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Willkommen im Schlaraffenland

Birte Detjen

Geschlossene Stadt, Dienstleistungsmekka und Zerstreuungsmetropole: Im olympischen Dorf von Athen gibt es alles, was das Herz begehrt. Amphitheater, Kinos, Tanzcafés, Ruhezonen, Infozentren und religiöse Oasen.

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Schöner wohnen im Olympischen Dorf zu AthenBild: AP

Man nehme eine große Schüssel voller Athleten, ein Mischmasch aus Serviceangeboten, jede Menge neuer Wohnungen, eine Prise griechischer Gastfreundschaft und rühre alles in einen großen Topf - das ist das Rezept für "Olympisches Dorf à la Hellenika".

Sicher, entspannt, freundlich und multikulturell sollte es vor allem sein. Ergo wurde der sportliche Mikrokosmos mit einem nicht zu verachtenden Allerlei an Zerstreuungsangeboten ausgestattet: Einem Sportkomplex mit Swimmingpool, Rennstrecke, Tennisplätzen und topmoderner Sporthalle. Dazu eine Tanzbar mit Live-Unterhaltung. Ein Open-Air-Kino. Ein Internetcafé. Eine tägliche Dorfzeitung usw., usf.

Muße und Amüsement: gleichberechtigte Partner

Wer Leibesübungen und Nightlife auch mal vernachlässigen möchte, der konnte in Erholungsräumen oder religiösen Oasen meditieren, entspannen und sich seelisch auf seine Wettkämpfe vorbereiten. Die Philosophie des Dorfes: den Bewohnern gleichzeitig Ruhe und Vergnügen gönnen. Bei 16.000 Athleten und Betreuern mit unterschiedlichsten Bedürfnissen eine echte Herausforderung. Doch die Veranstalter haben das Dorf sinnvollerweise in zwei Zonen unterteilt.

Die Wohnzone - ein Dienstleistungsmekka

Jeder Sportler, jedes Teammitglied und jeder Mitarbeiter eines Nationalen Olympischen Komitees durfte es sich in einem der 2292 Apartments bequem machen. 16 Quadratmeter hatte jeder zur freien Verfügung - das war mehr als je zuvor in einem Olympischen Dorf.

Auch das Serviceangebot ließ nichts zu wünschen übrig. In 28 Zentren konnte man telefonieren, faxen, fernsehen oder im Internet surfen. Brauchte jemand einen Hausmeister, Hilfe bei organisatorischen Problemen oder Informationen zu sportlichen Fragen, dann wurde der "Rund-um-die-Uhr-Service" aktiv. Das Motto "Die Athleten zuerst“ galt auch für die Poliklinik, in der sich jede Menge Spezialisten tummelten, ebenso für die Restaurants, in denen sich die Bewohner zum Plausch trafen - und für die Bücherei.

Busfahrt zum Siegertreppchen

Wozu dieses Dienstleistungsmekka verlassen, mag sich so manch ein Athlet da gefragt haben - aber an den Wettkampfstätten führte nun mal kein Weg vorbei. Die waren durchschnittlich elf Kilometer vom Olympischen Dorf entfernt. Wer kein Auto hatte, der wurde mit Bussen chauffiert - zu Stadien, Siegertreppchen und ins Stadtzentrum. Auch innerhalb des Dorfes kurvte Tag und Nacht ein Shuttle herum.

Die Sportler ließen sich zum Beispiel in die Internationale Zone chauffieren, wo sie mit geladenen Gästen zum Kaffee verabredet waren. Oder im Pressezentrum mit Journalisten über ihre Erfolge plaudern wollten. Oder im Amphitheater ein griechisches Drama genießen wollten. Oder endlich mal Zeit gefunden hatten, sich im IOC-Museum umzusehen. Zudem gab es ein Geschäft mit Olympiasouvenirs, jede Menge Shoppingangebote, Infostände zum Gastland und eine Post.

Wie es weitergeht

Und als dann die glücklichen Medaillenträger, ausgepowerten Athleten und erschöpften Trainer die Heimreise angetreten hatten, kamen die Paralympiker. Sie wohnten bis Ende September in dem Bereich des Dorfes, der behindertengerecht ausgestattet wurde. Danach werden die Sportlerresidenzen umgebaut zu Sozialwohnungen für 10.500 Familien.