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Ein Öko-Betrieb ist nicht automatisch klimafreundlich

16. März 2009

Ökolandwirte verzichten auf Dünger und Pflanzenschutzmittel - das reduziert den CO2-Ausstoß. Doch auch sie haben noch einige Hürden zu nehmen auf dem Weg zum klimafreundlichen Landwirtschaftsbetrieb.

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(Grit Krause)
Auch Bio-Kühe stoßen CO2 ausBild: DW/Krause

Ingeborg Schwarzwälder und ihr Mann Michael gehören zu den Öko-Pionieren in der Gegend um Dresden und Meißen. Seit 1991 bewirtschaften sie das Pfarrgut Taubenheim. Angefangen haben sie mit Getreideanbau und einer Bäckerei, später kamen Rinderhaltung und die hauseigene Molkerei dazu. Ob mit 150 Hektar Fläche und 50 Milchkühen das Klima gerettet werden kann, bezweifelt Ingeborg Schwarzwälder. Aber allein durch die ökologische Bewirtschaftung ist der CO2-Ausstoß des Bio-Hofes geringer als der eines konventionellen Betriebes von ähnlicher Größe.

"Wir setzen keine synthetischen Dünge- und Pflanzenschutzmittel ein, die bei ihrer Produktion schon sehr viel Energie verbrauchen", sagt sie. "Außerdem schaffen wir auf der gleichen Fläche viele Arbeitsplätze im ländlichen Raum, so dass die Leute nicht mit dem Auto über Entfernungen von 50 Kilometern fahren müssen."

(Grit Krause)
Ingeborg Schwarzwälder ist stolz auf ihren ÖkohofBild: DW/Krause

Mastfutter-Produktion zerstört Regenwald

Der Biohof ernährt inzwischen nicht nur die Schwarzwälders und eine ihrer Töchter nebst Familie, sondern auch noch weitere 15 Mitarbeiter. Produktion und Verarbeitung liegen bei ihnen in einer Hand, ebenso die Vermarktung. Dadurch sparen sie zusätzlich Transportkosten und Verpackungsmaterial und verringern wiederum den Ausstoß an CO2. Diese positive Bilanz wird jedoch durch die Milchkühe auf dem Hof beeinträchtigt.

Bei der Verdauung produzieren die Wiederkäuer Methan. Das Gas entweicht aus den Mägen in die Atmosphäre und heizt diese mehr als 20-mal so stark auf wie CO2. Laut einer Studie, die das Institut für ökologische Wirtschaftsforschung für Deutschland erstellt hat, verursacht die Rinderhaltung etwa die Hälfte aller landwirtschaftlichen Treibhausemissionen. Da schneiden Biokühe ähnlich schlecht ab, wie die aus konventioneller Haltung.

(Grit Krause)
Die hofeigenen Molkerei spart TransportkostenBild: DW/Krause

Doch bei letzteren kommt noch ein weiteres Problem hinzu: Soja dient in der konventionellen Milch- und Fleischproduktion als Mastfutter. Und für den Sojaanbau werden jährlich zehntausende Hektar Regenwald vernichtet. Somit verursachen die Kühe einerseits eine Zerstörung der CO2-bindenden Waldflächen, gleichzeitig aber auch zusätzliche CO2-Emissionen durch die Brandrodungen. Ein klarer Vorteil ihrer Artgenossen aus dem Ökolandbau, wo auf Soja verzichtet wird.

Restwärme nutzen

Als Ökolandwirte sind die Schwarzwälders Überzeugungstäter und sobald sie den Kopf frei haben, tüfteln sie deshalb an Möglichkeiten, wie sie Energie sparen und die Klimabilanz ihres Hofes verbessern können, auch wenn manches an den Gegebenheiten vor Ort scheitert.

"Wir haben früher von einer Biogasanlage geträumt", sagt Ingeborg Schwarzwälder. Aber leider sei dies mit Rinderjauche nicht ausreichend. "Wir wollten gern etwas mit Elektrovoltaik oder Sonnenkollektoren machen, aber haben feststellen müssen, dass alle unsere Dächer genau in die falsche Richtung stehen." Auch über ein Blockheizkraftwerk hätten sie sehr lange nachgedacht aber wegen des hohen Holzverbrauchs verzichtet.

Ein erster Erfolg: Seit vergangenem Jahr nutzen die Schwarzwälders die Restwärme des Backofens, um warmes Wasser für die Bäckerei, die Molkerei und auch für ihr Wohnhaus aufzubereiten. Und wenn demnächst der neue Kuhstall gebaut wird, werden auch Biogas und Sonnenenergie auf jeden Fall wieder Thema sein.

Weitere Informationen:

Im Interview mit DW-WORLD.DE spricht Matthias Meißner, Agrarexperte vom World Wildlife Fund (WWF), unter anderem über den Einfluss der Landwirtschaft auf den Klimawandel, die Chancen klimafreundlicher Landwirtschaft und die Reduktion von Treibhausgasen (Link am Ende der Seite).

Autorin: Grit Krause

Redaktion: Sandra Voglreiter