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WHO ruft zweithöchste Alarmstufe aus

30. April 2009

Wegen der rasanten Ausbreitung der Schweinegrippe hat die Weltgesundheitsorganisation die Pandemie-Alarmstufe fünf ausgerufen. Die EU-Kommission erwartet, dass es auch in Europa Todesopfer geben wird.

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Putzkräfte mit Mundschutz in einem Klassenzimmer(Foto: AP)
Die Schutzmaßnahmen gegen die Schweinegrippe müssen weiter verstärkt werdenBild: AP

"Es ist nicht die Frage, ob Menschen sterben werden, sondern wie viele", sagte der EU-Generaldirektor für Gesundheit, Robert Madelin, am Mittwochabend (29.04.2009) der Nachrichtenagentur Reuters. "Werden es Hunderte, Tausende oder Zehntausende?", zitiert die Agentur den EU-Beamten.

Zugleich zeigt sich die Europäische Union aber auch überzeugt, gut gegen die Krankheit gewappnet zu sein. "Wir kennen nicht das Ausmaß der Pandemie. Aber Europa ist besser vorbereitet als jemals zuvor", betonte Madelin. Innerhalb von 100 Tagen könne ein Impfstoff bereitgestellt werden.

Am Donnerstag beraten die Gesundheitsminister der 27 EU-Mitgliedstaaten über ein gemeinsames Vorgehen gegen die Schweinegrippe. Bei dem Sondertreffen in Luxemburg geht es auch um mögliche Verbesserungen bei der Diagnose und Behandlung der Erkrankung.

Globaler Ausbruch steht bevor

Margaret Chan, Generaldirektorin der Weltgesundheitsorganisation (Foto: AP)
WHO-Generaldirektorin Margaret ChanBild: AP

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hob am Mittwochabend das Pandemierisiko auf die fünfte von sechs möglichen Warnstufen an. Dies bedeutet nach Angaben von WHO-Chefin Margaret Chan, dass eine Pandemie - also ein globaler Ausbruch der Erkrankung - unmittelbar bevorstehe. Die Alarmstufe fünf wird ausgerufen, wenn das Grippevirus in mindestens zwei Ländern einer Region von Mensch zu Mensch übertragen wird. Dies sei im Fall der Schweingerippe in Mexiko und den USA eingetreten.

Alarmstufe sechs würde eine Pandemie bedeuten. In diesem Fall wäre "die gesamte Menschheit bedroht", erläuterte Chan vor Journalisten. Die Länder müssten nun "unverzüglich" ihre Pandemie-Schutzpläne aktivieren, sagte die WHO-Chefin am Sitz der Organisation in Genf. Die Gefahr müsse ernst genommen werden. Das Virus breite sich derzeit "ohne jedes Zeichen einer Verlangsamung" aus.

Noch nicht genügend Medikamente

Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) hatte zuvor erklärt, in Deutschland würden alle erforderlichen Vorsichtsmaßnahmen ergriffen. Die nötigen Medikamente würden im Falle des Falles da sein, sagte Merkel in Berlin.

Die entsprechenden Vorbereitungen sind in Deutschland Sache der Bundesländer. Diese seien insgesamt "gut aufgestellt", versicherte Gesundheitsministerin Ulla Schmidt (SPD) in den ARD-"Tagesthemen". Allerdings haben laut Schmidt noch nicht alle Länder genug Grippemedikamente, um wie vorgeschrieben ein Fünftel der Bevölkerung behandeln zu können. Die Medikamente würden aber nachbestellt.

Drei Erkrankte in Deutschland

Zwei Krankenhausmitarbeiter mit Mundschutz und Behandlungsutensilien (Foto: AP)
Die Vorbereitungen für eine weitere Ausbreitung der Schweinegrippe laufen weltweitBild: AP

In Deutschland wurden bislang drei Schweinegrippe-Fälle nachgewiesen. Nach Angaben des Robert-Koch-Instituts wurde das Virus bei insgesamt drei Patienten in Hamburg und Bayern entdeckt. Für die Infizierten bestehe aber keine Lebensgefahr. In Bayern sind eine 37-jährige Frau und ein Mann Ende 30 betroffen, in Hamburg eine 22-jährige Frau.

Der Leiter des Robert-Koch-Instituts, Jörg Hacker, mahnte im ZDF-"heute journal" zu weiterer Wachsamkeit. Er unterstrich, Deutschland sei gut auf die Schweinegrippe vorbereitet. An einem Impfstoff werde gearbeitet.

Keine weiteren Toten in Mexiko

In Mexiko, dem Ausgangsland der Schweinegrippe, waren am Mittwoch keine weiteren Todesfälle zu beklagen. Zweifelsfrei sind dort nach offiziellen Angaben bislang sieben Menschen an einer Infektion mit der mutierten Form des Virus H1N1 gestorben. Laut Gesundheitsminister José Ángel Córdova sind die 42 anderen der 49 Infizierten inzwischen genesen und aus den Kliniken entlassen worden.

Zwischenzeitlich war von mehr als 150 mutmaßlichen Todesfällen in Mexiko durch die Schweinegrippe die Rede gewesen. Derzeit gibt es auch noch etwa 2500 Verdachtsfälle. Das öffentliche Leben in Mexiko ist wegen der Furcht vor dem Erreger praktisch zum Erliegen gekommen.

Erster Todesfall in den USA

Frau mit Mundschutz auf Flughafen (Foto: AP)
Auf Flughäfen wie hier in Madrid erhalten Reisende aus Mexiko einen MundschutzBild: AP

Weltweit breitete sich die Schweinegrippe indes weiter aus. Im US-Bundesstaat Texas starb ein 23 Monate altes Kleinkind, das aus Mexiko stammte, an dem Virus. In den USA soll es inzwischen mehr als 90 Infizierte geben. Neue Erkrankungen wurden unter anderem auch aus Spanien, Großbritannien, Österreich, der Schweiz, Kanada, Neuseeland, Israel, Peru und Costa Rica gemeldet. Als erstes afrikanisches Land meldete Südafrika zwei Verdachtsfälle.

Trotz der Schweinegrippe will US-Präsident Barack Obama die Grenze zwischen den USA und Mexiko nicht schließen. Dies wäre, als würde man die Stalltür schließen, wenn die Pferde schon getürmt seien, sagte Obama.

Die WHO hat bisher keine Reiseeinschränkungen wegen der Schweinegrippe empfohlen. Frankreich regte an, alle Flüge nach Mexiko vorläufig einzustellen. Über den Vorschlag soll beim Treffen der EU-Gesundheitsminister in Brüssel beraten werden. (gri/kle/afp/ap/rtr)