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Was kostet der Brexit?

22. März 2016

Die britische Bevölkerung wird Ende Juni über den Verbleib in der EU abstimmen. Schon im Vorfeld warnen Verbände und Ratingagenturen vor verheerenden finanziellen Folgen eines Austritts für die Briten.

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Belgien EU Kommission Flaggen Großbritannien und Europa (Foto: Herman +++ (C) Reuters/Y. Herman)
Bild: Reuters/Y. Herman

Autobauer, Nahrungsmittelindustrie, verarbeitendes Gewerbe und Dienstleistungssektor - beinahe die komplette Wirtschaft würde im Falle eines Austritts aus der EU - des sogenannten "Brexit" - in Mitleidenschaft gezogen. Das geht aus einem Bericht der Ratingagentur Moody's hervor. Dabei treffe es vor allem die Kreditwürdigkeit dieser Branchen. Diese dürfte nach einem "Brexit" deutlich schlechter ausfallen, weil ein solcher Schritt zu anhaltender Unsicherheit führen würde. Unternehmen könnten sich dann schwerer Geld leihen. Die Investitionen gingen erst mal zurück, bis die tatsächlichen Auswirkungen auf Handel, Regulierung und Arbeitskosten absehbar seien.

Großbritannien pro-Brexit-Kampagne in London (Foto: Getty Images/AFP/N.)
Eine pro-Brexit-Kampagne in London. In Umfragen liegen EU-Befürworter und -Gegner im Königreich Kopf an Kopf; bis zu 20 Prozent der Wähler sind noch unentschieden.Bild: Getty Images/AFP/N. Halle'n

Am 23. Juni werden die Briten über den Verbleib in der EU abstimmen. Eine Abspaltung könnten sich dann über zwei oder mehr Jahre hinziehen. Moody's geht davon aus, dass in dieser Übergangszeit alternative Vereinbarungen geschlossen werden und sich die Unternehmen an das neue Umfeld anpassen.

Eine Studie im Auftrag der britischen Industrie sieht das etwas anders. "Selbst im besten Falle käme es zu einem gravierenden Schock für die britische Wirtschaft", so die Geschäftsführerin des Branchenverbandes CBI, Carolyn Fairbairn.

Unter dem Strich könnte ein "Brexit" bis zum Jahr 2020 Kosten von knapp 130 Milliarden Euro verursachen und an die 950.000 Arbeitsplätze gefährden, so die Studie, die die Beratungsgesellschaft PwC für den Industrieverband erstellt hat.

Folgen auch für den Finanzplatz London

Auch der für Großbritannien wichtige Bankensektor bliebe nicht unversehrt. Die Anwaltskanzlei Clifford Chance kommt zu dem Schluss, dass eine Abkehr von der EU für Banken und Investmentfirmen "infolge neuer Beschränkungen für grenzüberschreitende Geschäfte wahrscheinlich deutliche nachteilige Folgen" habe.

Die vom europäischen Finanzmarktverband AFME in Auftrag gegeben Studie beleuchtet die Möglichkeiten internationaler Banken. Geldhäuser wie JPMorgan, Morgan Stanley und Goldman Sachs haben ihre Europa-Zentrale in London. Im Falle eines "Brexit" würden sie ihre über EU-Gesetze geregelten Geschäftsmöglichkeiten in anderen europäischen Ländern erst mal verlieren.

Nm/bea (dpa, afp, rtr)