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Wieder Wasser unter dem Kiel?

9. Juni 2002

Seit Jahren kämpfen die Werften in Europa ums Überleben. Jetzt kommt Hilfe aus Brüssel. Mit einem Schluck aus der Subventionspulle soll es wieder aufwärts gehen.

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Im Focus: Deutsche WerftenBild: AP

Die Flaute im deutschen Schiffsbau läßt sich vor allem auf die Konkurrenz der asiatischen Werften zurückführen. Asiatische Firmen produzieren wesentlich günstiger. Hinzu kommt, dass eine frühere Vereinbarung der EU mit Korea über fairen Wettbewerb im Schiffbau bisher ohne Wirkung blieb. Falls sich die Situation nicht ändern sollte, ist nach Angaben des Verbandes für Schiffbau und Meerestechnik (VSM) im Herbst mit einem starken Personalabbau zu rechnen.

Werften bleiben skeptisch

Fest steht: Ohne Hilfe aus den Kassen der EU hat der Schiffbau in Europa keine Chance. Die EU-Industrieminister haben sich deshalb jetzt darauf verständigt, den europäischen und somit auch den deutschen Werften "aufs Wasser zu helfen". Die deutschen Werften haben die jüngsten EU-Beschlüsse zum Schiffbau im Grundsatz begrüßt, bleiben jedoch skeptisch was die Realisierung angeht. Werner Schöttelndreyer, VSM-Hauptgeschäftsführer, betont, es gebe "noch viele Haken und Ösen."

Howaldtswerke-Deutsche Werft AG Kiel
Howaldtswerke-Deutsche Werft AG KielBild: presse

Ein solcher Haken ist die möglicherweise die fehlende Kooperationsbereitschaft der koreanischen Konkurrenten: "Wenn die Koreaner pfiffig sind, ist der ganze Beschluss hinfällig", sagt der Verbandschef. Die EU-Minister haben beschlossen, dass bis zum 30. September mit Korea eine Einigung erzielt werden müsse. Andernfalls sollen nicht nur die Subventionen von sechs Prozent des Auftragswerts in Kraft treten, sondern die EU will auch eine Klage gegen Korea vor der Welthandelsorganisation WTO wegen unfairer Wettbewerbspraktiken einreichen.

Das Ende der Zitterpartie?

Dann sollen Subventionen für Containerschiffe, Chemikalien- und Produktentanker fließen, damit die Werften bestehen können. Dann würde beispielsweise jedes in Deutschland gebaute Containerschiff mit sechs Prozent des Auftragswerts subventioniert. Die Beihilfen für den Schiffbau in Europa waren Ende 2000 ausgelaufen, weil die EU-Kommission darin Wettbewerbsverzerrungen sah. Deutschland hatte bis dahin die Schiffbauer mit rund 150 Millionen Euro jährlich subventioniert.

Juwelen in Papenburg

Die deutsche Meyer-Werft in Papenburg etwa kann schon mit einer staatlichen Millionen-Beihilfe bis 2004 für ihr Schiff "Jewel of the Seas" rechnen. Die Höhe der Förderung beläuft sich nach Schätzungen auf rund 20 Millionen Euro. Grund zum Feiern in Papenburg: Mit einem großem Pop-Festival wird das Kreuzfahrtschiff voraussichtlich am kommenden Montag durch die Ems in die offene See geführt.(pt)