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Wieder Vertrauen aufbauen

11. Mai 2010

In den letzten Monaten waren die Beziehungen zwischen Kabul und Washington gestört. Mit seinem Besuch in den USA will der Afghanische Präsident Karsai eine neue Basis schaffen.

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Afghanistans Präsident Hamid Karsai beim Militärgruß (Foto: AP)
Fordert Respekt von den USA: Afghanistans Präsident Hamid KarsaiBild: AP

Kabul und Washington redeten in den letzten Monaten viel, doch nicht miteinander, sondern gegeneinander. Der Demokrat Barack Obama misstraute Hamid Karsai, einem Vertrauensmann der US-Republikaner, von Anfang an. Die neue US-Administration hätte gern mit einem anderen afghanischen Politiker die Zusammenarbeit in Kabul fortgesetzt. Doch Karsai gewann erneut bei den Präsidentschaftswahlen im vergangenen Jahr. Washington akzeptierte zähneknirschend den Sieg, sprach aber öffentlich von Wahlbetrug. Karsai, gestärkt durch seinen Erfolg, schlug laut zurück. "Es ist in der Tat bei den Wahlen sehr viel betrogen worden," verkündete Karsai, "aber nicht die Afghanen haben betrogen, sondern die Ausländer." Und er wurde noch deutlicher: "Eine bestimmte ausländische Botschaft hat sich dreist bei den Wahlen eingemischt."

US-Marines in Afghanistan (Foto: AP)
Mehr gefürchtet als willkommen - US-Marines am HindukuschBild: AP

Freunde oder Besatzer?

Karsai beschuldigte zudem einige seiner westlichen Verbündeten, sich nicht wie Freunde in Afghanistan aufzuführen. Afghanen, sagte er, werden keine Besatzer akzeptieren. Der afghanische Präsident erwähnte zwar bei seinen Wutreden nie den Namen der USA, doch alle wussten, wer gemeint war. Die Reaktionen aus Washington ließen nicht lange auf sich warten. Es wurde sogar davon gesprochen, die Reise des afghanischen Präsidenten in die USA zu annullieren.

Doch inzwischen scheinen sich die Wogen ein wenig geglättet zu haben. Kabul bezeichnet die USA wieder als wichtigsten Partner des afghanischen Volkes. Der Sprecher des Präsidenten Wahid Omar verkündete vor Journalisten, Karsai verspreche sich viel von seinen Gesprächen in Washington. "Es gibt auf beiden Seiten große Hoffnungen, dass es zu echten Gesprächen kommt", sagte Omar, "zu Gesprächen, die eine bessere Beziehung der beiden Länder miteinander garantieren."

Taliban in Afghanistan (Foto: dpa)
Karsai will die Taliban wieder am politischen Geschehen in Afghanistan beteiligenBild: dpa

Bei Militäroffensiven mitentscheiden

Die Regierung hatte im Vorfeld der Reise darauf verzichtet, sich zu ihren Forderungen öffentlich zu äußern. Bei dieser wichtigen Reise Karsais gehe es vor allem darum, wieder Vertrauen aufzubauen, meint Ex-Diplomat und Außenpolitikexperte Ahmad Saidi. "Kabul möchte nicht mehr allein für alle Missstände in Afghanistan verantwortlich gemacht werden.", so Saidis Erklärung. Auch die USA trügen dafür Verantwortung.


Karsai verlange, als gewählter Präsident seines Volkes respektvoll behandelt zu werden, erklärt Saidi weiter. Der afghanische Präsident werde für eine "uneingeschränkte Zusammenarbeit" auch eine "uneingeschränkte Unterstützung" verlangen, vor allem für seine Friedensjirga mit den Taliban, die er auf Druck der USA verschieben musste. Er möchte aber auch ein Mitentscheidungsrecht bei künftigen US-Militäroffensiven in seinem Land haben. Den Ausgang der Gespräche stuft Saidi als entscheidend ein.

"Kommt Karsai mit vollen Händen aus Washington zurück, werden die USA in der Friedensjirga als wichtiger Partner des afghanischen Volkes bezeichnet werden.", sagt Saidi voraus. "Andernfalls werden wir erleben, dass die USA von verschiedenen Personen bei dieser Jirga als Besatzer beschimpft werden."

Autor: Ratbil Shamel
Redaktion: Nicola Reyk