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Wie kam es zu den verheerenden Bränden auf Hawaii?

11. August 2023

Durch den Klimawandel werden Waldbrände global zunehmen. Auf Maui führte eine Verkettung von vier Faktoren zur Brandkatastrophe.

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USA Hawaii, Rettungskräfte in verbrannter Umgebung mit PKW-Ruinen und zerstörter Landschaft, Waldbrandverwüstung Maui
Helfer können nach der Waldbrandverwüstung nicht mehr viel tunBild: Matthew A. Foster/U.S. Army National Guard/UPI Photo/Newscom/picture alliance

Es ist die schlimmste Naturkatastrophe in der Geschichte des Staats Hawaii. Auf Maui führte eine Verkettung von vier Faktoren zur verheerenden Brandkatastrophe: ein kleiner nicht gelöschter Brand, extrem starker Wind, niedrige Luftfeuchtigkeit und eine ausgetrocknete Vegetation.

Ein Unglück kommt selten allein

1. Ein kleiner Brand konnte nicht unter Kontrolle gebracht werden

Den Ursprung nahm die Katastrophe durch einen kleineren Waldbrand nahe der besiedelten Regionen. Wie es zu dem Brand kam, ob es gar Brandstiftung war, ist bislang noch ungeklärt. Dieser zunächst kleine Waldbrand konnte nicht gelِöscht werden, sondern griff in der Nacht von Mittwoch auf Donnerstag (10. August) sehr schnell um sich. Angefacht durch extrem starke Winde geriet das Feuer dann – ähnlich wie jüngst auf der griechischen Insel Rhodos – binnen kürzester Zeit außer Kontrolle. Die Flammen breiteten sich so schnell aus, dass viele Menschen in Panik ins Meer sprangen, um sich in Sicherheit zu bringen.

Verbrannte Autos nach dem Flammeninferno auf Maoi
Spuren der Verwüstung nach dem Flammeninferno und die Frage nach dem WarumBild: Jack Truesdale/Civil Beat/ZUMA/picture alliance

2. Extrem starke Passatwinde

Verantwortlich für diese extrem starken Windbِöen mit bis zu 100 Kilometern pro Stunde soll der weit südwestlich der Inseln vorbeiziehende Hurrikan "Dora" der Kategorie Vier gewesen sein. Denn durch diesen Hurrikan sei es in dem Gebiet zu sehr großen Unterschieden beim Luftdruck mit ungewِöhnlich starken Passatwinden gekommen, so Meteologen. Andere Experten bezweifeln einen direkten Zusammenhang.

Unstrittig ist aber, dass der starke Wind wie ein Brandbeschleuniger wirkte. "Die West-Maui-Berge wiederum haben diese Winde weiter beschleunigt, vor allem nachts", sagt Steven Businger, Professor in der Abteilung für Atmosphärenwissenschaften an der Universität von Hawaii, im DW-Gespräch. "Das ist es, was die Leute überrascht hat, dass dieser Feuersturm auftrat als die Leute schliefen oder unvorbereitet waren", fügt Businger hinzu. "Es war also ein perfekter Sturm."

Sanfte Passatwinde sind für die Region vِöllig normal. Sie entstehen, wenn sich die Luft vom Hochdrucksystem nِördlich von Hawaii – dem sogenannten Nordpazifikhoch – zum Tiefdruckgebiet am Äquator im Süden des Staates bewegt. Dass es jetzt so extrem starke Passatwinde gab, hat auch die Meteorologen beim National Weather Service in Honolulu überrascht.

3. Mitten in der Trockenzeit

Die durch die starken Windbِöen angefachten Flammen hatten leichtes Spiel, denn auf Hawaii herrscht gerade Trockenzeit mit sehr niedriger Luftfeuchtigkeit. Grundsätzlich herrscht auf Hawaii tropisches Klima, also feuchtwarmes Wetter mit geringen Temperaturschwankungen im Jahresverlauf. Die normalerweise sanften Passatwinde verhindern extreme Hitze und zu hohe Luftfeuchtigkeit. 

Die Trockenzeit setzt spätestens im Mai ein. Mit dem Abflachen der Regenschauer steigen auch die Temperaturen und die beliebteste Reisezeit des Jahres beginnt. Jetzt im August und September kann es auf Hawaii besonders heiß werden. Die Tageshِöchstwerte steigen dann im Durchschnitt über die 30-Grad-Marke. Zwar sind tropische Schauer auch in der Trockenzeit weiterhin mِöglich, aber Hurrikans sind in der Trockenzeit eher selten.

Kommt es zu der gefährlichen Kombination von extrem trockener Vegetation, starken Winden und vor allem sehr trockener Luft, schrillen bei den Feuermeteorologen, bei Forstexperten und der Feuerwehr alle Alarmglocken. Entsprechend hatte der US-amerikanische Wetterdienst National Weather Service aufgrund der angespannten klimatischen Bedingungen vor einer akuten Brandgefahr gewarnt. 

4. Anfällige Vegetation

Grundsätzlich kann ein Feuer im Wald durch einen Blitzeinschlag, längere Hitzeperioden oder menschliches Handeln entstehen. Die allermeisten Waldbrände werden entweder mit Absicht oder aus Leichtsinn verursacht, schon ein Lagerfeuer oder eine weggeworfene Zigarette reichen für einen Flächenbrand.

Tödliche Feuerstürme auf Hawaii

Auf Maui gibt es zudem das invasive Guinea-Gras, das in der feuchten Jahreszeit täglich bis zu 15 Zentimeter wachsen und bis zu drei Meter hoch werden kann. Wenn dieses Gras dann in der Trockenzeit stehen bleibt, dann kِönnen diese Flächen bei einem Brand blitzschnell in Flammen auf. "Diese Flächen sammeln rasch Brennmaterial an", sagt Clay Trauernicht, Brandforscher an der University of Hawaii. "Unter heißeren und trockenen Bedingungen mit schwankenden Niederschlägen wird sich das Problem noch verschärfen."

Wie kann man sich besser vor Waldbränden schützen?

Verheerende Waldbrände hat es immer gegeben. Aber durch den Klimawandel werden Waldbrände global zunehmen. Deshalb müssen wir lernen, mit dem Feuer zu leben und durch ein schlüssiges Feuermanagement die Schäden zu reduzieren.

Denn Brände wird es immer wieder geben, sie lassen sich nicht ganz verhindern: "Feuer kennen keine Grenzen. Sie brennen über Wälder, Naturschutzgebiete, Grasländer, landwirtschaftliche Flächen, Farmen, ländliche Siedlungen und auch Stadtrandlagen. Hier müssen Maßnahmen ansetzen, die diese verschiedenen Landschaftselemente weniger anfällig für Feuer machen. Es gilt die Gebiete so zu gestalten, dass ein Feuer dort weniger Nahrung findet und damit auch leichter kontrolliert werden kann", so Johann Georg Goldammer, der Leiter des Global Fire Monitoring Center (GFMC) gegenüber der DW.

Ein Waldbrand brennt in Kihei, Hawaii
Tausende von Einwohnern flüchteten aus ihren Häusern auf Maui, als Brände über die Insel hinwegfegten.Bild: Ty O'Neil/AP/picture alliance

Vor allem Länder mit großen Waldgebieten müssen dringend die Risiken von Waldbränden verringern, so Robert Watson, der ehemalige Vorsitzende des Zwischenstaatlichen Ausschusses für Klimaänderungen (IPCC) im DW-Gespräch. Deshalb sei es so wichtig, potentielle Brandherde wie vor allem trockenes Unterholz zu beseitigen: "Es handelt sich um eine Kombination aus der Bewirtschaftung des Waldes durch Ausdünnung, insbesondere des Unterholzes, und kontrollierten Bränden. Wenn es dann tatsächlich zu einem Waldbrand kommt, ist er in Zukunft besser zu kontrollieren. Man muss die so genannte Brennstofflast, also die Menge der trockenen Vegetation, reduzieren."

Watson betont, dass die Länder das wachsende Potenzial für Waldbrände akzeptieren und Strategien entwickeln müssen, um dieser neuen Realität zu begegnen. "Mit dem vom Menschen verursachten Klimawandel werden wir mehr extreme Temperaturen und mehr Dürren erleben – die perfekten Bedingungen für Waldbrände wie diesen."

DW Mitarbeiterportrait | Alexander Freund
Alexander Freund Wissenschaftsredakteur mit Fokus auf Archäologie, Geschichte und Gesundheit@AlexxxFreund