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Deutscher Pop trifft äthiopischen Jazz

Nadina Schwarzbeck23. Juni 2016

Was kommt dabei raus, wenn sich deutsche und äthiopische Musiker treffen und ihre Stile mixen? Die deutschen Popstars Max Herre und Clueso und der äthiopische Klaviervirtuose Samuel Yirga haben es ausprobiert.

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Samuel Yirga und der deutsche Muskiker Clueso sitzen geminsam am Klavier (Foto: Christoph Köstlin für Viva con Agua)
Samuel Yirga (links) und Clueso in Addis AbebaBild: Christoph Köstlin für Viva con Agua

Samuel Yirga sitzt am Flügel, seine Musik erfüllt den Raum. Seine Gäste lauschen andächtig: Max Herre und Thomas Hübner, besser bekannt als Clueso, sind in die äthiopische Hauptstadt Addis Abeba gekommen. Clueso, der durch deutschen Hip-Hop, Funk, Jazz und Songs wie "Chicago" bekannt wurde, ist zum ersten Mal in Äthiopien. Er ist für die Hilfsorganisation Viva con Agua hier und hat Projekte besucht, die Menschen auf dem Land Zugang zu sauberem Trinkwasser ermöglichen.

Doch auch Musik steht auf seinem Reise-Programm. "Es ist eine ganz andere Art Musik zu machen, die Rhythmen sind für mich völlig neu", sagt Clueso. Er selbst komme vom Hip-Hop, da dominiere der Vierviertel-Takt. Max Herre hört ihm aufmerksam zu. Die beiden sind nicht nur Kollegen, sondern auch Freunde.

Die deutschen musiker genießen die gemeinsamen Proben und ihren Auftritt mit äthiopischen Kollegen (Foto: Christoph Köstlin für Viva con Agua)
Die deutschen Musiker genießen die gemeinsamen Proben und ihren Auftritt mit äthiopischen KollegenBild: Christoph Köstlin für Viva con Agua

Ethio-Jazz im deutschen Pop

Max Herre ist einer der wichtigsten Vertreter des deutschen Hip-Hop. Anders als Clueso war er schon mehrmals in Äthiopien. Vor wenigen Monaten nahm er hier sogar einen Teil seines neuen Albums auf. Es beinhaltet Elemente der äthiopischen Musikrichtung Ethio-Jazz."Ethio-Jazz hat für mich ganz viele Sachen zusammengebracht, die ich liebe. Er hat totale Kraft, totalen Rhythmus aber auch eine totale Sehnsucht und eine gewissen Traurigkeit."

Diese Fusion aus Jazz und äthiopischer Musik wurde in den sechziger Jahren durch die äthiopische Musiklegende Mulatu Astatke ins Leben gerufen. Über die Jahre veränderte sich der Ethio-Jazz, war mal mehr und mal weniger populär. Momentan erlebt er in Addis Abeba eine Renaissance.

"Kämpfer und Ausnahmetalent"

Pianist Samuel Yirga beherrscht den Ethio-Jazz, mixt ihn mit Reggae, Dub, Latin, Funk und klassischen Elementen. Der Äthiopier liebt die Vielseitigkeit: "Ich höre viele verschiedene Musikrichtungen und das hat es für mich leichter gemacht mit Clueso und Max zu arbeiten." Gerade Clueso lerne sehr schnell und sei offen für seine Ideen, sagt Yirga.

Der äthiopische Pianist Samuel Yirga beherrscht den Ethio-Jazz perfekt (Foto: Christoph Köstlin für Viva con Agua)
Ausnahmetalent am Klavier: Samuel YirgaBild: Christoph Köstlin für Viva con Agua

Bis in den Abend hinein proben die drei gemeinsam und werden dabei von Yirgas zehnköpfiger Band begleitet. Die Chemie zwischen den Musikern scheint zu stimmen und auch Clueso ist sichtlich beeindruckt von Samuel Yirga: "Er ist ein Ausnahmetalent am Piano und ein Kämpfer."

Der 30-jährige Yirga entdeckte schon früh seine Liebe zur Musik und fürs Klavier - aber er habe für einen Pianisten zu kleine Finger, hieß es. Außerdem wollten seine Eltern, dass er etwas Vernünftiges lernt - Musik gehörte für sie nicht dazu. Doch Yirga setzte sich gegen alle Zweifler durch, studierte in Addis Abeba Musik und gilt inzwischen als großes Talent - mit einem Vertrag bei der renommierten internationalen Plattenfirma Real World Records.

Ein gemeinsames Konzert, ein gemeinsamer Song

Mit den deutschen Stars arbeitet er zum ersten Mal zusammen. Und für das Treffen hat Samuel Yirga extra eine Idee für einen gemeinsamen Song mitgebracht: "Wir sind eins" - das soll das Thema sein. "Auf Amharisch heißt das 'and nen'. Wir sind alle eins und deswegen sind wir heute hier", sagt Yirga. Dieser gemeinsame Song soll bald auf den Markt kommen.

Auf einem gemeinsamen Benefiz-Konzert in Addis Abeba erreicht die Begegnung der deutschen und äthiopischen Künstler ihren Höhenpunkt. Das Publikum jubelt - und die deutschen Musiker verabschieden sich zufrieden. "Ich will auf jeden Fall wieder hierhin kommen und zwar so schnell wie möglich", sagt Max Herre. Die drei Musiker wollen sich wiedersehen und weiter zusammen Musik machen. Ob das nächste Treffen in Äthiopien oder in Deutschland stattfinden wird, ist noch offen.

In Äthiopien treten die deutschen Musiker Clueso und Max Herre gemeinsam mit dem äthiopischen Pianisten Samuel Yirga auf (Foto: Christoph Köstlin für Viva con Agua)
Beim Abschlusskonzert treten die Musiker aus beiden Ländern gemeinsam aufBild: Christoph Köstlin für Viva con Agua