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Wirtschaft schrumpft, Arbeitslosigkeit steigt

23. Juni 2009

Das Forschungsinstitut RWI rechnet angesichts der anhaltenden Wirtschaftskrise für 2009 mit einem drastischen Schrumpfen der deutschen Wirtschaft. Für 2010 sagt das Institut einen Anstieg der Arbeitslosigkeit voraus.

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Arbeitsamts-Logo (Archivfoto: dpa)
Arbeitsämter werden nach RWI-Schätzungen 2010 mehr Zulauf erhaltenBild: dpa - Bildfunk

Mit einem trüben Wirtschaftsausblick meldet sich das Rheinisch-Westfälische Institut für Wirtschaftsforschung (RWI) am Dienstag (23.06.2009) zu Wort: Das RWI korrigiert seine Prognose für das laufende Jahr auf ein Konjunktur-Minus von 6,4 Prozent. Im Frühjahr waren die Essener Forscher noch davon ausgegangen, dass die Wirtschaftsleistung im laufenden Jahr lediglich um 4,3 Prozent zurückgehen würde.

RWI-Gebäude mit Logo (Archivfoto: dpa)
Das RWI gehört zu den bedeutendsten deutschen WirtschaftsforschungsinstitutenBild: picture-alliance/dpa/dpaweb

Für 2010 erwartet das Institut, das von dem "Wirtschaftsweisen" Christoph Schmidt geleitet wird, ein minimales Wirtschaftswachstum von 0,2 Prozent. Jedoch werde die Arbeitslosenzahl deutlich auf 4,6 Millionen bis Ende 2010 steigen. Das wäre im Vergleich zum Mai 2009 ein Anstieg um fast ein Drittel.

Lichtblick im Ausblick

Die Abwärtsbewegung erscheint nach Einschätzung der RWI-Ökonomen allerdings inzwischen gebremst. Einige Indikatoren deuteten sogar auf eine Bodenbildung hin. So hätten sich der Welthandel und die weltweite Industrieproduktion in den vergangenen Monaten kaum noch verringert. Steigende Notierungen an den Rohstoffmärkten ließen zudem auf eine anziehende Nachfrage schließen. Auch hätten sich die Erwartungen aufgehellt, was in Unternehmensbefragungen sowie in steigenden Aktienkursen zum Ausdruck komme.

Trotz dieser Anzeichen werde die Lage zumeist noch dramatisch schlecht eingeschätzt, und es gebe keine Hinweise auf einen beginnenden kräftigen Aufschwung, heißt es im Bericht des RWI. Dies würde auch überraschen, dauerten doch Rezessionen, die mit Finanzkrisen einhergehen, länger und der anschließende Aufschwung falle weniger schwungvoll aus als nach "normalen" Rezessionen.

Rückläufiger Konsum

Für das kommende Jahr erwarten die Essener Wirtschaftsforscher einen leicht positiven Wachstumsbeitrag aus dem Außenhandel. Allerdings werde ein rückläufiger privater Konsum die Expansion dämpfen.

Kaufhaus mit Rolltreppen (Archivfoto: dpa)
Noch ist die Kauflaune der Deutschen einigermaßen robustBild: picture-alliance/ dpa

Diese Einschätzung des RWI steht zum Teil im Gegensatz zu Ergebnissen der Gesellschaft für Konsumforschung (Gfk) in Nürnberg. Diese teilte am Dienstag mit, dass die Verbraucherstimmung in Deutschland nach einigen Monaten der Stagnation wieder einen leichten Aufwärtstrend zeige. Demnach steige der Gesamtindikator für die Verbraucherstimmung im Juli voraussichtlich auf 2,9 Punkte von 2,6 Zählern im Juni. Einschränkend fügt aber auch die Gfk hinzu: Insgesamt bleibe das Konsumklima auf niedrigem Niveau. Zudem stehe die richtige Bewährungsprobe für die Verbraucherstimmung angesichts künftig steigender Arbeitslosenzahlen noch aus.

Staatliches Budgetdefizit sprengt Stabi-Pakt

Die Finanzlage des Staates wird sich der RWI-Prognose zufolge erheblich verschlechtern. Dies liege unter anderem an rezessionsbedingten Einbußen beim Steuer- und Beitragsaufkommen sowie an deutlich höheren arbeitsmarktbedingten Ausgaben. Zudem führten die Konjunkturprogramme zu erheblichen Haushaltsbelastungen. In Relation zum nominalen Bruttoinlandsprodukt (BIP) werde das gesamtstaatliche Budgetdefizit 2009 auf rund vier Prozent und im kommenden Jahr auf reichlich sechs Prozent hochschnellen. Damit würde die im EU-Stabilitätspakt festgelegte Obergrenze von drei Prozent weit überschritten.

Prognose-Risiken

Das RWI teilte mit, dass seine Prognose aufgrund der nach wie vor großen Verunsicherung in weiten Teilen der Wirtschaft und der Bevölkerung mit großen Risiken behaftet sei. Neuerliche Rückschläge seien keineswegs auszuschließen. Allerdings bestünden auch Chancen, insbesondere weil die deutsche Wirtschaft sich vor Ausbruch der Finanzkrise in einer guten Verfassung befunden habe. Die internationale Wettbewerbsfähigkeit sei hoch gewesen, und im Gegensatz zu zahlreichen anderen Ländern sei die Entwicklung hierzulande nicht durch das Platzen einer Blase an den Immobilienmärkten belastet gewesen. Deutschland sei vor allem durch den Einbruch des internationalen Handels in den Abwärtsstrudel der Weltwirtschaftskrise gezogen worden. Erhole dieser sich rascher als vom RWI erwartet, so könnte die deutsche Wirtschaft davon überdurchschnittlich profitieren.

Autor: Martin Schrader

Redaktion: Anna Kuhn-Osius