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Wichtiges Element im Stabilisierungsprozess

4. Juli 2002

- Deutsche Botschaft in Ungarn richtet Medienkonferenz in Pécs aus

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Budapest, 1.7.2002, BUDAPESTER ZEITUNG, deutsch, Gunnar Erth

45 Journalisten und Politikvertreter haben vergangene Woche drei Tage lang auf einer Konferenz in Pécs diskutiert, wie die Rolle der Medien in Mittel- und Südosteuropa gestärkt werden kann. Hauptausrichter der Veranstaltung waren die Deutsche Botschaft Budapest, das Auswärtige Amt und das Institut für Auslandsbeziehungen. "Wir sind sehr zufrieden mit dem Verlauf", erklärte Botschaftssprecher Christian Resing. (...)

Die Konferenz stand im Rahmen des Stabilitätspakts für Südosteuropa, an dem unter anderem auch Ungarn und Deutschland beteiligt sind - und innerhalb dessen die Medienhilfe eine große Rolle spielt. Die Veranstaltung fand zudem unter der Schirmherrschaft des ungarischen Außenministeriums statt.

Vertreten waren neben Print-, Radio- und Fernsehjournalisten aus sieben Ländern auch der deutsche Botschafter Wilfried Gruber, Mátyás Szilágyi, Leiter der Südosteuropa-Abteilung im ungarischen Außenministerium, und Hans-Peter Annen, Leiter des Referats Stabilitätspakt im deutschen Auswärtigen Amt. "Die Medienvertreter stellen Öffentlichkeit her und spielen deshalb eine entscheidende Rolle in der regionalen Kooperation", sagte Botschafter Gruber in seinem Eröffnungsvortrag im Konferenzsaal des Hotels Palatinus. "Ihre Arbeit ist ein wichtiges Element im Stabilisierungsprozess."

Neben deutschen, polnischen, rumänischen und ungarischen Vertretern berichteten auch Journalisten aus den ex-jugoslawischen Ländern Slowenien, Kroatien und Serbien über ihre Arbeit. Dabei wurde offenbar, dass die Medien in Ungarns südlichen Nachbarländern starkem wirtschaftlichen Druck unterliegen und es auch um die innere Pressefreiheit einiger Medien schlecht bestellt ist.

"Es ist deutlich geworden, dass sich zwar die politische Lage in Südosteuropa gebessert hat, dass es aber um die Medien nicht so steht, wie es sein sollte", bedauerte Resing. Den Journalisten fehle in einigen Ländern eine Interessensvertretung und es mangele an Rechten. "Die Journalisten haben oft keinen Mut, weil sie in starker wirtschaftlicher Abhängigkeit stehen und oft ihre Entlassung befürchten müssen", so der Botschaftssprecher.

Helena Pujitz, Vertreterin einer kroatischen Zeitung, die inzwischen zur WAZ-Gruppe gehört, kritisierte, dass sich das deutsche Mutterhaus nicht genügend für die Belange der Journalisten einsetze, dass diese unter starkem Druck stünden. Bodo Zapp, Berater der WAZ-Gruppe für Ungarn und Serbien, erklärte die Politik seines Hauses: Man wolle informieren und nicht in innere Abläufe intervenieren - entscheidend sei dabei, dass die Zeitungen Geld abwürfen.

Ein kritisches Bild lieferte auch Ingrid Schiffer, Vorsitzende des "Funkforums", einem Zusammenschluss deutschsprachiger Hörfunkredaktionen aus Rumänien, Ungarn und Jugoslawien. "Die Medien befinden sich seit 1989 in einem gigantischen Transformationsprozess", sagte sie. "In Ungarn ist er fast abgeschlossen. In Rumänien muss die fachliche Kompetenz noch verbessert werden, während es in Jugoslawien immer noch schwierig ist, über politische Themen zu berichten." Schiffer zeigte sich dennoch zuversichtlich, dass die Angleichung an EU-Normen vorankomme und in einigen Jahren ein europäischer Medienraum Realität sein werde.

Die Veranstaltung in Pécs war bereits die zweite Medienkonferenz, die die deutsche Botschaft in Ungarn mitorganisiert hat. Die erste ging vor zwei Jahren in Budapest über die Bühne. "Damals ging es allerdings mehr um den noch jungen Stabilitätspakt selbst. Die Politik dominierte, denn damals war zum Beispiel noch Milosevic an der Macht", so Resing.

In diesem Jahr lag der Schwerpunkt eindeutig auf praktischen Fragen der Medienzusammenarbeit an Ungarns Süd- und Südostgrenzen. "Es war sehr positiv, über die Erfahrungen von zum Beispiel ungarischen Journalisten aus Békéscsaba, Subotica oder Temesvár zu hören, die an solchen Kooperationen beteiligt sind", fand der Botschaftssprecher. Als ein gelungenes Beispiel nannte er auch die Europawelle des ungarischen Radios, die ihre Programme auf Ungarisch, Rumänisch und Serbisch ausstrahlt.

Auch das ZDF und die Deutsche Welle stellten ihre Erfahrungen vor - und die reichen von Praktika für Nachwuchsjournalisten über Kooperationen mit Printmedien bis hin zur technischen Ausrüstung von Rundfunksendern. ZDF-Mitarbeiter Heiko von Debschitz mahnte aber an, dass der Bund weiterhin ein starkes finanzielles Engagement in der Medienhilfe zeigen müsse.

Besuche bei der Außenstelle des ungarischen Fernsehsenders MTV in Pécs, des Magyar-Rádio-Studios und der Lokalzeitung "Új Dunántúli Napló", die bei der lokalen Organisation mithalf, rundeten das Programm ab. Auch der informelle Erfahrungsaustausch am Rande des intensiven Vortragsprogramms trug zum Erfolg der Konferenz bei. "Es wird mit Sicherheit eine dritte Konferenz dieser Art geben", zeigte sich Resing überzeugt. (fp)