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Vor der Tour de France

1. Juli 2009

An diesem Samstag beginnt die Tour de France mit dem Prolog in Monaco. Der Dopingverdacht wird auch diesmal wieder mitfahren auf den 3500 Kilometern bis Paris - und vielleicht auch darüber hinaus.

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Der siebenmalige Tour de France-Gewinner Lance Armstrong bei einem Rennen in Nevada City. Foto: AP / Robert Durell
Auf dem Weg zum achten Sieg? Lance ArmstrongBild: AP
Joerg Jaksche winkt nach seinem Etappensieg bei Paris-Nizza in die Menge Foto: AP/Patrick Gardin
Der Kronzeuge: Jörg Jaksche nach seinem Sieg bei Paris-Nizza 2004Bild: AP

Der Radsport fährt mal wieder auf Bewährung bei dieser 96. Auflage der Tour de France. Die Doping-Skandale reißen nicht ab. Der Erste in Paris 2006, Floyd Landis: gedopt, der Sieger 2007, Alberto Contador: mutmaßlich Kunde beim Madrider Blutpanscher Fuentes, der Dritte von 2008, Bernhard Kohl: gedopt. Und davor hatte der Sieger siebenmal in Folge Lance Armstrong geheißen. Auch er hatte, wie man heute weiß, zumindest 1999 mit EPO leistungsfördernd nachgeholfen.

Die Rückkehr des Seriensiegers aus den USA

Ob der frühere Radprofi und spätere Kronzeuge Jörg Jaksche deshalb davon ausgeht, dass auch die am 4. Juli beginnende Auflage der Frankreichrundfahrt einen gedopten Gesamtsieger bekommen wird? Auf die Frage, ob der Tour-Gewinner 2009 ein Betrüger, ein Gedopter sein werde, sagte Jaksche: „Ja. Und das Gesetz der Serie sagt uns, das wird noch lange so bleiben.“

Lance Armstrong wird nach seinem Comeback bei dieser Tour wieder dabei sein. Die Organisatoren hatten sich zuerst geziert ob des angekratzten Rufs des Amerikaners in puncto Doping, gaben dann aber sowohl der Sportgerichtsbarkeit als auch ihrem Profitstreben nach und hießen Armstrong willkommen.

Milch statt EPO?

Team Milram Fahrer Linus Gerdemann waehrend der Team Präesentation für die Tour de France am Dienstag, 23. Juni 2009, in Dortmund. (AP Photo/ Roberto Pfeil)
Linus Gerdemann geht selbstbewusst in die TourBild: AP

Trotz der Dopingskandale – der Beruf macht Teammanager Gerry van Gerven, dem Chef des einzigen deutschen Rennstalls Milram immer noch Spaß. Doping sei vor allem in den deutschen Medien ein Thema, überall sonst werde es nicht so stark problematisiert. Er habe in seinem Team eine klare Linie, er "hasse es, wenn die anderen Mannschaften etwas falsch machen, aber ich schaue nur auf mein Team“, beteuert der Belgier.

Milram wird bei dieser Tour nach durchwachsenem Saisonstart mit zwei Kapitänen an den Start gehen. Linus Gerdemann ist der Mann für die Gesamtwertung, Gerald Ciolek soll als Sprinter Etappensiege holen. Und es darf sogar ein bisschen mehr sein. Das grüne Trikot des Punktbesten ist sein großer Traum: „Ich denke auf jeden Fall, dass das ein realistisches Ziel ist.“ Gerdemann hatte jüngst bei der Tour de Suisse keine überzeugende Generalprobe gegeben, ist aber seinerseits überzeugt, in Frankreich vorne mitzumischen. Mit der Erwartungshaltung, mit seiner Kapitänsrolle, hat er dabei kein Problem. Natürlich sei es eine große Verantwortung, aber gleichzeitig auch Ansporn, und „die Stimmung im Team“ tue ihr Übriges.

Tony aus Thüringen, der Favoritenschreck

Am besten in Form von den deutschen Fahrern ist momentan ein bislang eher Unbekannter: Tony Martin vom Team Columbia ist nach seinem zweiten Platz bei der Tour de Suisse der Senkrechtstarter. Auf der schweren Alpenetappe mit Ziel im Skiort Crans Montana machte er mit seinem Tagessieg deutlich, wozu er fähig ist. Vergleiche mit Jan Ullrich mag der 24jährige trotz des Gewinns des Bergtrikots in der Schweiz dennoch nicht. Ullrich habe in seinem Alter schließlich schon die Tour de France gewonnen. In seiner Spezialdisziplin, dem Zeitfahren, möchte Martin bei aller Bescheidenheit aber „schon ganz gern aufs Treppchen“.

Contador und Armstrong dabei, Valverde nicht

Alberto Contador beim Einzelzeitfahren der Dauphine Libere. Foto: AP/Laurent Cipriani
Der Favorit: Alberto Contador vom Team AstanaBild: AP

Die Favoriten dieser „großen Schleife“ kommen sicher nicht aus Deutschland. Alberto Contador, der Spanier, wird häufig genannt als möglicher Sieger. Lance Armstrong, obwohl beim Giro d´Italia unter „ferner liefen“, hat wohl seine Karten noch nicht aufgedeckt. Klar scheint nur: Ein Armstrong ginge wohl kaum an den Start, wenn er sich nicht seinen achten Gesamttriumph zutraute. Beide starten übrigens, wie auch der Deutsche Andreas Klöden, für das kasachische Team Astana, das im vergangenen Jahr wegen seiner anhaltenden Dopingverstrickungen von der Tour de France ausgeschlossen war. Aber sicher haben sie dort ihre moralischen Grundsätze inzwischen komplett geändert… Immerhin: Der Spanier Alejandro Valverde muss nach monatelangem Hickhack seinen Start endgültig abschreiben. Der Weltranglistenerste, der in Italien wegen Dopings für zwei Jahre gesperrt ist, werde beim Prolog am 4. Juli in Monaco nicht dabei sein, teilte sein Team Caisse d'Epargne mit. Zuvor hatte Tour-Chef Christian Prudhomme Valverde bereits zur Persona non grata erklärt.

Autor: Tobias Oelmaier
Redaktion: Arnulf Boettcher