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Wie der Fisch auf den Teller kommt

Anja Steinbuch
19. Mai 2017

Vor 100 Jahren erfand ein Ingenieur eine Maschine, die die Fischerei weltweit revolutionierte. Heute stellt die Firma Baader Verarbeitungsanlagen auch für Geflügel, Obst und Gemüse her.

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Symbolbild Lachsgericht
Bild: Fotolia/joemakev

Fast 100 Jahre ist es her: In Lübeck erfindet der junge Ingenieur Rudolph M.J. Baader eine Maschine, die die Art, wie man Fisch auf den Teller bringt, für alle Zeiten verändern wird. Heringe, Makrelen und Dorsche müssen nun nicht mehr zeitraubend mit der Hand verarbeitet werden. Das verändert eine ganze Branche - nicht nur in Lübeck und Deutschland, sondern rund um den Globus. Der geschichtsträchtigen Erfindung folgten viele weitere Patente und technische Lösungen, mit denen die Verarbeitung von Fisch, Geflügel, Obst und Gemüse industrialisiert wurde.   

Den Baader-Ingenieuren ging es schon in den 1920er Jahren nicht nur um die Steigerung der Stückzahlen und damit der Produktivität in den Lebensmittelfabriken ihrer Kunden, sondern auch um Qualität und Hygiene. Durch kürzere Verarbeitungszyklen und leicht zu reinigende Maschinen stieg das Niveau im Vergleich zur manuellen Methode erheblich. Die erfolgreichen Maschinen "made in Lübeck" sorgten dafür, dass der Markenname Baader weltweit zu einem Qualitätsmerkmal und das Unternehmen zum Weltmarktführer wurde. 

Bis heute in Familienbesitz 

Das norddeutsche Traditionsunternehmen befindet sich bis heute in Familienbesitz. Es hat sich durch strategische Entscheidungen und konsequente Weiterentwicklung der technologischen Errungenschaften zu einer international tätigen Unternehmensgruppe entwickelt. Diese wird in der dritten Generation von Petra Baader geleitet. Mit Erfolg: 1100 Mitarbeiter produzieren und vermarkten an 70 Standorten weltweit Maschinen und komplette Lebensmittel-Fabrikanlagen. Petra Baader und ihre beiden Geschäftsführer Robert Focke und Torsten Krausen analysieren permanent die Entwicklungen auf den Märkten in Europa, Asien sowie Nord- und Südamerika und justieren danach ihre Wachstumsstrategien. "Die Zukunfts-Perspektiven machen uns Freude", sagt Petra Baader. Hanseatisch zurückhaltend erwähnt die erfolgreiche Unternehmerin nicht, dass die Hightech-Maschinen aus dem Hause Baader echte Exportschlager sind und damit deutlich mehr als nur Grund zur Freude auslösen dürften.

Petra Baader Unternehmerin
Petra Baader leitet das Lübecker Traditionsunternehmen, das weltweit tätig ist.Bild: BAADER

Wachsende Weltbevölkerung gut fürs Unternehmen

Petra Baader ist überzeugt, dass in den kommenden Jahren die Nachfrage nach Produkten ihres Hauses noch deutlich steigen wird: "Die Weltbevölkerung wächst stetig und zwar insbesondere in den Schwellenländern. Die Ernährung für diese Menschen muss im gleichen Maße wachsen und das geht nur durch maschinelle, hygienisch einwandfreie und kostengünstige Herstellverfahren." Ein wichtiger Markt der Lübecker ist schon heute der in muslimischen Staaten. In diesen Regionen ist die Halal-gerechte Verarbeitung von Lebensmitteln gefragt. Als eine von wenigen Firmen der Branche entwickelt und verkauft Baader hier heute schon Maschinen und Anlagen, mit denen sich islamische Speisevorschriften einhalten lassen. 

Der weltweite Markt für Halal-konforme Lebensmittel hat sich laut der Industrie- und Handelskammer Hannover in den letzten Jahren von einem Nischensektor zu einem veritablen Wirtschaftszweig entwickelt. 2015 haben die rund 1,6 Milliarden Muslime weltweit 1,1 Billionen US-Dollar für Lebensmittel ausgegeben. Rund 415 Milliarden US-Dollar wurden davon für Halal-Lebensmittel ausgegeben - von Muslimen und Nicht-Muslimen. Die rund 50 Millionen in Europa lebende Muslime stellen eine besonders kaufkraftstarke Käufergruppe dar.

Viel Marktpotential

Auf dem Halal Food Festival am 19. und 20. August in London werden sich viele Diskussionen um die künftigen europäischen Ausfuhren von Halal-Lebensmitteln und Maschinen, die eine Halal-konforme Verarbeitung garantieren, drehen. Zunehmend erkennen die deutschen Maschinen- und Anlagenhersteller die Wachstumsimpulse, die aus Schwellen- und Entwicklungsländern kommen, deren Industrie auf-, ausgebaut oder modernisiert werden muss. Hier ist die Technisierung in der Produktion häufig noch auf einem niedrigen Niveau. 2016 wurden in Deutschland Maschinen und Anlagen im Wert von 13,3 Milliarden Euro hergestellt, ein Plus von 2,4 Prozent im Vergleich zum Vorjahr.

"Die derzeitige Entwicklung der Branche stimmt uns positiv, sodass wir für 2017 von einem Umsatzzuwachs für den gesamten Fachverband Nahrungsmittelmaschinen und Verpackungsmaschinen zwischen drei und vier Prozent ausgehen", sagt Richard Clemens, Geschäftsführer des Fachverbandes Nahrungsmittel- und Verpackungsmaschinen. Die Nachfrage aus dem Ausland ist der Motor der Branche. Ein großer Anteil der deutschen Produktion wird in mehr als 100 Länder weltweit geliefert. Der Wert dieser Ausfuhren betrug im vergangenen Jahr 8,3 Milliarden Euro. Das waren knapp vier Prozent mehr als im Vorjahr. Hinter Europa und Asien liegt Nordamerika auf Platz drei der Ausfuhrregionen. Die Länder der Halal-Regionen holen auf. Davon profitieren wollen auch Familienunternehmen wie Baader aus Lübeck.