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Humboldt-Stiftung zeichnet Welcome Centres aus

21. Februar 2011

Zum dritten Mal hat die Alexander von Humboldt-Stiftung Universitäten ausgezeichnet, die sich in ihren Welcome Centres besonders um ausländische Forscher kümmern. Dr. Barbara Sheldon erläutert die Ziele des Wettbewerbs.

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Symbolbild Entwicklungshelfer
Bild: BilderBox

Internationale Forscherinnen und Forscher sollen sich an deutschen Universitäten willkommen fühlen. Deshalb hat die Humboldt-Stiftung in Bonn vor ein paar Jahren gemeinsam mit der Deutschen Telekom Stiftung und dem Stifterverband für die Deutsche Wissenschaft den Wettbewerb „Welcome Centres für international mobile Forscher“ ausgeschrieben. Die Universitäten Bielefeld, Erlangen-Nürnberg, Göttingen, Heidelberg, Köln sowie die Technischen Universitäten Chemnitz und München haben den Wettbewerb in diesem Jahr gewonnen. Gesucht wurden Universitäten, die professionelle Servicestrukturen für die Betreuung internationaler Gastwissenschaftlerinnen und Gastwissenschaftler aufgebaut haben.

DW-WORLD.DE: Frau Dr. Sheldon, was genau ist eigentlich ein "Welcome Centre"?

Dr. Barbara Sheldon: Ein Welcome Centre ist eine Einrichtung, eine Struktur, die der Unterstützung international mobiler Forscher dient, also von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern, die aus dem Ausland an eine Universität in Deutschland kommen und gerade zu Beginn ihres Aufenthaltes natürlich ganz viele Fragen haben, vor allem praktische Fragen der Orientierung im Alltag an einem neuen Ort.

Können Sie erläutern, was die Siegeruniversitäten des Wettbewerbs für die Forscherinnen und Forscher machen?

Die Siegeruniversitäten haben unterschiedliche Konzepte, die sich aber in ihren Details auch wiederum ähneln. Viele schicken zum Beispiel bevor der Forscher nach Deutschland kommt, schon einmal einen Fragebogen, eine erste Kontaktaufnahme, und bringen in Erfahrung, wer denn alles kommt: Kommt der Forscher allein, kommt er mit Ehepartner oder Ehepartnerin, kommt er mit Kindern? Was sind die Bedürfnisse, wird ein Kindergarten gebraucht? Wie lange dauert der Aufenthalt? Die Universitäten fragen den Bedarf ab, damit sie diesen maßgeschneidert bedienen können, wenn der Forscher dann tatsächlich ankommt. Diese frühzeitige Kontaktaufnahme ist ein ganz wichtiges Element, das viele der erfolgreichen Welcome Centres durchführen.

Warum ist so ein Welcome Centre denn wichtig?

Gewinner der dritten Runde des Wettbewerbs Welcome Centres der Humboldt-Stiftung (Foto: Humboldt-Stiftung)
Die Gewinner der dritten Runde: Die Universitäten Bielefeld, Erlangen-Nürnberg, Göttingen, Heidelberg, Köln sowie die Technischen Universitäten Chemnitz und MünchenBild: Humboldt Stiftung

Ein Welcome Centre ist den sogenannten "soften" Faktoren des Forschungsstandorts Deutschland zuzurechnen: Es erhöht die Attraktivität einer Einrichtung, denn Forschende sind natürlich neben ihrer wissenschaftlichen Aktivität auch als Menschen, als Personen da, und da stellen sich ihnen Fragen und Bedürfnisse. Und es ist sehr wichtig, dass sie Unterstützung finden, dass man ihnen Antworten und Lösungen aufzeigt, damit sie sich in Deutschland auch wohlfühlen.

2006 startete der Wettbewerb der Humboldt-Stiftung, mit dem Sie die ersten drei Welcome Centres ausgelobt haben. Wie ist die Idee zu diesem Wettbewerb entstanden?

Der Wettbewerb ist eine Gemeinschaftsaktivität der Alexander von Humboldt-Stiftung, der Deutschen Telekom-Stiftung und des Stifterverbands für die Deutsche Wissenschaft. Die drei Partnerorganisationen waren sich einig in einem Bedarf, den sie festgestellt haben: Dass nämlich eine systematische Struktur für das Aufnehmen und das Integrieren von Forschern an Universitäten in Deutschland nicht in der Form vorhanden ist, wie wir sie für nötig erachten. Daraufhin kam der Gedanke, die Idee mit Hilfe eines Wettbewerbs prominent zu platzieren, Aufmerksamkeit dafür zu erreichen, dass man die Forscher unterstützen und ihnen auch als Menschen helfen muss, damit sie sich auch dem widmen können, weshalb sie kommen. Sie sollen forschen, und davon sollen sie nicht abgehalten werden durch schwierige Fragen des Alltags.

Bewerben konnten sich Universitäten und Technische Universitäten. Wie war das Feedback auf den Wettbewerb?

Der Rücklauf war überwältigend. Als wir den Wettbewerb gestartet haben, waren viele Universitäten auch mit Anträgen für die Exzellenzinitiative befasst. Nichtsdestotrotz haben sich fast die Hälfte der antragsberechtigten Universitäten bei uns gemeldet, Anträge eingereicht und Konzepte entwickelt. In der ersten Runde waren das um die 30 Anträge, die wir bekommen haben. Das hat sich dann in etwa so fortgesetzt bei der zweiten Runde. Bei der dritten Runde war die Teilnahme etwas geringer, aber immer noch sehr groß.

Insgesamt haben Sie in den drei Runden 13 Universitäten gekürt. Was haben die denn für ihre gute Arbeit bekommen?

Die Gewinner der ersten und zweiten Runde haben ein stattliches Preisgeld von 130.000 Euro bekommen, mit dem sie ihre überzeugenden Konzepte in die Praxis umsetzen und ihr Welcome Centre etablieren konnten. Diese Umsetzung haben wir dann mit Öffentlichkeitsarbeit begleitet. Das heißt, wir haben die Gewinner immer wieder eingeladen, vor anderen Hochschulvertretern über ihre Erfahrungen zu berichten, darüber was funktioniert hat oder was man auch anders machen könnte, damit der Lerneffekt sich vervielfältigt und auch andere, die nicht gewonnen haben, davon profitieren können.

Die dritte Runde war gleichzeitig auch die letzte Runde. Wie geht es nun weiter mit den Welcome Centres?

Was wir erreicht haben, reicht sicherlich nicht aus. Wir haben aber Bewusstsein für das Thema geschaffen. Es ist uns aufgefallen, dass auch andere Universitäten, die nicht in dem Wettbewerb gewonnen haben, ihrerseits Welcome Centres eingerichtet haben. Das werten wir als einen Erfolg. Wir wollten ja, dass die Idee Nachahmer findet. Inzwischen haben sich an vielen Universitäten in Deutschland Strukturen entwickelt, die der Unterstützung von Forschern dienen. Jetzt geht es darum, dass diese Strukturen weiterhin Bestand haben, dass sie sich auch weiter entwickeln, um dem sich immer wieder verändernden Bedarf gerecht zu werden.


Das Gespräch führte Svenja Üing
Redaktion: Claudia Unseld