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WhatsApp Gefahr für Sicherheit Indiens?

Cosima Gill29. Juni 2016

Terroristen könnten über WhatsApp verschlüsselte Nachrichten senden, deswegen sei die Sicherheit Indiens gefährdet, glaubt Aktivist Sudhir Yadav. Doch seine Petition wurde am Mittwoch vom Obersten Gerichtshof abgelehnt.

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Symbolbild von Whatsapp (Foto: imago/R. Wölk)
Bild: Imago/R. Wölk

Sudhir Yadav, 27 Jahre alt, gehört in Indien zur jungen Generation der sogenannten "Digital Natives". Er nutzt WhatsApp stündlich, chattet mit Freunden und tauscht Fotos aus. Auch für ein Interview mit der Deutschen Welle hat er sich über WhatsApp verabredet. Trotzdem hält Sudhir Yadav die App für extrem gefährlich. Die Anwendung sei das ideale Kommunikationsmittel für Extremisten. Dank der Ende-zu-Ende-Verschlüsselung des Chatdienstes könnten Terroristen nun seit April 2016 ungestört kommunizieren. Auch WhatsApp-Mutter Facebook hat keinen Zugriff mehr auf die Nutzerdaten.

Das sei eine Gefahr für die nationale Sicherheit, meint der 27-Jährige aus der Stadt Gurgaon, die circa 30 Kilometer südwestlich von der Hauptstadt Neu-Delhi liegt. "Ich möchte, dass die indische Regierung Chatdienste dazu bringt, den Schlüssel zur Entschlüsselung der Chatprotokolle zu speichern. Wenn die indische Regierung Daten verlangt, um die nationale Sicherheit zu gewährleisten, dann sollte das Unternehmen diese Informationen liefern können."

Aktivist Sudhir Yadav (Foto: DW/Gill)
Aktivist Sudhir YadavBild: DW/C. Gill

"Entschlüsselung würde ewig dauern"

Noch gibt es dafür kein Gesetz in Indien. Mittlerweile schreiben sich über 70 Millionen indische Nutzer über WhatsApp verschlüsselte Nachrichten. Den Code zu knacken sei quasi unmöglich, erklärt Yadav, der selbst ein Softwareentwickler von Beruf ist. Selbst ein Supercomputer könne das nicht leisten. "Die Kombinationsmöglichkeiten des Schlüssels entsprechen einer Zahl mit 78 Stellen. Das würde eine Ewigkeit dauern", sagt er.

Aber selbst wenn Sicherheitsdienste die Nutzerdaten von Chatdiensten entschlüsseln könnten, sei es noch kein Garant für die nationale Sicherheit, so Srinath Raghavan vom Centre for Policy Research in Neu-Delhi: "Terroristen entwickeln ihre Kommunikation mit dem technischen Fortschritt immer weiter." Von der Argumentation des Aktivisten Sudhir Yadav ist Ragavan nicht überzeugt: "Ich glaube, es ist keine gute Idee. Terroristen benutzen zwar die die neuen Technologien, aber es gibt viele Plattformen. Unsere Smartphones bieten so viele Möglichkeiten zur Kommunikation, so dass die Terroristen erst gar nicht eine starke Ende-zu-Ende-Verschlüsselung benutzten müssen." Raghavan glaubt, dass man einen umfassenderen Ansatz braucht, um die nationale Sicherheit zu verbessern.

70 Millionen Inder nutzen derzeit WhatsApp (Foto: picture alliance/dpa/P. Adhikary)
70 Millionen Inder nutzen derzeit WhatsAppBild: picture alliance/dpa/P. Adhikary

Petition abgelehnt

Softwareentwickler Sudhir Yadav hat eine Petition am Obersten Gerichtshof eingereicht, in der Hoffnung, dass so die indische Regierung gezwungen wird, auf eine mögliche Sicherheitsgefahr der Chatdienste zu reagieren. Er fordert das komplette Verbot von WhatsApp. Dabei geht es nicht nur um WhatsApp, sondern um weitere Chatdienste, wie Viber und Telegram, die ihre Chat-Protokolle ebenfalls verschlüsseln. So weit wird es aber nicht kommen, der Oberste Gerichtshof hat die Petition am Mittwoch zurückgewiesen.

Das Gericht vertritt die Auffassung, dass die indische Regierung der Empfänger der Petition sei. Die Kammer um Obersten Richter T. S. Thakur begründet seine Entscheidung damit, dass der Antragsteller seine Argumentation der steigenden Terrorgefahr bei der Regierung geltend machen solle. "Ich hatte schon zweimal das zuständige Ministerium für Telekommunikation und Informationstechnologien angeschrieben, bisher habe ich noch keine Antwort erhalten", sagt Yadav im Interview mit der Deutschen Welle. Er werde das Ministerium noch einmal anschreiben. Falls er immer noch keine Antwort erhalte, wolle er weiterhin seine Forderung gerichtlich durchsetzen.

Indiens Premierminister Modi postet auch gerne Selfies über soziale Medien. (Foto: Metin Aktas / Anadolu Agency)
Indiens Premierminister Modi postet auch gerne Selfies über soziale MedienBild: picture alliance/AA/M. Aktas

Im Herbst 2015 gab es bereits einen Vorschlag der indischen Regierung, der unter anderem vorsah, dass Privatpersonen ihre eigenen verschlüsselten Daten 90 Tage speichern sollten. Aufgrund der negativen Resonanz wurde der Gesetzesentwurf jedoch wieder fallengelassen.

Seitdem ist nichts passiert: "In Indien muss das Gericht die Regierung manchmal an ihre Pflichten erinnern", so Yadav. Es ist nicht das erste Mal, dass er sich an den Obersten Gerichtshof wendet, um Gesetzesinitiativen anzustoßen. Manche Freunde von Yadav reagieren gereizt auf sein Engagement für die nationale Sicherheit: "Es wird noch so weit kommen, dass man mir mein Smartphone wegnimmt und mir ein altes Handy gibt, damit ich gar keine Apps mehr nutzen kann."