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Wirtschaftsforscher blicken in die Glaskugel

Sabine Kinkartz24. Oktober 2003

Auch 2004 ist für die deutsche Wirtschaft kein Aufschwung in Sicht. In ihrem Herbstgutachten prognostizieren die sechs führenden deutschen Wirtschaftsforschungsinstitute nur eine moderate Konkunkturbelebung.

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Die deutsche Industrieproduktion läuft weiter nicht auf HochtourenBild: AP

Mit der Weltwirtschaft geht es bereits seit dem Frühjahr 2003 spürbar nach oben. Zugpferde sind vor allem die USA, Japan sowie Südostasien. Das geht aus dem aktuellen Herbstgutachten der führenden deutschen Wirtschaftsforschungsinstitute hervor, das diese am Dienstag (21.10.2003) vorgestellt haben. Danach sollen die Wechselkurse von Euro und Yen gegenüber dem Dollar nicht nennenswert weiter steigen und der Rohölpreis bei 28 Dollar je Barrel liegen. Alles in allem ein positiver Trend, wie Oscar-Erich Kuntze vom Ifo-Institut in München meint: "Unter diesen Bedingungen wird die weltweite konjunkturelle Erholung bei moderatem Preisauftrieb weitergehen, wobei das regionale Gefälle abnimmt. Die Chancen für einen selbsttragenden Aufschwung stehen gut."

"Von Aufschwung kann keine Rede sein"

Für die deutsche Wirtschaft hatten die Institute nach drei Jahren der Stagnation nur mäßig gute Nachrichten. Dank eines kräftigen Exportwachstums soll sich die Konjunktur in den nächsten Monaten zwar spürbar beleben, die Institute prognostizieren für 2004 aber lediglich ein moderates Wachstum. "Das reale Bruttoinlandsprodukt wird im Jahre 2004 um real 1,7 Prozent steigen", sagte Gebhard Flaig vom Ifo-Institut. "Zu diesem Anstieg trägt allerdings eine im Vergleich zu 2003 deutlich höhere Zahl von Arbeitstagen bei. Arbeitstäglich bereinigt, also in rein konjunktureller Sicht, wird die gesamtwirtschaftliche Produktion nur um 1,1 Prozent zunehmen. Von einem Aufschwung kann daher keine Rede sein."

Eine tragende Rolle in der sich abzeichnenden Wirtschaftserholung wird trotz der aktuellen Euro-Stärke dem Außenhandel zukommen, die Institute gehen von 5,3 Prozent Exportwachstum im kommenden Jahr aus. In der ersten Jahreshälfte soll sich aber auch die Binnennachfrage beschleunigen, vorausgesetzt die Steuererleichterungen treten bis dahin in Kraft. Die positive konjunkturelle Entwicklung wird nach Ansicht der Wirtschaftsforschungsinstitute allerdings keinen Einfluss auf die Entwicklung am Arbeitsmarkt haben. "Bis weit in das nächste Jahr hinein dürfte die Beschäftigung weiter sinken und die Zahl der registrierten Arbeitslosen zunehmen. Erst im Laufe des zweiten Halbjahrs 2004 ist auf dem Arbeitsmarkt eine leichte Besserung zu erwarten", betonte Flaig.

Erneuter Verstoß gegen EU-Stabilitätspakt

Schlechte Nachrichten haben die Institute auch mit Blick auf die Staatsfinanzen. Im dritten Jahr in Folge, so die Prognose, wird Deutschland 2004 die im Maastrichter Vertrag genannte Obergrenze des gesamtstaatlichen Defizits von drei Prozent überschreiten. Trotzdem sehen die Institute die Bundesregierung auf dem richtigen Kurs. Vor allem die in Angriff genommenen Reformen seien ein Schritt in die richtige Richtung. Um zu einer höheren Wachstums- und Beschäftigungsdynamik zu kommen, schlagen die Institute vor, das Steuersystem zu vereinfachen, Subventionen und Steuervergünstigungen massiv zu verringern und weitere Reformen in der Renten- und Krankenversicherung durchzuführen.