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Wie sicher ist London?

Joanna Impey30. Juli 2012

Eurofighter sind in Bereitschaft, Bodenluftraketen auf Hochhäusern installiert. Die Marine patrouilliert auf der Themse. London scheut keine Mühen, um für sichere Olympische Spiele zu sorgen.

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Marineboot auf der Themse (Foto: dpa)
Bild: picture-alliance/dpa

Am 6. Juli 2005 wurde der Welt verkündet: Die Olympischen Spiele 2012 werden in London ausgetragen. Angespannte Vorfreude war auf den Gesichtern derer abzulesen, die sich in der britischen Hauptstadt am Trafalgar Square versammelt hatten, um dort gemeinsam auf die Ankündigung zu warten.

Am nächsten Tag dann wurde London zum Schauplatz eines echten Albtraums: Am Morgen des 7. Juli ließen vier in England heimische islamistische Terroristen in drei Londoner U-Bahnen Bomben hochgehen; eine weitere detonierte in einem der typischen Doppeldeckerbusse. 52 Menschen starben bei den Anschlägen, über 700 weitere wurden verletzt.

Diejenigen, die die Bedrohung durch Terrorismus während des olympischen Auswahlverfahrens schon als unwahrscheinlich abgetan hatten, wurden durch die Anschläge jäh daran erinnert, dass London durchaus einer sehr realen Bedrohung ausgesetzt war und ist.

Zerstörte Autos und Trümmer nach dem Bombenanschlag von 2005 in London (Foto: AP)
Die Anschläge von 2005 schockierten London und die WeltBild: AP

"Olympische Spiele sind das perfekte Ziel für Terroranschläge”, sagte George Kassimeris, ein Terrorismus-Experte an der Universität Wolverhampton. "Und die Situation ist diesmal durch die außenpolitischen Einsätze von Großbritannien in Afghanistan und Irak etwas heikler als sie es in Athen, Sydney oder Peking war.“

Keine Kosten und Mühen gescheut

Die Organisatoren von London 2012 betonen deshalb immer wieder, dass alles Menschenmögliche getan werde, um die Sicherheit zu gewährleisten. "Wir werden Sicherheitsmaßnahmen für alle Eventualitäten bereitstellen“, erläuterte der Vorsitzende des Organisationskomitees, Sebastian Coe, und ergänzte "Nach Risiko steht uns überhaupt nicht der Sinn.“ Die Kosten für die mit Olympia verbundenen Sicherheitsvorkehrungen könnten 1,25 Milliarden Euro noch übersteigen. Darunter fallen Ausgaben für 23.700 Soldaten und anderes Militärpersonal; zu den Höchstzeiten soll das Kontingent um 13,500 weitere ergänzt werden. Nicht annähernd so viele britische Soldaten befinden sich derzeit im Einsatz in Afghanistan.

Luftaufnahme des Olympiaparks in London. (Foto: dpa)
Der Olympiapark: Besucher müssen mit strengen Sicherheitskontrollen rechnenBild: picture-alliance/dpa

Die Anzahl an Sicherheitskräften, bereitgestellt durch die Firma G4S, sollte ursprünglich deckungsgleich mit der Zahl an Polizisten sein (17.000). Mittlerweile jedoch musste G4S eingestehen, dass sie nun doch nicht genug Mitarbeiter stellen könne. Um die Leerstellen zu füllen, werden nun zusätzliche 3.500 britische Soldaten zum Einsatz kommen.

Machtdemonstration

Im Vorfeld der Eröffnungsfeier ließ die britische Regierung eine Woche lang eine Militärübung durchführen, die von Eurofighter bis Armeehelikoptern alles zu bieten hatte. Bodenluftraketen, so die Regierung, sollen auf den Dächern von Hochhäusern im Osten der Hauptstadt platziert werden, von wo aus der Olympapark gut zu überblicken ist. Scharfschützen seien speziell dafür ausgebildet worden, Piloten von tieffliegenden "Terrorflugzeugen" abzuschießen. Zum ersten Mal soll außerdem Wachpersonal mit Maschinengewehren im U-Bahn-Netz Streife gehen.

All dies macht Olympia 2012 zu Großbritanniens umfangreichster Sicherheitsoperation zu Friedenszeiten. "Die britische Regierung tut alles in ihrer Macht Stehende, um auf alle Eventualitäten vorbereitet zu sein – in der Luft, auf dem Boden, unter der Erde und auf dem Wasser,“ sagte Kassimeris.

Gesperrte Straße in London (Foto: EPA)
Zahlreiche Straßen sind in London gesperrtBild: picture-alliance/dpa

Keine "belagerte Stadt"

Und dennoch, so betonen die Organisatoren, werde London seine Gäste willkommen heißen – trotz aller zusätzlichen Sicherheitsvorkehrungen. “Wir wollen dafür sorgen, dass die Spiele sicher ablaufen, aber gleichzeitig wollen wir nicht das Bild einer belagerten Stadt zeichnen, denn das wird London durchaus nicht sein,“ sagte Coe. "Wir laden die Menschen nach London ein, um hier das größte Sportereignis zu feiern, das das Land je gesehen hat,“ fügte er hinzu.

Die Sicherheitsfirma G4S schließt sich diesen Worten an. "Wir sind sehr bemüht, hier das Gleichgewicht zu wahren – wir sorgen für die Sicherheit und dafür, dass sich die Menschen willkommen fühlen,“ sagte David Commins.

Die Besucher werden nur durch Sicherheitsschleusen wie an Flughäfen auf die olympischen Spielstätten kommen, und es ist streng geregelt, was ins Stadion mitgebracht werden darf und was nicht. Die Londoner wurden gewarnt, dass es bei U-Bahnen und Bussen zu erheblichen Verspätungen kommen kann. Millionen Berufspendler werden in der Stadt von den erhöhten Sicherheitsvorkehrungen betroffen sein. Viele Firmen erlauben ihren Mitarbeitern, während der Olympischen Spiele von zu Hause aus zu arbeiten. Andere werden London vermutlich verlassen, um außerhalb der Hauptstadt Ruhe zu finden.

"Wenn man sich zu Sicherheitsvorkehrungen in diesem Ausmaße entschließt, dann entstehen automatisch Schwierigkeiten und Unannehmlichkeiten. Wahrscheinlich werden im gewissen Maße auch die bürgerlichen Freiheiten eingeschränkt. Ich fürchte, das gehört dazu, wenn man die Spiele schützen will,“ sagte Kassimeris.