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Winterdepressiv? Dann nichts wie raus!

Sophia Wagner
1. Februar 2018

In Deutschland ist dieser Winter so trüb wie seit 70 Jahren nicht mehr. Grau, dunkel, die Sonnenstunden kann man an zwei Händen abzählen. Ist das also eine Winterdepression, wenn wir uns schlapp und müde fühlen?

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Depressionen Frau tröstet eine andere Frau
Bild: Colourbox

Was ist  eine Winterdepression?

Jedes Jahr im Winter leiden bis zu 30 Prozent der Nordeuropäer an einem saisonalen Stimmungstief, der Winterdepression. Im Fachjargon auch saisonal-affektive Störung genannt, oder kurz SAD (nach dem englischen Saesonal Affective Disorder). Typisch dafür ist, dass die depressive Phase wiederholt im Herbst und Winter auftritt, etwa 90 Tage dauert und die Symptome im Sommer wieder vorbei sind.

Bei der schwersten Form der Winterdepression sind die Betroffenen in ihrem Alltag ähnlich eingeschränkt, wie Menschen mit einer allgemeinen Depression. Während diese aber oft unter Schlafstörungen und Appetitmangel leiden, ist es bei der Winterdepression umgekehrt: Die klassischen Symptome sind ein extremes Schlafbedürfnis, eine unerklärliche Traurigkeit und Heißhunger auf Süßes und Kohlenhydrate, der zur Gewichtszunahme führt. Weitere Kennzeichen der Winterdepression sind Lustlosigkeit, Unausgeglichenheit, Gereiztheit, Antriebslosigkeit, einer Vernachlässigungen der eigenen Person und der sozialen Kontakte.

Was ist der Unterschied zwischen Winterdepression und Winterblues?

Umgangssprachlich wird der Begriff Winterdepression für das gesamte Spektrum an winterlicher Verstimmung benutzt. Tatsächlich leiden die meisten Menschen aber nur an einem sogenannten Winterblues, einer milden Form der Winterdepression. Auch hier kommt es zu einem erhöhten Schlafbedürfnis, Antriebslosigkeit und gedrückter Stimmung. Das Ausmaß des Winterblues ist allerdings moderater und schränkt die Betroffenen in ihrem Alltag weniger ein, als die zwei bis acht Prozent der Bevölkerung, die unter einer richtigen Winterdepression leiden.

Was ist der Auslöser der Winterdepression?

Winter in Deutschland
Ein Spaziergang in der Wintersonne vertreibt trübe Gedanken im Nu!Bild: picture-alliance/dpa

Die Ursache der Winterdepression ist vermutlich der Mangel an Licht und Sonne, der im Winter auf der Nordhalbkugel herrscht. Wenn Tageslicht ins Auge fällt wird dort ein Signalweg aktiviert, der im Gehirn zum Abbau des Schlafhormones Melatonin und zur Ausschüttung von Serotonin führt, einem aktivierenden Hormon. Wenn die Lichteinstrahlung im Winter abnimmt kommt es bei diesen Menschen zu einer Störung des hormonellen Gleichgewichts. Der Körper baut das Schlafhormon Melatonin nicht mehr in ausreichenden Mengen ab, es reichert sich an und führt zu Müdigkeit und Antriebslosigkeit. Je nachdem wie ausgeprägt die Lichtunempfindlichkeit des Betroffenen ist, können die Symptome unterschiedlich stark sein.

Wieso haben mehr Frauen als Männer Winterdepressionen?

80 Prozent der Winterdepressiven sind Frauen, oft junge Frauen. Die Wissenschaftler sehen dafür verschiedene Gründe. Evolutionsbiologen haben die Hypothese aufgestellt, dass die Winterdepression ein Überbleibsel aus der Eiszeit ist. Vor allem Frauen waren damals durch Schwangerschaft, Geburt und Kindererziehung hohen Belastungen ausgesetzt. Es war darum energetisch durchaus sinnvoll, die kalten Monate schlafend und durch eine dicke Fettschwarte isoliert zu verbringen. Heute, wo wir uns Unproduktivität aufgrund eines Jahreszeitwechsels nicht mehr leisten können, ist dieser winterliche Energiesparmodus aber ziemlich unpraktisch.

Ein weiterer Grund, wieso mehr Frauen als Männer unter einer Winterdepression leiden, könnte die Wechselwirkung des weiblichen Sexualhormons Östradiol mit dem Serotonin-Stoffwechsel sein. Vor allem in der Pubertät können die schwankenden Östradiol-Level die Serotonin Produktion hemmen und dadurch zu einem Winterblues oder einer Winterdepression beitragen.

Was kann man gegen die Winterdepression tun?

Das beste Mittel gegen das winterliche Tief ist Tageslicht. Bei milderen Formen kann schon ein täglicher Spaziergang an der frischen Luft helfen. Auch bei bedecktem Himmel ist die Lichteinstrahlung draußen wesentlich höher als im Haus. Außerdem bekommt man Bewegung und regt so auch den Stoffwechsel an.

Auch regelmäßiger Sport kann bei Winterdepressionen helfen. Hier reicht ein bisschen Joggen normalerweise aber nicht aus, empfohlen wird ein Work-out, bei dem man drei Mal die Woche für mindestens eine halbe Stunde richtig ins Schwitzen kommt. Studien haben gezeigt, dass intensives Training die Serotonin-Produktion anregt und so dem Winterblues entgegen wirkt.

Wichtig ist außerdem gesund zu essen. Gerade weil im Winter die Lust nach Süßem so groß ist, sollte man darauf achten, genügen Vitamine zu sich zu nehmen.

Wer unter einer schweren Winterdepression leidet, sollte sich mit seinem Arzt in Verbindung setzen. Zusätzlich zu Bewegung und Ernährung kann den Betroffenen eine Tageslichtlampe helfen, mit der man sich morgens und abends jeweils 30 bis 60 Minuten bestrahlt. Dabei ist wichtig, dass man sich dem Licht zuwendet und die Lampe anschaut. Das Licht soll schließlich die Lichtzellen der Augen aktivieren. In schwereren Fällen ist auch die vorübergehende Einnahme von Antidepressiva eine Option.