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"Wilma" im Anmarsch

Daniel Scheschkewitz, Washington DC20. Oktober 2005

Ein neuer Wirbelsturm bedroht Florida. Doch auf "Wilma" ist der Bundesstaat vorbereitet. Noch ein Hurrikan soll Gouverneur und Präsidenten-Bruder Jeb Bush nicht in die Quere kommen.

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Es geschah über Nacht. Aus einem stinknormalen tropischen Tiefdruckgebiet wurde innerhalb weniger Stunden ein Monstersturm. Der Hurrikan "Wilma" gehört mit einer gemessenen Windgeschwindigkeit von 340 Kilometern pro Stunde zu einem der stärksten Stürme, die je gemessen wurden. Und im Bereich des atlantischen Ozeans übertraf er sogar den bisherigen Spitzenreiter "Gilbert" aus dem Jahr 1988 um ein paar Millibar. In Millibar wird der Druck gemessen, und je niedriger der Druck, desto mächtiger der Sturm.

Die Hurrikan-Spezialisten der USA schätzen, dass "Wilma" am Samstag (22.5.2005) den Bundesstaat Florida erreichen wird. Irgendwo zwischen der Großstadt Tampa und den Florida Keys, wo die Touristen am Mittwoch vorsichtshalber schon einmal aufgefordert wurden, sich in Sicherheit zu bringen.

"Warum wieder wir?"

Laut Max Mayfield, Chef des nationalen Hurrikanzentrums in Miami, könnte "Wilma", wenn der Sturm an Land geht, potenziell eine ähnliche Zerstörungskraft entwickeln wie "Katrina", dessen vorläufige Opferbilanz bei 1200 Toten liegt. Keine gute Nachricht für Floridas Gouverneur Jeb Bush, der denn auch prompt den Kopf schüttelte und fragte: "Warum wieder wir?"

Florida hat von allen US-Bundesstaaten aufgrund seiner ausgesetzten Lage am Golf von Mexiko die wohl größte Erfahrung mit Hurrikans. Schon der Monstersturm "Katrina" suchte Ende August die Florida Keys heim, bevor er sich über den warmen Wassern des Golf von Mexikos weiter auflud und große Teile von New Orleans unter Wasser setzte. Was danach kam, ist bekannt.

Spekulationen über "Wilma"

Was "Wilma" noch im Schilde führt, ist dagegen weitgehend Spekulation. Weder können die Computermordelle der Meteorologen schon Tage vorher mit Sicherheit sagen, wo der Hurrikan an Land gehen wird, noch mit welcher Intensität. Im Falle von "Wilmas" Vorläufer "Rita" hatten die Behörden in Texas das Schlimmste für die Millionenstadt Houston befürchtet und eine chaotische Massenevakuierung eingeleitet. Letztlich blieb Houston verschont, dafür traf es die Menschen im ländlichen Louisiana umso schlimmer.

In Florida sind Menschen und Behörden wahrscheinlich besser als irgendwo sonst auf der Welt auf Hurrikans eingestellt. Dennoch bleiben die Risiken schwer kalkulierbar. Es gilt die Devise: Übertriebene Vorsicht ist besser als mangelnde Vorsorge. Die Evakuierungsrouten sind in Florida klar und deutlich ausgeschildert. Die Flughäfen von Miami bis Key West haben die geparkten Maschinen bereits auftanken zu lassen. Auch die Nationalgarde Floridas ist alarmiert. Diesmal will man nichts anbrennen lassen.

Altmodisch und inadäquat organisiert

Die jüngste Bedrohung durch "Wilma" entwickelte sich am Mittwoch nämlich gleichzeitig, da im Capitol in Washington die Aufarbeitung des "Katrina"-Desasters weiter ging. US-Heimatschutzminister Michael Chertoff musste dabei zugeben, dass die Katastrophenschutzbehörde FEMA in ihrer derzeitigen Verfassung altmodisch und inadäquat organisiert ist. Bis "Wilma" eintrifft, wird sich das kaum ändern.

In einem jedoch kann sich die Nation sicher sein. Das nationale Krisenmanagement wird sich nicht noch einmal die Blöße geben, die das Land während "Katrina" erleben musste. Schließlich wird Florida, wir erinnern uns, von Präsident George W. Bushs Bruder Jeb regiert. Und der gilt immer noch als aussichtsreicher Clan-Nachfolger für den Chefposten im Weißen Haus. Ein verpatzter Hurrikan-Einsatz soll da nicht in die Quere kommen.