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Widersprüchliches zur Länderspielabsage

22. November 2015

Gab es tatsächlich eine konkrete Terrorgefahr, die die kurzfristige Absage des Länderspiels in Hannover rechtfertigte? Selbst in Sicherheitskreisen scheint man sich darüber nicht einig zu sein.

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Bewaffnete Polizisten vor dem Stadion (Foto: "Reuters/F. Bimmer)
Bild: Reuters/F. Bimmer

Ja, es gab eine sehr konkrete Gefahr, will die Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitig (FAS) erfahren haben. Demnach liegen ihr Berichte aus Sicherheitskreisen vor, wonach der französische Geheimdienst neben den Erkenntnissen über fünf geplante Bomben an verschiedenen Stellen in Hannover auch Namen von Gruppenmitgliedern übermittelt hat. Diese Namen seien den Sicherheitsbehörden bisher nicht bekannt gewesen. Nun werde nach den Personen gesucht, unter anderem durch die Beobachtung sogenannter Gefährder, schreibt die FAS.

Dieser Darstellung widerspricht der Terrorexperte des Zweiten Deutschen Fernsehens (ZDF), Elmar Theveßen. Seiner Information nach haben die Sicherheitsbehörden keine Hinweise, dass die Terrorzelle für Hannover tatsächlich existiert. Selbst in den Sicherheitskreisen herrschten unterschiedliche Bewertungen zur Glaubwürdigkeit der Terrowarnungen des französischen Geheimdienstes.

Ein neuer Blick auf Terrorwarnungen

In den vergangenen Jahren seien immer wieder Fehlinformationen aufgetaucht, erfuhr das ZDF. Fast wöchentlich bekämen die Nachrichtendienste Hinweise auf Terrorzellen, sogenannte "Hit-Teams" aus fünf bis sieben Personen, die Anschläge in Westeuropa verüben wollten. In den meisten Fällen hätten sich diese Informationen als nicht belastbar herausgestellt. "Seit Paris schauen wir nochmal mit anderen Augen auf diese Warnungen", so ein Ermittler gegenüber dem ZDF.

Seit Donnerstag ermittelt der Generalbundesanwalt nach der Absage des Fußball-Länderspiels Deutschland- Niederlande. In Hannover wurde bislang kein Sprengstoff gefunden – laut FAS-Bericht möglicherweise wegen der rechtzeitigen Spielabsage, aufgrund derer die Gruppe ihre Anschläge verschoben habe.

Bundeskanzlerin Merkel hatte am Tag nach der Terrorwarnung die kurzfristige Absage für richtig erklärt. Es sei eine Abwägung zwischen "Sicherheit und Freiheit" gewesen und im Zweifel müsse "für die Sicherheit" entschieden werden, so die Kanzlerin.

fab/rb (dpa, afp, FAS, heute.de)