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Windräder und Sturmvögel

Sola Hülsewig24. November 2008

"Galapagos-Schildkröten können aufatmen. Saubere Windenergie löst mit Hilfe von RWE veraltete Dieselgeneratoren ab". So stand es vor kurzem in einer Anzeige des Essener Energiekonzerns RWE. Ein PR-Gag - oder doch mehr?

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Drei Windräder hinter grüner Wiese auf St. Cristóbal. (Foto: www.galapagoswind.org)
Vielleicht erzeugen diese drei Grazien bald schon die Hälfte des Strombedarfs auf St. Cristóbal.Bild: www.galapagoswind.org

Seit etwa einem Jahr stehen auf San Cristóbal drei Windräder. Sie erzeugen genug Strom, um ein Drittel der 6000 Insulaner zu versorgen. Geplant war eigentlich mehr – im letzten Jahr wehte der Wind auf St Cristóbal jedoch schwächer als gedacht. Ziel ist, im nächsten Jahr die Hälfte der Elektrizität auf der Insel durch Windenergie zu erzeugen.

die Idee zu dem Projekt, die Galapagosinseln von fossilen Energien unabhängig zu machen, entstand schon 2001, nachdem der Tanker "Jessica" über 600 000 Liter Öl vor der Küste Ecuadors verloren hatte - Treibstoff für die Galapagosinseln.

Ein Leguan sitzt auf einem Felsen, hinter ihm im Meer der gestrandete Tanker "Jessica" (Foto: AP)
Die Havarie des Öltankers Jessica bedrohte 2001 die einzigartige Tierwelt auf den GalapagosinselnBild: AP

Gefahr für Vögel?

Aber bergen die Windräder nicht auch Gefahren, zum Beispiel für Vögel oder Fledermäuse? Der amerikanische Ingenieur Jim Tolan hat das Projekt geleitet und wollte die Risiken möglichst klein halten: „Wir haben dieses Projekt begonnen, um die Umwelt zu schützen, also waren negative Folgen für die Umwelt das letzte, was wir wollten.“ Bevor die erste Turbine auf St. Cristóbal stand, vergingen fünf Jahre mit Studien dafüber, wie die Tiere und Pflanzen auf die Windräder reagieren könnten.

Zwei Galapagos Sturmvögel in ihrer Bruthöhle (Foto: Terry Collins)
Die Galapagos Sturmvögel werden durch die Windräder nicht beim Brüten gestörtBild: EurekAlert! / Terry Collins

Das Ergebnis war, dass die Windräder auf einen anderen Hügel gesetzt wurden, als ursprünglich geplant. Der seltene Galapagos Sturmvogel wäre sonst gestört worden; er hat seine Nester in der Gegend, wo die Windräder zunächst aufgestellt werden sollten.

Windräder sind für Sturmvögel harmlos

In den vergangenen 12 Monaten hat die Population an Sturmvögeln nicht abgenommen, eher im Gegenteil. Die Hauptgefahr für die Tiere sind von den Menschen eingeschleppte Ratten, die in den Brutstätten räubern. Ein Ziel des Windprojekts ist, die Rattenpopulation zu verkleinern – die Sturmvögel profitieren also von den Windrädern.

Der Stolz der Insel

Auch die Menschen, die auf St. Cristóbal leben, haben nicht die Probleme mit der Windanlage, die man aus Europa oder den USA kennt. Sie stören laut Tolan nicht am Anblick der weißen Riesen, sondern sind sogar stolz auf sie: „Für sie sind das Symbole dafür, dass sie versuchen, verantwortungsvoll zu handeln und die Umwelt zu schützen“, sagt Tolan.

Getragen wird das Galapagos Windprojekt von der Ecuadorianischen Regierung, den Vereinten Nationen und den neun weltweit größten Energiekonzernen. Unter ihnen ist auch das Essener Unternehmen RWE.

Dreckiges Image blank polieren ?

Von Umweltorganisationen wie Greenpeace oder dem World Wildlife Fund wird RWE als Klimakiller bezeichnet, da der Konzern in Europa den größten Ausstoß an Treibhausgasen zu verantworten hat. Dieses Image wolle RWE durch die Windfarm auf St Cristóbal künstlich blank polieren, glaubt Sven Teske von Greenpeace.

Karte der Galapagosinseln (Foto: AP)
Die Galapagosinseln vor der Ecuadorianischen KüsteBild: AP

Große Konzerne wie RWE sollten sich seiner Meinung nach besser an wirklich großen Projekten beteiligen. Windparks in Nordeuropa zum Beispiel bräuchten tatsächlich die Investition von großen Unternehmen. „Ein relativ kleines Projekt auf einer weit entfernten Insel mit zu unterstützen sieht doch eher nach einem PR-Gag aus“, sagt Teske.

Die guten Taten von RWE

Das will RWE nicht auf sich sitzen lassen: RWE investiere pro Jahr mehr als eine Milliarde Euro in erneuerbare Energien, sagt Wolfgang Straßburg, der für den Konzern arbeitet. Durch das Windprojekt auf den Galapagosinseln wolle RWE auf seine guten Taten aufmerksam machen, so Straßburg.

Ansonsten sieht Greenpeace die Windfarm positiv. Untersuchungen hätten gezeigt, dass Vögel höchstens beim Nestbau gestört werden könnten und sonst eher einen großen Bogen um die Windräder machten,
so dass die Gefahr, die Vögeln vom Klimawandel drohe deutlich höher sei, als von Windkraftanlagen, glaubt Sven Teske.

Um die Galapagos-Inseln bis 2015 ausschließlich mit erneuerbaren Energien zu versorgen, reicht die Windenergie alleine jedoch nicht aus, sagt der Ingenieur Jim Tolan. Er hofft, dass andere Programme dazu kommen, die den Energieverbrauch auf den Inseln effizienter machen und testen, wo man Sonnenenergie einsetzen kann. „Unser Projekt war nur ein Teil eines ganzen Programms“, so Tolan.