"Wer nicht auf dem ersten Platz ist, ist doch ein Versager" | Service | DW | 27.07.2007
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Service

"Wer nicht auf dem ersten Platz ist, ist doch ein Versager"

Diese Woche haben unsere User vor allem die Dopingskandale bei der Tour de France bewegt. Außerdem war die Befreiung der bulgarischen Krankenschwestern und des palästinensischen Arztes aus libyscher Haft Thema.

Dopingskandale bei der Tour de France

"Sind nicht auch die Schreiberlinge mit daran schuld? Wer nicht auf dem ersten Platz ist, ist doch ein Versager."

H. Böhme

"Ich finde schon, dass die Welt diesen Sport und auch die Tour de France braucht. Der Sport ist sehr schön und man zahlt keinen Eintritt fürs Zuschauen. Die Dopinggeschichte ist traurig, aber warum machen wir uns was vor und schimpfen nur auf den Radsport? Sollten wir nicht mal beim Fußball näher hingucken oder bei allen anderen Sportarten? Ich denke nicht, dass es da mit rechten Dingen zugeht, aber im Fußball-Land Deutschland auf Fußball zu schimpfen und irgendwas aufzudecken, wäre ja fatal."

Simone Liebscher

"Meiner Meinung nach sollte die Tour 2007 bis zum Ende gefahren werden. Ich glaube, es gibt viele junge Fahrer, vielleicht auch einige ältere, die nicht gedopt sind und auch nicht schuldig sind an der ganzen Sache. Sind es nicht die Medien, Presse usw., die die Fahrer hoch loben und sie als Helden und Jahrhunderttalente bezeichnen? Und sobald diese Fahrer nur einen kleinen Fehler machen, werden sie von genau diesen Leuten zum Teil auf echt miese Art niedergemacht. Gebt den Radfahrern und auch dem Sport allgemein eine Chance! Gruß und Kopf hoch, ihr Sportler, gebt nicht auf und lasst euch nicht kaputt machen."

Beate Burkhardt

"Jetzt, nachdem auch noch Rasmussen sich von der Tour de France verabschiedet, ist wohl eindeutig klar, dass die Welt so etwas nicht mehr braucht. Es kann einfach nicht sein, dass alle Radfahrer nicht dopen, sondern genau das Gegenteil passiert. Braucht die Welt also dieses Vorbild von dem 'sportlichen (und gesunden) Leben'? Beim Radsport dreht es sich nicht mehr darum, ob man gewinnt, sondern ob man genug gedopt hat, um zu gewinnen."

Cabos Rene

"Zurzeit ist es wohl sehr populär, auf die Tour und den Radsport einzuprügeln. 'Chaos', 'Kollaps', 'Ende einer Sportart' sind die Schlagwörter. ARD und ZDF haben die Live-Berichterstattung eingestellt, im Landtag von Baden-Württemberg wurde der Ausstieg aus der Rad-WM in Stuttgart gefordert. Ich bin gegen Doping, damit da kein Missverständnis aufkommt, aber m.E ist das im Augenblick ein sehr scheinheilige Debatte. Denn betroffen ist nicht nur der Radsport, sondern der gesamte Bereich des Spitzensports. Oder glaubt jemand im Ernst, die Spitzenleistungen im Schwimmen, der Leichtathletik, im Turnen, Skilanglauf, Biathlon, Triathlon etc. sind ohne 'Hilfsmittel' erreichbar? Wenn alle so konsequent sein wollen, wie sie es jetzt im Radsport angeblich sind, dann müssten die Olympischen Spiele abgesagt werden. Dopingbekämpfung ja, aber dann auch überall und überall mit der gleichen Konsequenz - und nicht nur scheinheiliges und populistisches Getue."

Alfred Metzger

"Warum wundern sich plötzlich alle über etwas, was alle schon immer gewusst haben? Es sind die Initiatoren, Teams und alle Medien, die mitgemacht haben, ein offenes Geheimnis zu verschweigen. Die Radfahrer hatten oft gar keine andere Möglichkeit mehr, als auf den Dopingzug aufzuspringen. Die Sportler sind das Produkt einer hemmungslosen Höllenmaschine, auf der nur noch der Erste zählt. Der Zweite ist bereits der erste Verlierer. Das Fegefeuer, das die Tour jetzt durchmacht, wird im Endeffekt eine neue Herausforderung für die Dopingindustrie: Der Fortschritt macht doch nicht halt vor sowenig Moral."

Wilhelm Fehr

AIDS-Affäre in Libyen und Konsequenzen für das Land

"Als Bulgarin freue ich mich natürlich sehr, dass der Schrecken für die bulgarischen Krankenschwestern vorbei ist. Ich kann auch die Freude in Bulgarien gut verstehen - immerhin arbeiten viele Menschen im Ausland, da die Bezahlung in Bulgarien sehr schlecht ist. Wie aber die Befreiung erzielt wurde, finde ich unerhöhrt. Ich habe Mitleid mit den infizierten Kindern und finde es gut, dass sie finanzielle Hilfe bekommen werden. Man kann aber nicht ein Land und die ganze EU erpressen. Was ist die Lehre von der ganzen Geschichte? Libyen kann ein paar Menschen verhaften, sie ohne Grund und Beweise zum Tode verurteilen und dann Geld für seine Infrastruktur kassieren (in den bulgarischen Zeitungen wurde berichtet, dass Libyen neue Forderungen gestellt hat). Ein ganzes Volk hasst jetzt Bulgarien, weil ihm nicht die Wahrheit gesagt wird. Es wird nichts unternommen, um die Hygiene in den Krankenhäusern zu verbessern - morgen wird eine andere Tragödie passieren, Libyen wird die 'Schuldigen' finden, aber die Menschen werden krank bleiben. Wenn Libyen nicht lernt, Verantwortung für seine Taten zu übernehmen, wird sich nichts verbessern - auch für das ganze Geld der EU nicht."

Denitsa Nikolova

"Selbstverständlich freue ich mich sehr über die Befreiung der Bulgarinnen und des palästinensischen Arztes, nach langen Jahren aus diesem Terrorstaat. Allerdings sind die äußeren Umstände der gesamten Aktion als grotesk, ja lächerlich zu bezeichnen. Ein alberner Diktator tanzt der EU auf der Nase herum und Brüssel applaudiert auch noch dazu - eine jämmerliche Vorstellung! Hier wurden Bürger der EU gefoltert und wissenschaftlich unhaltbare 'Geständnisse' erzwungen. Wieso wird eine derart dürftige Seifenoper überhaupt als 'Gerichtsverfahren' anerkannt? Dann könnte man auch die 'Prozesse' des 'Volksgerichtshofes' anerkennen, sowie Herrn Roland Freisler (Präsident des "Volksgerichtshofs, des höchsten Gerichts des NS-Staates, Anm. d. Red.) als Richter! Wo sind die internationalen Haftbefehle für die namentlich bekannten Folterknechte? Ein solcher 'Staat' ist eine Terrorzelle, mühsamst politisch und juristisch getarnt. Mit einem solchen Gebilde hat die EU nichts gemein. Die führenden Figuren in diesem 'Staat', eigentlich eher eine Bananenrepublik mit KZ-Methoden, gehören vor ein internationales Tribunal, nicht in einen Konferenzraum!"

Otfried Eberhardt

"Erfolgreiche Erpressung - das ist nur möglich weil wir in der westlichen Welt Humanität vorleben so gut es eben geht. Den Terrorismus strich man in Libyen nur durch den Druck der USA. Schon die kleinste Gemeinschaft muss sich an Regeln halten, um das Zusammenleben zu ermöglichen, ansonsten zerfällt die Gemeinschaft. Daher wurden Gesetzte erstellt. Also ist es nur die Aufgabe, den Gesetzen Gültigkeit zu verschaffen. Es kann doch nicht funktionieren, wenn wir nur Humanität vorleben. Wir müssen uns auch jeden Tag neu mit Disziplin unseren Problemen stellen. Wenn man so sicher ist, dass die Verurteilungen nur dem Ansehen des libyschen Gesundheits-Systems gerecht wurden, so sind diese Richterurteile im Europäischen Gerichtshof anzuklagen und dieses Urteil dann mit aller Kraft zu vertreten."

M. Lüttin

Muss man KZs gesehen haben, um das Leid der Nazi-Opfer zu verstehen?

"Meiner Ansicht nach sind diese Orte zu erhalten. Der heutigen Jugend muss vor Augen geführt werden, wie ein damals diktatorischer Staat mit den Menschen umgegangen ist. Auch mir selbst ist dieser Ort als Vernichtungslager nicht bekannt. Es muss noch viel Aufklärungsarbeit geleistet werden, um die heute Bevölkerung zu unterrichten, was einmal war. Solche Schreckenserlebnisse darf es nie mehr geben."

Herbert Jörger

"Ja, ich bin der Meinung, dass man diese Orte besuchen muss, um sich wirklich ein konkretes Bild machen zu können, wie die Dinge damals waren. Ich erinnere mich noch gut an folgendes: als meine 2003 verstorbene Frau und ich aus den USA nach Deutschland fuhren, sagte ich zunächst 'nein', als sie Dachau besuchen wollte. Dann aber kam mir der Gedanke, dass es doch richtig wäre hinzugehen. Die Erinnerung war schrecklich und ist es heute noch. Aber zum Erlernen der Geschichte gehört auch, dass man den dunklen Flecken reell ins Auge sieht."

Thomas Hofer

"Orte des Schreckens können überall sein - und sind es auch. Der Besuch der KZ-Gedenkstätte Dachau kann schon ziemlich unter die Haut gehen, besonders da man als Besucher mit einer Realität konfrontiert wird, die zwar bei den Nazis ein nahezu perfekt menschenfeindliches Stadium erreichte, doch mit dem Untergang der Naziherrschaft unter anderen Ideologien weiter existiert. Das Leid der Nazi-Opfer blieb ja vielfach nicht auf die Zeit der Naziherrschaft beschränkt. Viele Nazi-Opfer erfuhren weitere Demütigungen nach dem Ende des Krieges. Die Beamtenschaft (in der Justiz, und in anderen Bereichen) war durchsetzt mit ehemaligen von der Naziideologie überzeugten Beamten, bei denen Nazi-Opfer - wenn es um Anerkennung ihrer Leiden ging - keinen Erfolg hatten. Unzählige Menschen sind durch die Herrschaft der Nazis zu Opfern geworden, doch es sind die Berichte Einzelner, die ein Bild vermitteln von dem, was geschah, was mit den Menschen geschah, was ihnen angetan wurde, was sie verändert hat.

Hans Martin Balz