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Wieder Massenproteste gegen Rousseff

13. April 2015

Zum zweiten Mal innerhalb eines Monats hat es in zahlreichen brasilianischen Städten Demonstrationen gegen Präsidentin Roussef gegeben. Die Teilnehmeranzahl war jedoch diesmal deutlich geringer.

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Großdemonstration gegen Präsidentin Rousseff in São Paulo (Foto: Agencia brasil)
Bild: Agência brasil/Marcelo Camargo

In Brasilien haben hunderttausende Menschen gegen die linksgerichtete Staatschefin Dilma Rousseff sowie gegen Korruption und steigende Lebenshaltungskosten demonstriert. Wie die Polizei mitteilte, beteiligten sich rund 585.000 Menschen an Kundgebungen in etwa 100 Städten des südamerikanischen Landes. Bei einem ersten Protesttag Mitte März waren noch etwa 1,7 Millionen Brasilianer auf die Straße gegangen. Die Kundgebungen verliefen ohne größere Zwischenfälle.

Fast 300.000 Teilnehmer in São Paulo

An der größten Demonstration in São Paulo nahmen nach Schätzungen der Polizei etwa 275.000 Menschen teil (Artikelbild). In Rio de Janeiro gab es nur zwei kleinere Demonstrationen, an den sich Medienberichten zufolge rund 10.000 Menschen beteiligten. In der Hauptstadt Brasilia waren es mehr als 25.000 Demonstranten.

Zu den Kundgebungen hatten mehrere Gruppen über die sozialen Netzwerke im Internet aufgerufen. Die größte Oppositionspartei PSDB unterstützte die Proteste, aber nicht die Forderung nach einem Amtsenthebungsverfahren gegen Präsidentin Rousseff.

Die Demonstrationen richteten sich gegen die zunehmende Inflation und steigende Energiekosten. Außerdem machten die Menschen ihrer Wut über den Korruptionsskandal um den staatlichen Ölkonzern Petrobras Luft. Laut Staatsanwaltschaft zahlten rund zwei Dutzend Firmen, meist große Baukonzerne, an Petrobras Schmiergeld, um an lukrative Aufträge zu kommen.

Das Staatsunternehmen soll zudem Auftragssummen durch illegale Aufschläge aufgebläht haben. Die dadurch erzielten Mehreinnahmen sollen an andere Unternehmen weitergeleitet worden sein.

Nachdem das Geld auf diese Weise gewaschen wurde, wurde es nach Angaben der Ermittler als Bestechungsgeld ausgezahlt. Davon profitierten vor allem Vertreter der linksstehenden Arbeiterpartei von Rousseff. Die Justiz ermittelt gegen knapp 50 Politiker. Rousseff gehörte von 2003 bis 2010 dem Verwaltungsrat von Petrobras an. Sie war aus dem Gremium ausgeschieden, um für das Amt der Staatspräsidentin zu kandidieren.

Unpopuläre Präsidentin

Dilma Rousseff (Foto: dpa)
Dilma RousseffBild: picture-alliance/dpa/Bizerra Jr

Die 67-Jährige war erst im Oktober 2014 in einer Stichwahl gegen den PSDB-Kandidaten als Präsidentin knapp wiedergewählt worden. Nach einer aktuellen Umfrage des Instituts Datafolha sind 63 Prozent der Brasilianer dafür, die Präsidentin abzusetzen, etwa 80 Prozent sind der Überzeugung, dass Rousseff von den illegalen Machenschaften bei Petrobras wusste. Allerdings glauben 64 Prozent der Befragten nicht, dass Rousseff tatsächlich ihr Amt verlieren wird.

wl/sp (dpa, afp)