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Ganz oder gar nicht

24. Juli 2009

Sie lässt keinen Termin offen, steht Journalisten Rede und Antwort und schafft es nebenbei, die berühmten Wagner-Festspiele umzukrempeln - Katharina Wagner hat sich viel vorgenommen. Wir haben mit ihr gesprochen.

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AP
Zum ersten Mal ganz oben: Katharina WagnerBild: AP

DW-World.DE: Frau Wagner, wie sehen Sie Ihre zukünftigen Aufgaben in Bayreuth?

Katharina Wagner: Ich bin ein Perfektionist. Ich stehe auf dem Standpunkt, Sachen hochqualitativ machen oder gar nicht.

DW-World.DE: Sie haben die Leitung der Festspiele gemeinsam mit Ihrer Halbschwester Eva Wagner-Pasquier übernommen, allerdings sieht man sie nie öffentlich auftreten. Was ist der Grund?

Ich glaube, Ihre Wahrnehmung geht dahin, dass ich die Pressetante bin, wenn Sie so wollen. Schauen Sie, wenn Sie zu zweit sind, werden Sie nicht permanent auf dieselbe Frage zweimal antworten. Das ist absolut unpraktikabel und führt vor allem dazu, wenn man nur in zwei Worten abweicht, dass es dann sofort heißt, mein Gott, die verstehen sich ja nicht, Sie kennen diese Selbstläufer. Wir sind uns absolut einig. Wir besprechen uns miteinander, alles ist miteinander abgestimmt. Einer muss nun mal die Medienarbeit übernehmen und das bin ich. Insofern sehen Sie mich natürlich verstärkt, weil ich sozusagen die Sprecherin des Ladens bin.

DW-World.DE: Diese Sprecherrolle beschert den Bayreuther Festspielen einen immensen Popularitätsschub. Wie schätzen Sie selbst diesen Faktor ein?

Natürlich müssen die Bayreuther Festspiele von der Haltung weggehen, zu sagen, wir sind die Bayreuther Festspiele, wir haben keine Arbeit in irgendeiner Form sei es hinsichtlich Öffentlichkeit oder Arbeit mit Kindern oder die Vermittlung der Oper, das haben wir nicht nötig. Nein, ich glaube, genau im Gegenteil. Die Bayreuther Festspiele sollen da vorangehen und sollen sagen, jawohl, gerade wir machen das, weil wir die Bayreuther Festspiele sind. Wir hätten es zwar nicht nötig, das ist faktisch wahr, aber gerade wir können Zeichen setzen, dass das absolut notwendig ist und zwar nicht nur bei den Bayreuther Festspielen sondern im Allgemeinen. Dass Opernhäuser sich mehr Arbeit machen müssen mit Kindern, dass sie die Oper - wofür sie eigentlich arbeiten, wofür sie brennen sollten - noch mehr den Leuten nahe bringen.

DW-World.DE: Für dieses Ziel haben Sie die alten Festspielbücher entsorgt und stattdessen sorgfältig aufbereitete Inszenierungsführer drucken lassen.

Ja, das ist ein Thema, mit dem wir uns arg beschäftigen, das muss man mal sagen. Viele Leute haben gefragt, auch unsere Partnerstädte haben angefragt, wollen wir das Public Viewing nicht noch dort und dort übertragen. Da haben wir nein gesagt. Eine gewisse Exklusivität wollen wir auch wahren. Man kann Internetstream auch nicht mit dem Public Viewing vergleichen. Kinoübertragung machen wir auch nicht. Also es soll keine Beliebigkeit herrschen. Man muss schon nach Bayreuth fahren, um das Public Viewing mitzukriegen. Der Internetstream ist eine Möglichkeit für das Ausland, man kann ja nicht einfach in Japan sagen, ich setze mich jetzt ins Flugzeug. Ich glaube sie geben mir schon recht, dass es ein Unterschied ist, ob man auf dem Festspielplatz mit riesigem Equipment sitzen oder allein vor dem Laptop.

DW-World.DE: Sie hatten die Idee, lebende Opernführer auszubilden, die den Leuten bei Fragen zum Inhalt Rede und Antwort stehen können. Was könnte sonst noch verbessert werden?

Das ist genau das, was wir wollen, dass die Leute nicht nur die Vorlesung aus dem Opernbuch bekommen, sondern auch inszenierungsbezogen in das Stück eingeführt werden. Das haben wir aber letztes Jahr sehr gut erreicht. Wir werden aber dieses Jahr noch einige Dinge verbessern. Die Künstler sollen noch zum Festplatz kommen und in der Zwischenzeit machen wir eine Verlosung, weil das ja mit dem Abschminken immer ein wenig dauert. Wir sind also immer weiter am Verbessern. Wir sind auch dankbar für jede Anregung, wir bekamen viele Anregungen auch aus der Bevölkerung. Es kam sehr viel positives Feedback, wir arbeiten an allem.

DW-WORLD.DE: Viele Rahmenprogramme, die Internetübertragung für knapp 15 Euro, das Public Viewing, die erstmals angebotenen Operneinführungen, die neuen Opernhefte und auch die erstmals inszenierten Kinderoper zum Fliegenden Holländer – welches Ziel haben Sie für die Zukunft der Festspiele?

Wir müssen wieder absoluter Vorreiter in der Wagnerrezeption werden, das ist ein klares Ziel. Ob man das erreicht oder nicht, steht in den Sternen, aber das ist das Ziel. Wir haben so verdammt viel Konkurrenz, und es ist nicht nur die Konkurrenz aus München, Wien oder Berlin, sondern was die Rezeptionsgeschichte, was die Inszenierungen angeht machen uns Chemnitz, Halle und jedes kleine Haus auch Konkurrenz. Sie finden da fantastische Inszenierungen. Da hoffen wir schon, dass man da eingreifen kann und sagt, jawohl, wenn man nach Bayreuth geht sieht man Inszenierungen, die man so noch nicht gesehen hat.