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Politik

"Wir müssen kämpfen, um nicht zu ertrinken"

14. Juni 2017

Ihr Auftritt hat Symbolkraft. Vor dem Europaparlament wirbt die Präsidentin der Marshallinseln, Heine, eindringlich für das Pariser Klimaabkommen. Mit drastischen Worten schildert sie, was bei Nichteinhaltung passiert.

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Straßburg Europäisches Parlament | Hilda Heine, Präsidentin der Marschallinseln
Hilda Heine, Präsidentin der Marshallinseln, sorgt sich um ihre Heimat Bild: Getty Images/AFP/F. Florin

"Wir sehen überall den Meeresspiegel. Wir können uns nirgendwo verstecken, wenn der Meeresspiegel ansteigt", beschreibt die Präsidentin der Republik Marshallinseln, Hilda Heine, in Straßburg die dramatischen Folgen der Erderwärmung für ihre 50.000 Landsleute. Sie weist darauf hin, dass das aus fünf Inseln und 29 Korallenriffen bestehende Land im Nordpazifik seit mehreren Jahren sehr häufig von Naturkatastrophen heimgesucht wird - von langen Dürreperioden mit Trinkwassermangel und verheerenden Überschwemmungen.

"Der Ozean ist unser Albtraum"     

"Der Ozean war unser Lebensraum, heute ist er unser Albtraum." Wenn das Ziel des Pariser Abkommens, die Erderwärmung auf 1,5 Prozent (im Vergleich zum vorindustriellen Zeitalter) zu begrenzen, nicht eingehalten werde, sei ihr Land am Ende des Jahrhunderts nicht mehr bewohnbar, machte Heine mit Blick auf den Ausstieg der USA aus dem Pariser Abkommen deutlich. "Wir müssen weiterkämpfen, um nicht zu ertrinken." Die Präsidentin bat die Europäische Union um mehr Finanzhilfe für bedrohte Länder.

Majuro die Hauptstadt der Marshallinseln
Majuro, die Hauptstadt der Marschallinseln, droht im Pazifik zu versinken Bild: Grit Hofmann & Carmen Meyer

Die Europa-Abgeordneten debattierten anschließend über Konsequenzen der Entscheidung des US-Präsidenten Donald Trump, sich nicht mehr an die Klimaschutzvereinbarung zu halten. "Es reicht nicht, Trump zu kritisieren", sagte die Grüne Ska Keller. "Wir müssen den Verlust der USA kompensieren. (...) Wir müssen unseren eigenen Anteil steigern."

EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker lehnte eine Neuverhandlung strikt ab. Über das Abkommen sei 20 Jahre lang diskutiert worden, nun müssten alle Kapitel umgesetzt werden, erklärte der Luxemburger Christdemokrat vor den Parlamentariern.

Bindende Klimaziele für EU-Staaten

Als Beitrag zur Umsetzung der Klima-Beschlüsse von Paris verabschiedete das Europaparlament in erster Lesung bindende Klimaziele für die einzelnen EU-Staaten. Betroffen sind Verkehr, Gebäude, Landwirtschaft und Abfallverwertung - also jene Bereiche, die nicht vom Emissionshandel abgedeckt werden. Sie sind für etwa 60 Prozent der Treibhausgas-Emissionen verantwortlich.

Ziel es es hier, den Ausstoß der klimaschädlichen Treibhausgase bis 2030 um 30 Prozent gemessen am Stand des Jahres 2005 zu senken. Dabei sollen die reichen Länder einen höheren Beitrag leisten als die ärmeren. Das Reduktionsziel für Deutschland ist mit 38 Prozent eines der höchsten, nach Schweden (minus 40 Prozent) sowie Finnland und Dänemark (minus 39 Prozent). Rumänien muss seinen Ausstoß hingegen nur um zwei Prozent verringern, Bulgarien gar nicht.

2015 war die EU nach Angaben der EU-Kommission allerdings nur für zehn Prozent der weltweiten Treibhausgas-Emissionen verantwortlich. 

se/sti (afp, dpa)