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Element of Crime und "Immer da wo du bist, bin ich nie"

21. September 2009

Ein viertel Jahrhundert existiert die Band bereits, seit 18 Jahren singen sie erfolgreich deutsch. Element of Crime sind mit ihrem 12. Album immer genau da, wo man sie nicht erwartet.

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CD-Cover "Immer da wo du bist, bin ich nie" (Quelle: DW)
Element of Crime: Alltagspoesie und CountrysoundBild: DW-TV

"Immer da wo du bist, bin ich nie". Das klingt dramatisch, schicksalhaft, als könnten sie am Ende zusammen nicht kommen; so schlimm ist es aber nicht. Element of Crime haben ein neues Werk veröffentlicht. Das zwölfte, um genau zu sein, ganze vier Jahre nach ihrem bis dato größten Erfolg "Mittelpunkt der Welt". Dabei könnten sie eigentlich aufhören, die Anzahl ihrer Alben und die Jahre ihres Bestehens zu zählen. Viel verändern wird sich nie und das ist gut so. So hat auch dieses elf Songs starke Album einen unvergleichlichen laissez-faire-alles-wird-gut-Charme, nicht zuletzt wegen Sven Regeners lakonischem und abgehangenem Gesang. Die Musik ist auch diesmal wieder ideal für ein Lagerfeuer geeignet; Klampfe, Mundharmonika und mexikanische Trompeten. Es lebe der deutsche Country. Und dann diese unwiderstehlichen Texte die man einfach eins zu eins so nehmen kann, wie sie daher kommen, die aber gleichzeitig eine ungeheure Metaphorik in sich bergen.

Deutsch oder Englisch?

Seit 1985 machen die Jungs von Element of Crime zusammen Musik. In den Anfangsjahren wollte sich die Band noch vom "Deutschzwang" der damals aktuellen Neuen Deutschen Welle distanzieren und sang englisch, doch Fans und Journalisten fragten immer wieder nach dem Grund und nahmen Element of Crime mit ihren tiefsinnigen englischen Texten nicht wirklich ernst oder verstanden sie einfach nicht. Ab 1991 war es dann soweit und die so genannte "zweite Phase", die deutsche Phase, wurde mit dem ersten komplett auf Deutsch geschriebenen Album "Damals hinterm Mond" eingeleutet.

Im Boot - Element of Crime (Quelle: Charlotte Goltermann)
Element of Crime auf ErfolgskursBild: Charlotte Goltermann

Das P-Wort

Obgleich die Ursprünge der Bandmitglieder im Punk und Postpunk iegen, wehrt sich Sven Regener vehement gegen jegliche politischen Interpretationen und Erwartungen an seine Musik. Das war nie seine Absicht, das hält er sogar für völlig Fehl am Platz. Falls man den Fehler machen sollte, ihn im Interview mit dieser rage zu belästigen, so bekommt man einen mindestens 20-minütigen Monolog mit folgender Message: "Niemand auf dieser Welt will Politrock. Kein Arsch." Das ist mehr als deutlich und damit sollte man es auch bei dem Thema belassen.

Wie herrlich ist der Mensch

Sänger Sven Regener (Quelle: AP)
Sven Regener: Erfolgreicher Romanautor macht endlich wieder MusikBild: AP

Dennoch, Sven Regener hat offensichtlich einen sehr engen Begriff von "Politrock". Zu diesem Begriff fallen ihm eigentlich nur die sogenannten Nazirocker ein, und mit denen will er natürlich niemals verglichen werden. Die Menschen sollen seiner Meinung nach viel lieber die Kunst als das nehmen, was sie ist: Ästhetik und Kultur, sie sollen nicht umgekehrt ihre Politikverdrossenheit durch die Musik kompensieren wollen, indem sie allzu viel in sie hinein interpretieren, was bei näherem Hinsehen garnicht da ist. Und auch gar nicht da sein darf. Wer Politik haben möchte, sollte sich der Politik zuwenden, Musiker haben eine ganz andere Aufgabe. Und für diese Aufgabe sind Element of Crime Koryphäen in der deutschen Musiklandschaft: Die Liebe und das Leben.

"Es geht um die Kunst. Und die Kunst beschäftigt sich mit dem einzelnen Menschen. Mit dem, was sein Leben ausmacht. Mit dem, was er in seinem Leben erlebt und wie er damit umgehen kann. Mit der ganzen Tragik und der ganzen Rolle seiner Existenz: Wie herrlich ist der Mensch." So heißt es also nicht nur bei Shakespeare. Element of Crime konzentrieren sich seit eh und je auf das Thema, dass alle Rockmusiker für sich als große Herausforderung sehen: 90 Prozent aller Rocksongs handeln von der Liebe. Die Wahlberliner sind darin große Meister.

Berufsromantiker

Berufsromantiker seit 22 Jahren, mit fast gleichbleibender Besetzung, musikalisch gerne in einem 3/4tel oder 6/8tel-Takt, das sind Element of Crime. Und auch, wenn die Liebe und das Leben oft traurig enden, so vermittelt ihre Musik zu keinem Zeitpunkt Ausweglosigkeit. Das Gegenteil stellt sich ein: eine optimistische Beschwingtheit und Gewissheit, dass das Kind schon geschaukelt wird. Und falls nicht, dann singt Sven Regener solche Zeilen wie: "Denn der Liebe Gott liebt dich und wenn nicht, dann bin ich noch da." Wenn das mal keine Geborgenheit für die nahenden Herbsttage verspricht.

Autorin: Eva Gutensohn

Redaktion: Matthias Klaus