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Wie weit reicht der Euro?

Johannes Beck6. Januar 2005

D-Mark, Lira oder Peseta - Namen aus der Vergangenheit, aus der Zeit vor dem Euro. Inzwischen ist das Bezahlen mit der europäischen Gemeinschaftswährung für die meisten Europäer ganz selbstverständlich.

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Glänzt mit guter Volkswirtschaft: EstlandBild: AP

Wie viele Länder sind Mitglied im Euroraum: a) 12, b) 16 oder c) 18? Des Rätsels Lösung ist einfach: Alle Antworten sind richtig. Zum einen sind zwölf EU-Staaten die offiziellen Mitglieder der Europäischen Währungsunion. Dazu kommen vier Kleinstaaten: Andorra, Monaco, San Marino und der Vatikanstaat. Diese Staaten haben früher Vorgängerwährungen des Euro wie die Lira und den Franc benutzt und sind so indirekt in den Euroraum gerutscht. Bis auf Andorra haben diese Zwergstaaten sogar das Recht, eigene Euromünzen zu prägen. Macht also 16 Staaten.

Weitere Informationen zu den einzelnen europäischen Ländern finden Sie hier


Noch zwei Länder ...

Und wie kommt man auf 18 Staaten? Es gibt noch zwei weitere Eurogebiete, die streng genommen eigentlich gar keine Länder sind. Es handelt sich um das Kosovo, wo die internationalen Verwalter die D-Mark eingeführt hatten, und um Montenegro, das selbst für die Mark optiert hatte. Mit dem Ende der deutschen Währung sind auch diese beiden Gebiete Euromitglieder geworden.

Ausnahmen

Doch zurück zur EU: Seit dem Vertrag von Maastricht aus dem Jahr 1992 gehört die Währungsunion zu den Grundpfeilern der Gemeinschaft. Der Euro soll den freien Austausch von Waren und Dienstleitungen erleichtern, in dem er beispielsweise Preisvergleiche über Grenzen hinweg erleichtert und Währungsrisiken ausschließt.

Britisches Pfund
Sonderregel für das PfundBild: Bilderbox

Dabei müssen die Mitgliedsländer der EU dem Euro beitreten, wenn sie die Beitrittskriterien erfüllen. Drei der fünfzehn Altmitglieder haben dies trotzdem nicht getan. Dänemark und Großbritannien hatten sich bereits im Maastrichter Vertrag eine Ausnahmeklausel gesichert, um dem Euro nicht beitreten zu müssen. Und in Schweden sprach sich das Volk gegen die Gemeinschaftswährung aus. Die schwedische Regierung tritt daher einfach nicht dem Europäischen Wechselkursmechanismus II bei, um sich so selbst für den Euro-Beitritt zu disqualifizieren.

Auch die zehn neuen EU-Mitglieder "müssten" alle beitreten, wenn sie die Maastricht-Kriterien erfüllen. Das ist aber bisher bei keinem einzigen der Fall. So sieht zumindest das ernüchternde Fazit des Konvergenzberichts der EZB vom Oktober 2004 aus.

Große Unterschiede

Vor allem zwischen den Vorreiterstaaten Estland, Litauen und Slowenien und den Nachzüglern Polen, Tschechien und Ungarn öffnet sich eine riesige Kluft. Spitzenreiter Estland beispielsweise dürfte jeden Politiker der alten EU blass werden lassen vor Neid. Die Esten erzielten 2003 einen Haushaltüberschuss von über drei Prozent vom Bruttoinlandsprodukt. Die gesamte Staatsverschuldung liegt bei nur fünf Prozent. Über ein so genanntes Currency Board ist die Estnische Krone seit Jahren stabil an den Euro gebunden. Seit Juni 2004 ist Estland auch Mitglied im Europäischen Wechselkursmechanismus II. Nach der vorgeschriebenen Wartezeit von zwei Jahren ohne größere Ab- und Aufwertungen, müsste Estland Ende 2006 der Weg in die Euro-Zone offen stehen. Weitere Top-Kandidaten für diesen Beitrittstermin sind Litauen und Slowenien. Auch sie sind seit Juni Mitglied im Wechselkursmechanismus und haben ihre Staatsfinanzen im Griff.

Schlechte Aussichten

Trostlos dagegen der Blick auf die drei Schlusslichter Tschechien, Polen und Ungarn: Die Haushaltsdefizite hier liegen deutlich über der Maastricht-Marke von drei Prozent - Tschechien überschritt sie 2003 mit einem Defizit von zwölf Prozent gleich vierfach.

Doch ein bisschen Hoffnung bleibt: Auch Mitte der 1990er hätte niemand Portugal oder Spanien zugetraut, Euro-Gründungsmitglieder zu werden. Aber der Wunsch möglichst früh dabei zu sein, brachte damals den nötigen politischen Druck, um die Länder für die Gemeinschaftswährung fit zu machen.