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Werben im Web 2.0

Marcus Bösch20. November 2007

Die Zeit nervig blinkender Banner ist vorbei. Werbung im Web setzt auf glaubwürdige Empfehlungen und spezialisierte Ansprache im sozialen Netzwerk. Wird das Internet neues Werbe-Leitmedium?

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Der Facebook-Gründer Mark Zuckerberg(Foto: AP Photo/Paul Sakuma)
"Kauf - und sag Deinen Freunden Bescheid!"Bild: AP
Nichts weniger als die Revolution der Werbung steht bevor - glaubt man derzeit erfolgreichen Web-Visionären wie Mark Zuckerberg, dem Gründer und Vorstandschef des sozialen Netzwerkes Facebook: "In den kommenden 100 Jahren wird Werbung nicht mehr einfach nach draußen gepusht, sondern über die Verbindung der Menschen untereinander verteilt."

Leitmedium in zehn Jahren

Noch vor einem Jahr war Werben im Web relativ einfach. Man warf einen Blick auf die Rangliste der meistgeklickten Seiten, buchte dann prominente Werbeflächen und bestückte diese mit bunt blinkenden Bannern. Die gibt es immer noch. Einzig: Es klickt sie kaum noch jemand an. Streuverluste nennt man das. Schlimmer für die Werbebranche: Spezielle Programme blenden die lästige Werbung einfach aus.

Trotzdem setzen Werber weltweit auf das Web. 60 Prozent der deutschen Werbeexperten können sich, laut der Befragung "Market Report 2007" vorstellen, dass das Internet innerhalb der nächsten zehn Jahre zum Leitmedium wird. Die Ausgaben für Internetwerbung in Deutschland stiegen im letzten Jahr um 45 Prozent. Tendenz steigend.

Werbeumsatz in Milliardenhöhe

Der Online-Werbemarkt steuert laut Branchenverband BITKOM im Jahr 2007 bereits auf einen neuen Rekordwert zu. Die Marke von 800 Millionen Euro könnte laut BITKOM erreicht werden. Im Vergleich zum Werbeumsatz des amerikanischen Branchenriesen Google - mehr als 15 Milliarden im Jahr 2007 - zwar sehr wenig. Doch hier wie da setzt man nicht mehr auf bunte Banner, sondern auf spezialisierte Zielgruppenerfassung und Ansprache.

Screenshot einer Myspace-Seite (Foto: DW)
"Magst Du Musik? Dann könnte Dich ein MP3-Player interessieren!"

Bei MySpace, der mit 200 Millionen Nutzerprofilen weltweit größten sozialen Community im Netz, setzt man beispielsweise auf "HyperTargeting". Das bedeutet: Das System schaut sich die Profile der Nutzer an und ordnet die Werbung den Profilen zu. Ein Service, der Werbern ein gieriges Leuchten in die Augen zaubert. Statt wahlloser Ansprache mittels Banner können so spezielle Kampagnen für spezielle Kunden geschaltet werden.

Der Heilige Gral der Werbung

Soziale Netzwerke im Internet sind ein wahres Daten-Paradies für Werber. Sie finden hier nicht nur Herkunft und Alter potentieller Kunden, sondern zusätzlich deren Hobbys, Interessen, Angaben über ihren Musikgeschmack und mehr. Als Zusatz-Bonbon gibt es die verlinkten Freundesprofile und somit gleich noch einen Schwung weiterer potentieller Kundendaten frei Haus. Rund eine Milliarde Dollar Umsatz wird MySpace in diesem Geschäftsjahr mit Werbung erzielen.

Noch nicht ganz so weit ist Konkurrent Facebook. Zumindest nicht was die Zahlen anbelangt. Im Geschäftsjahr 2007 werden nur rund 150 Millionen Dollar Werbeumsatz erzielt. Dafür skizziert Vorstandschef Zuckerberg wortgewaltig wohin die Reise in der Welt der Werbung im Web gehen könnte: "Vertrauenswürdige Empfehlungen sind der Heilige Gral der Werbung."

Digitale Mundpropaganda

Unter dem Stichwort "virales Marketing" geistert diese Idee schon seit geraumer Zeit durch die Köpfe führender Werbestrategen. Die Idee: Nutzer sozialer Plattformen sollen ihren verlinkten Freunden Produkte empfehlen. Klassische Mundpropaganda im digitalen Gewande. Mitunter auch ohne eigenes Dazutun. Falls sich zum Beispiel ein Nutzer die Facebook-Website eines Unternehmens ansieht, wird dies mit Hilfe des Facebook-Nachrichtensystems seinen Freunden mitgeteilt. Ein Schneeballeffekt könnte die Folge sein. Vielleicht ja auch eine Revolution.