten, die am Dienstag wählen, Wahlkampf gemacht und Fernsehwerbung gekauft. Seiner Kampagne, die auf Wählbarkeit abzielt und auf seine langjährige Erfahrung als Senator baut, ist er auch im Süden der USA treu geblieben: Sicherheit, Arbeitsplätze, Gesundheitsschutz, Bildung und Umwelt sind seine Themen.

John Edwards, in Iowa überraschend Zweiter, braucht nach seinem dritten Platz in New Hampshire nun unbedingt einen Sieg. Wenn nicht in South Carolina, wo dann? Schließlich wurde der Senator für North Carolina hier vor 50 Jahren als Sohn eines Fabrikarbeiters geboren. Zu den großen Problemen South Carolinas gehört die Arbeitslosigkeit. In den letzten vier Jahren sind rund 100.000 Arbeitsplätze in der wichtigen Textilindustrie dieses Bundesstaates verloren gegangen.

Mit diesem Thema versucht auch Howard Dean Punkte zu machen: "Seit dieser Präsident ins Amt eingezogen ist, haben wir in den USA drei Millionen Arbeitsplätze verloren. Jetzt fehlt nur noch einer: der von Präsident Bush im Weißen Haus." Doch die Meinungsumfragen verheißen für Dean nichts Gutes. In mindestens vier Staaten liegt der Senator von Massachusetts, John Kerry, vorne. Nur in Oklahoma und South Carolina können sich Wesley Clark beziehungsweise John Edwards Chancen auf den Sieg ausrechnen. Weil aber die Delegiertenstimmen proportional zum Abstimmungsergebnis vergeben werden, zählen auch zweite und dritte Plätze. Insgesamt werden am Dienstag 269 Delegierte vergeben. Das sind zehn Prozent der für die Nominierung notwendigen Stimmen.

Südstaaten entscheiden die Wahl

Auch für Wesley Clark, den ehemaligen Nato-General, wird es nun höchste Zeit, vorzeigbare Erfolge nachweisen zu können. Clark, der in Iowa überhaupt nicht angetreten und in New Hampshire lediglich Dritter geworden war, setzt auf seine militärische Erfahrung und auf den Bonus des Südstaatlers: "Ich bin bloß ein Soldat aus Arkansas, der seinem Land immer versucht hat zu helfen."

Die Südstaaten Amerikas, darin sind sich die meisten Beobachter einig, werden auch im Herbst die Wahl entscheiden. Wenn es Präsident Bush gelingt, hier seinen Erfolg aus dem Jahr 2000 zu wiederholen, genügen ihm im Rest der USA schon 30 Prozent der Stimmen. Von daher wird der Dienstag auch Aufschluss darüber geben, wie ernst Präsident Bush seinen demokratischen Herausforderer nehmen muss.