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Wettbewerb um Einheitsdenkmal abgebrochen

8. Mai 2009

Berlin hat wieder eine Denkmal-Debatte. Zum 20. Jahrestag des Mauerfalls sollten die besten zwanzig Entwürfe für das geplante Einheitsdenkmal vorgestellt werden. Doch jetzt brach die Jury den Wettbewerb ab.

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Bild: DW

Mehr als 532 Denkmalsentwürfe wurden eingereicht. Nicht eines überzeugte die Jury. Kein Kunstwerk wurde dem hohen Anspruch gerecht. Die Künstler toben: Nur 66 Sekunden Zeit habe sich die Jury pro Entwurf genommen, kritisieren sie.

Sollte das stimmen, sind die Künstler zu Recht empört. Immerhin haben sie viel Zeit und Geld in dieses Projekt gesteckt. Ein bisschen mehr Aufmerksamkeit hätten sie da schon verdient. Nichtsdestotrotz, es ist gut, dass dieser Wettbewerb erst einmal abgebrochen wurde. Er hätte auch noch gar nicht ausgerufen werden müssen. Es ist noch zu früh.

Was bleibt?

Was soll ein Denkmal ausrichten gegen die vielen tausend Geschichten, von Opfern, Tätern, Bürgerrechtlern, die einem auch zwanzig Jahre später oft noch Gänsehaut machen? Gegen ein Jahrhundertereignis? Fast jeder in Deutschland weiß noch genau, was er am Tag des Mauerfalls gemacht hat. Ob ihn die Mauer vorher gestört hatte oder nicht. An diesem Tag waren die Freude und der Stolz auf den Freiheitswillen kollektiv. Was wird davon bleiben?

Banane und Zonen Gaby

Bei den Denkmalentwürfen gab es sehr viele ernstzunehmende Vorschläge, andere waren eher skurril. Zum Beispiel die riesige goldene Banane. Die, die sich noch an das Titelbild einer Satirezeitschrift nach dem Mauerfall erinnern können, finden diesen Vorschlag vielleicht sogar witzig. Eine junge Frau, genannt Zonen Gaby, mit einer Gurke und der Schlagzeile "Meine erste Banane."

Aber wer wird sich in dreißig, vierzig Jahren noch an Zonen Gaby erinnern? An was werden wir uns überhaupt noch erinnern? An den Mut der Bürgerrechtler und der vielen anderen? An die Unmenschlichkeit der Staatssicherheit? Oder an die Unzulänglichkeiten der Deutschen Einheit ?

Mehr Mut - und abwarten!

Erst aus der Distanz erkennt man oft die wirkliche Bedeutung eines Ereignisses. Was wird für die nächste und übernächste Generation die Botschaft der deutschen Einigung sein? Vielleicht braucht es solange bis wir wissen, was für ein Denkmal es sein muss.

Denkmäler haben wir wahrlich genug in Deutschland. Ein bisschen mehr Mut zur kontroversen Diskussion könnten wir allerdings gebrauchen. Und sie dann solange führen, bis wir wissen was für ein Denkmal wir wollen.

Und wer vorher ein solches dringend benötigt, der kann ja zum Brandenburger Tor gehen.

Autorin: Bettina Stehkämper
Redaktion: Anna Kuhn-Osius