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Wer lange lernt, wird seltener dement

30. Juli 2010
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Aufnahmen des Gehirns auf Monitor (Foto: dpa)
Bild: picture-alliance/ dpa

Eine gute Bildung schützt Menschen vor den Symptomen einer Demenzerkrankung. Ursache dieses Schutzeffekts ist nach einer internationalen Langzeitstudie unter der Leitung der Universität Cambridge aber nicht der höhere gesellschaftliche Status und der bessere Verdienst, der zum Beispiel durch einen Hochschulabschluss eher erreicht wird, sondern die Tatsache, dass das Gehirn gebildeter Menschen Demenzschäden besser kompensieren kann.

Die Forscher, die ihre Ergebnisse im Fachblatt "Brain" vorstellten, verglichen die Daten von rund 870 Menschen, die während ihres Lebens an einer Altersstudie teilgenommen hatten und deren Gehirne nach dem Tod untersucht worden waren. Es zeigte sich, dass das Risiko für Alzheimer und andere Demenzformen umso geringer war, je länger die Ausbildung der Teilnehmer dauerte. Pro Schul- oder Universitätsjahr sank die Erkrankungsgefahr um elf Prozent.

Selbst bei vergleichbaren Hirnschäden entwickelten die besser gebildeten Teilnehmer deutlich schwächere Symptome. "Bildung im frühen Leben befähigt manche Menschen scheinbar dazu, viele Hirnveränderungen zu kompensieren, bevor Demenzsymptome auftreten", sagt die Autorin der Studie, Hannah Keage. Der Schutzeffekt liefere demnach auch ein gesundheitliches Argument dafür, Menschen möglichst viel Bildung zu ermöglichen.

Alzheimer erblich?

Ebenfalls zu neuen Erkenntnisse zur Alzheimerschen Krankheit sind Forscher aus Leipzig gekommen. Galt der Morbus Alzheimer bislang als Fluch des Alters, sagen Neurologen der Universität Leipzig nun, dass die Demenz-Erkrankung angeboren sei. Die Grundlage dafür werde schon bei der Gehirnentwicklung im Kindesalter gelegt, schreiben die Forscher im "Journal of Pathology". Sie fanden heraus, dass im Gehirn von Alzheimer-Patienten so genannte hyperploide Neuronen in großer Zahl vorhanden sind.

Diese Gehirnzellen, die einen mehrfachen Satz an Erbgut besitzen, sollen dafür verantwortlich sein, dass es im Alter zu einem verheerenden Massensterben gesunder Nervenzellen kommt. Normalerweise, so die Forscher, sorge ein Mechanismus im gesunden Gehirn für ein Absterben der hyperploide Neuronen, bevor sich falsche und krankmachende Bausteine mit mehrfachem Chromosomensatz in gesunden Zellen ablagerten. Bei Alzheimerpatienten funktioniere dieser Mechanismus aber offenbar nicht. Sollte sich diese Theorie bestätigen, wäre unter anderem ein Frühindikator für Alzheimer gefunden.

Autor: Andreas Ziemons (dpa, AP, GLP)
Redaktion: Judith Hartl