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Wie kann Afrika Ressourcen besser nutzen?

19. Mai 2010

Kamerun ist eines der Länder, das 1960 unabhängig wurde. Anlässlich des Jubiläums fand in der Hauptstadt Yaoundé die Konferenz Afrika21 statt. Dort wurde vor allem über Rohstoffe diskutiert.

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Minenarbeiter im Kongo (Foto: AP)
Trotz Rohstoffreichtum sind viele Menschen armBild: AP

Erdöl spült vielen afrikanischen Ländern das meiste Geld in die Kasse. Schon in den 70er Jahren ging der erste Boom in Nigeria los. Doch ein Segen ist das Ölgeschäft nur für sehr wenige in Afrika. Das betonte Jean Ping, Vorsitzender der Kommission der Afrikanischen Union. "Generell konnten wir beobachten: Wo es Öl gibt, gibt es auch Konflikte. Jemand hat mal gesagt, dass Öl ein Fluch ist. Wenn du Öl hast, kommt jeder, um Unruhe zu stiften und die staatlichen Ressourcen auszubeuten." Trotzdem brauche man Öl, um das Land zu entwickeln.

Ölboom fördert Korruption

Konferenz zu 50 Jahren Unabhängigkeit afrikanischer Staaten in Yaoundé (Foto: DW/Adrian Kriesch)
Konferenz zu 50 Jahren Unabhängigkeit afrikanischer Staaten in YaoundéBild: DW

Doch Ölgeld trägt nur zur Entwicklung bei, wenn es richtig ausgegeben wird. Und in vielen Ländern wurden die Einnahmen nicht zum Bau von Schulen, Krankenhäusern oder Straßen verwendet. Stattdessen förderte der Ölboom häufig die Korruption. Denn meist wurden die Bohrlizenzen einfach zwischen einer Firma und dem Minister ausgehandelt. Ein gutes Geschäft für beide Beteiligten, aber nicht für die Bevölkerung. Das hat sich inzwischen geändert, behauptet Jacques Marraud des Grottes. Er ist beim französischen Mineralöl-Multi "Total" für das Afrika-Geschäft verantwortlich. Heute würden die Lizenzen meist in offiziellen Auktionen versteigert, so Marraud. Was der Staat dann mit den Einnahmen mache, sei aber nicht Sache der Ölkonzerne. "Wir unterzeichnen mit dem jeweiligen Staat einen Vertrag und legen gemeinsam den Anteil fest, der an die produzierende Firma geht und den, der an den Staat geht." Auch die Steuern gingen an den Staat. Und dadurch könnten sich die Staaten entwickeln und investieren.

In der Praxis sieht das oft anders aus: In Nigeria versickerten Milliardeneinnahmen und die Bevölkerung im ölreichen Niger-Delta ging leer aus. Im Tschad nutzt der autokratische Präsident Idriss Déby die Öl-Gelder, um sein Waffenarsenal aufzustocken.

Musterland Botswana

Sortierung von Diamanten in Botswana (Foto: J. Sorges)
Botswanas Diamanten brachten auch der Bevölkerung WohlstandBild: J. Sorges

Doch es gibt auch positive Beispiele, wie Bodenschätze eingesetzt werden können. Vor fast 40 Jahren hatten Sierra Leone und Botswana ein ähnlich hohes Pro-Kopf-Einkommen. Dann wurden in beiden Ländern Diamanten entdeckt. Während in Sierra Leone ein Bürgerkrieg um die Kontrolle der Diamantenvorkommen ausbrach, setzte Botswana die Einnahmen aus dem Diamantengeschäft zum Aufbau des Landes ein. Zeitweise hatte Botswana dadurch das höchste Wirtschaftswachstum der Welt.

Zéphirin Diabré hofft, dass sich andere Staaten ein Beispiel an Botswana nehmen. Er ist der ehemalige Wirtschaftsminister Burkina Fasos und war auch für die Minen in seinem Land verantwortlich. "Der afrikanische Kontinent verfügt über große Vorkommen von Bodenschätzen. Und wie man diese in etwas umwandelt, von dem die Menschen profitieren können, hängt von der Regierungsführung ab." Es sei entscheidend, wie die Länder organisiert und regiert würden, ob die Institutionen fest verankert seien und ob die Menschen zur Verantwortung gezogen würden.

Stärkere Kontrolle durch die Gesellschaft

Diabré setzt auf eine stärkere Kontrolle durch die Gesellschaft. Denn Experten haben festgestellt, dass die Zivilgesellschaft oft viel genauer hinsieht, wie der Staat mit Steuereinnahmen umgeht. Was eine Regierung mit dem Gewinn aus dem Export von Rohstoffen macht, findet hingegen meist weniger Beachtung. Das ändert sich mittlerweile. Selbst in autokratischen Staaten wie dem Tschad schreit die Zivilgesellschaft auf, wenn ihre Gelder und ihre Rohstoffe veruntreut werden. Viele Experten hoffen, dass die Zivilgesellschaft mehr Einfluss gewinnt. Damit mehr Menschen in Afrika vom Abbau der Bodenschätze profitieren.

Autor: Adrian Kriesch
Redaktion: Katrin Ogunsade