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Wettskandal in Italien weitet sich aus

Stephan Stickelmann28. Mai 2012

13 Spieler festgenommen und eine Durchsuchung des Trainingszentrums der Azzurri: Der Stiefelstaat macht seinem Ruf als "Epizentrum der Wettmanipulation" wieder alle Ehre.

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Ein Polizeiauto vor dem Trainingszentrums der italienischen Nationalmannschaft nahe Florenz (Foto: dapd)
Bild: dapd

Anderthalb Wochen vor der Europameisterschaft in Polen und der Ukraine (EURO 2012) wird der italienische Fußball von erneuten Ermittlungen im Zuge des Wett- und Manipulationsskandals erschüttert. Am frühen Morgen durchsuchten Polizisten das Trainingszentrum der Azzurri, der Nationalmannschaft, in Coverciano nahe Florenz (Foto). Die Staatsanwaltschaft ermittelt nach übereinstimmenden Medienberichten gegen Nationalspieler Domenico Criscito vom russischen Club Zenit St. Petersburg wegen des Verdachts der Wettmanipulation. Auch sein Haus in Genua wurde durchsucht. Criscito wurde bereits aus dem italienischen Aufgebot für die Fußball-EM gestrichen.

Auch Teamkollege von Klose bei Lazio Rom festgenommen

In einer landesweiten Razzia wurden insgesamt 19 Personen festgenommen, darunter 13 Profi-Fußballer. Zu den Inhaftierten zählt auch der Kapitän von Miroslav Kloses Club Lazio Rom, Stefano Mauri. Die Staatsanwaltschaft von Cremona hat offenbar konkrete Beweise gesammelt, dass die Lazio-Spiele der vergangenen Saison beim FC Genua (4:2) und bei US Lecce (4:2) manipuliert gewesen sein könnten. Dabei sollen Spieler beider Mannschaften, darunter Mauri, mit insgesamt 600.000 Euro bestochen worden sein. Die Manipulation des Spiels Lecce-Lazio habe einer internationalen Wettorganisation zwei Millionen Euro Gewinn beschert, so die Staatsanwaltschaft weiter.

Sie eröffnete auch ein Ermittlungsverfahren gegen Juventus Turins Coach Antonio Conte. Er ließ das Haus des Meistertrainers durchsuchen. Als Trainer des AC Siena soll er in der vergangenen Saison an Ergebnisabsprachen in den Partien gegen Novara und AlbinoLeffe beteiligt gewesen sein. Sein ehemaliger Spieler Filippo Carobbio hatte Conte schwer belastet. Auch gegen den Präsidenten des Erstligisten AC Siena, Massimo Mezzaroma, wurde ein Verfahren eingeleitet. Unter des festgenommenen Fußballern ist zudem ein früherer Spieler des CFC Genua. Bei einem Profi vom Erstligisten Chievo Verona wurde eine Hausdurchsuchung durchgeführt

Razzia bei Italiens EM-Fußballern

Es drohen mehrjährige Haftstrafen

Wie die Polizei in Cremona mitteilte, wurden auch im Ausland Durchsuchungen durchgeführt. Die Aktion richte sich gegen eine "international operierende Organisation". Da den Verdächtigten die "Mitgliedschaft in einer kriminellen Vereinigung mit dem Ziel des Betrugs und des Sportbetrugs" vorgeworfen wird, drohen ihnen im Fall einer Verurteilung mehrjährige Haftstrafen.

Bereits vor dem WM-Coup 2006 war der italienische Fußball vom Liga-Manipulationsskandal um Juventus Turin erschüttert worden. Damals waren aber keine Spieler der Nationalmannschaft verstrickt.

Die Staatsanwaltschaften Cremona und Bari haben seit dem vergangenen Jahr bereits zahlreiche Personen wegen des Verdachts der Wettmanipulation festnehmen lassen. Darunter war im Dezember auch der ehemalige italienischen Nationalspieler Cristiani Doni. Der Ex-Kapitän von Atalanta Bergamo gehört auch zu den Angeklagten eines Prozesses, den der italienische Fußballverband (FIGC) angestrengt hat. Dabei werden 22 Vereine, 61 Spieler und Manager anklagt. FIGC-Chefankläger Stafano Palazzi bezeichnete Italien als das "Epizentrum der Wettmanipulation". Der Prozess soll nach der EM im Juli beginnen.

sti/hf (sid, dpa.afp, rtr, ape)