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Wikileaks bekommt Konkurrenz

16. Dezember 2010

Im weiter andauernden Medientrubel um Wikileaks melden sich jetzt einige Nachahmer zu Wort. Sie nennen sich Openleaks, Indoleaks etc. Anders als bei Wikileaks steht hier ein System von toten Briefkästen im Vordergrund.

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Symbolbild Openleaks vs. Wikileaks (DW-Grafik)
Fundamental anders oder doch Konkurrenten: Openleaks und WikileaksBild: DW

Openleaks – nennt sich so die neue Konkurrenz? Ehemalige Freunde von Julian Assange, dem Gründer von Wikileaks, haben die Plattform Openleaks gegründet und kehren ihm damit vollständig den Rücken. Domscheit-Berg und Snorasson arbeiteten lange für Wikileaks, stiegen aber nach Streitigkeiten mit Assange aus. Sie sehen sich trotzdem nicht als Konkurrenten des Australiers: "Worauf wir abzielen, ist so fundamental anders, dass wir uns nicht als Wettbewerber sehen", sagte Domscheit-Berg.

Mehr Transparenz

Der Name Openleaks lehnt sich an Wikileaks an, doch das Konzept der neuen Plattform unterscheidet sich in wesentlichen Punkten vom bekannten Vorbild. So wollen die Macher eingereichte Dokumente nicht selber veröffentlichen, sondern ein System toter Briefkästen einrichten, auf den Medien, aber auch Gewerkschaften oder Menschenrechtsgruppen Zugriff haben. Die Tippgeber bestimmen selbst, wer die Informationen erhält. "Um die Macht der Seite einzuschränken, trennen wir die Übermittlung von der Veröffentlichung", sagte Mitgründer Daniel Domscheit-Berg dem US-Magazin 'Forbes'.

Wikileaks-Gründer Assange während einer Pressekonferenz in Genf am 4.11.2010. (Foto: dpa)
Wikileaks-Gründer Assange gibt nicht viel über seine Organisation preisBild: Picture alliance/dpa

Das "open" im Namen soll auch für mehr Transparenz stehen, wenn es um die eigene Organisation geht. Wenn die Einnahmen einmal für die Gehälter der Mitarbeiter reichen sollten, würde man diese transparent machen, sagte der zweite Openleaks-Kopf Herbert Snorrason der Süddeutschen Zeitung - ein Seitenhieb auf Wikileaks, das äußerst wenig über die eigene Organisation preisgibt. Bei der Finanzierung setzt das Portal zum einen auf Spenden, zum anderen auf Beiträge von den Kooperationspartnern. Diese sollen sich laut Snorrason auf 200 bis 500 Euro im Monat belaufen.

Neuer Bestandteil der journalistischen Arbeit?

Seit ein paar Tagen ermöglicht es auch die WAZ-Mediengruppe Informanten, übers Internet anonym Dokumente an die Redaktion zu schicken. Die WAZ-Gruppe (zu der gehören die 'Westdeutsche Allgemeine Zeitung' und die 'Westfälische Rundschau') will Informanten eine weitere Möglichkeit bieten, mit der Redaktion Kontakt aufzunehmen. Der Upload sei wie beim Online-Banking vollständig verschlüsselt und gesichert, schrieb David Schraven, Leiter des Ressorts Recherche. Die Zeitungen der Gruppe würden die Dokumente nicht ungeprüft veröffentlichen, sondern als "Ausgangspunkt für weiterführende Nachforschungen" verwenden. Der Schutz unbeteiligter Mitarbeiter von Behörden oder Organisationen sei dabei sehr wichtig, so Schraven.

Indonesien versucht sich ebenfalls im "enthüllen"

Daniel Domscheit-Berg. 27. Dezember 2009. User: andygee1. Quelle: flickr. cc-by-sa. URL: http://www.flickr.com/photos/andymcgee/4229690842
Hat sich mit Assange überworfen: Openleaks-Mitbegründer Domscheit-BergBild: cc-by-sa/andygee1

Und dann wäre da noch Indoleaks, eine Enthüllungs-Plattform aus Indonesien, die ebenfalls vor einigen Tagen online ging. Der ostasiatische Klon von Wikileaks habe allerdings mit Startproblemen zu kämpfen, schreibt die Zeitung 'The Jakarta Globe': Ein Großteil der verlinkten Dokumente sei zunächst nicht abrufbar gewesen. Öffnen konnten die Redakteure nur einen 35 Jahre alten Bericht, der ein Gespräch zwischen dem damaligen indonesischen Präsidenten Suharto und seinem US-Kollegen Gerald Ford über Ost-Timor wiedergab. Das Dokument stand laut der Zeitung ohnehin nicht unter Geheimhaltung. Außerdem sind die beiden Akteure längst tot, die frühere Provinz ist mittlerweile unabhängig. Weitere Plattformen mit ähnlichen Strukturen werden sicherlich folgen. Ob sie sich durchsetzen werden, bleibt abzuwarten.

Julian Assange ist derzeit aufgrund von Missbrauchsvorwürfen in Großbritannien in Haft. Ihm wird vorgeworfen, Vergewaltigung, sexuelle Belästigung und Nötigung begangen zu haben. Eine Anklage gibt es bislang nicht. Der Australier hat die Vorwürfe stets von sich gewiesen.

Autorin: Waslat Hasrat-Nazimi (reuters)
Redaktion: Bachir Amroune / Herbert Peckmann