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Werkzeugmaschinenbau boomt

Karl Zawadzky24. Januar 2005

Qualität und Innovation scheinen doch wichtiger zu sein als der Preis - zumindest in manchen Branchen. Die Produkte der deutschen Werkzeugbauer sind gefragt wie nie zuvor.

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Deutscher Exportschlager: zyklengesteuerte BohrmaschineBild: dpa Zentralbild

Die wirtschaftliche Lage im deutschen Werkzeugmaschinenbau ist so gut wie schon lange nicht mehr: Rund um den Globus sind Werkzeugmaschinen "Made in Germany" heiß begehrt. Die deutschen Hersteller konnten ihre Produktion im vergangenen Jahr um acht Prozent ausweiten und erzielten einen Gesamtumsatz von 9,8 Milliarden Euro. Für das laufende Jahr wird ein Zuwachs um mindestens vier Prozent erwartet. Probleme gibt es also wenige. Ein wichtiges ist aber der Mangel an Ingenieuren und Technikern.

Im Durchschnitt stammt jede fünfte Werkzeugmaschine auf der Welt aus Deutschland, denn die Hersteller hier zu Lande halten am Weltmarkt für diese technisch anspruchsvollen Produkte einen Anteil von 20 Prozent. Bei den besonders komplizierten Maschinen liegt der deutsche Anteil sogar über dem Durchschnitt. Gemeinsam mit ihren japanischen und italienischen Konkurrenten decken die deutschen Unternehmen mehr als die Hälfte des Weltmarktes ab.

Prall gefüllt Auftragsbücher

Carl Martin Welcker
Der Vorsitzende des Vereins Deutscher Werkzeugmaschinenfabriken, Carl Martin WelckerBild: VDW

Deutsche Werkzeugmaschinen sind nicht nur Spitzenprodukte der Ingenieurkunst, sondern auch gefragt wie nie zuvor. Die Auftragsbücher der Anbieter von Werkzeugmaschinen sind prall gefüllt. Kein Wunder, dass der Vorsitzende des Vereins Deutscher Werkzeugmaschinenfabriken, Carl Martin Welcker, voller Optimismus und Zuversicht in die Zukunft blickt: "Ohne Werkzeugmaschinen, lässt sich der technische Fortschritt nicht bewältigen. Werkzeugmaschinen sind das Kernelement der Zukunftssicherung. Sie können kein Flugzeug, kein Auto, nicht mal mehr einen Teppichboden ohne Werkzeugmaschinen herstellen."

Zum Beispiel die riesigen Pressen in den Autofabriken, mit denen die Rohkarosserie gefertigt wird, sind ein klassisches Produkt des Werkzeugmaschinenbaus, ebenso die gigantischen Fräsmaschinen, die aus Blöcken von Aluminium oder Speziallegierungen ganze Flugzeugflügel fertigen oder Drehbänke, mit denen die Walzen für Walzwerke hergestellt werden - und dies alles mit Null Toleranz für Abweichungen vom Modell. Selbstverständlich handelt es sich dabei längst und fast ausschließlich um computergesteuerte Anlagen. Das heißt: Der Kunde erwartet ein Gesamtpaket aus Hardware und Software sowie umfassenden Service.

Teurer, aber besser

Wenn es um solche Komplettlösungen geht, dann geht es in erster Linie um Innovation und Qualität; der Preis spielt häufig nur eine untergeordnete Rolle. Genau hier liegt die Chance der deutschen Hersteller von Werkzeugmaschinen, die in vielen Bereichen der Fertigungstechnik den technischen Fortschritt bestimmen, aber oft teurer sind als die Konkurrenz. Wegen der hohen Qualität, wegen Langlebigkeit der Maschinen, Lieferpünktlichkeit und ausgezeichnetem Service hat der teure Euro die Nachfrage aus dem Dollarraum bislang noch nicht behindert. Im vergangenen Jahr haben Bestellungen aus dem Ausland um fast ein Viertel zugenommen; getragen wurde der Zuwachs von Japan, China und den USA, aber auch von den europäischen Nachbarländern. Zum Beispiel die Bestellungen aus Japan, das selbst ein wichtiger Hersteller von Werkzeugmaschinen ist, sind um 90 Prozent gestiegen, die Bestellungen aus Russland um 50 Prozent.

Bei den Auslieferungen hat China die USA überholt. Auf seinem Weg zur "Werkbank der Welt" hat China im vergangenen Jahr in Deutschland Werkzeugmaschinen im Wert von 520 Millionen Euro gekauft; ganz knapp dahinter die USA mit 514 Millionen Euro.