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Wirtschaftsstandort Europa fällt hinter USA zurück

23. November 2001

Es mangelt an Innovation und Risikobereitschaft in Europa. Das ist nur ein Ergebnis eines Berichts über die Wettbewerbsfähigkeit 2001, den die EU-Kommission in Brüssel vorgestellt hat.

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Die Europäische Union ist in Sachen Lebensstandard und Wettbewerbsfähigkeit hinter die USA zurückgefallen. Und das trotz stetiger Steigerung der europäischen Produktivität. Zu diesem Ergebnis kommt der Bericht über die Wettbewerbsfähigkeit 2001, den die EU-Kommission in Brüssel vorgestellt hat. Der für Unternehmen zuständige EU-Kommissar Erkki Liikanen sieht eine Erklärung für diesen scheinbaren Widerspruch in den niedrigeren Beschäftigungsraten in Europa und in der niedrigeren Arbeitsproduktivität in der Europäischen Union. "In Europa liegt die Arbeitsleistung pro Arbeitnehmer 25 Prozent unter der amerikanischen Leistung. Und die Tendenz verschlechtert sich."

In Europa wollen nur wenige Unternehmer werden

Diese Defizite wiederum können nach Auffassung des Kommissars auf grundsätzliche Schwierigkeiten der EU zurückgeführt werden. In Europa kämen neue Informations- und Kommunikationstechnologien viel zu langsam zur Anwendung, außerdem mangele es an Innovation. "In Europa wollen zu wenig Menschen Unternehmer werden, Risiken übernehmen und Firmen gründen. Besonders unter den Frauen wird das unternehmerische Potential in der EU nicht genügend ausgeschöpft. In den USA sind 35 Prozent der Unternehmer Frauen - Europa liegt da weit abgeschlagen".

In Deutschland, so der Bericht, sei man besonders risikoscheu. Mehr als die Hälfte der Befragten schrecke vor der Selbständigkeit zurück. Liikanen hat Vorschläge. "Im Bereich des Unternehmertums müssen weiter Barrieren abgebaut werden, denn diese behindern die Gründung neuer Firmen." In Europa sei die Toleranz gegenüber dem "Scheitern" viel niedriger als in anderen Ländern und besonders den USA. "Wir müssen versuchen, das Brandmal "Versager" zu entschärfen."

Mehr Liberalisierung gefordert

Innovation bedeutet außerdem laut Liikanen: offene wettbewerbsfähige Märkte, es muss also noch mehr liberalisiert werden. Es sollten noch mehr Investitionen in Forschung und Entwicklung fließen, und auch die geistigen Eigentumsrechte sollten nicht vernachlässigt, sondern ausreichend geschützt werden. Außerdem müsse das Internet wirklich allen zugänglich sein. Denn die Verbreitung des Internets sei für die Wettbewerbsfähigkeit eines Landes äußerst wichtig.

Im Schlüsselbereich der Biotechnologie sei die Kluft zwischen der EU und den USA besonders markant, so Liikanen. "Wenn man sich die europäische Biotechnologiebranche anschaut, sieht man, dass die Firmen immer noch zu klein sind. Die Forschung der Biotech-Unternehmen ist zu fragmentiert. Es findet nicht genügend Austausch statt zwischen den verschiedenen Forschungsbereichen, den diversen Institutionen. Und auch grenzüberschreitend wird nicht genügend getan."

EU verspricht Aktionsplan

Trotz alledem bleibe die Biotechnologie ein potentiell vielversprechender Bereich, so Liikanen. Ende der neunziger Jahre wurden in dieser Branche viele neue Unternehmen gegründet. Mittlerweile gebe es eine Reihe von Biotechnologiezentren in Deutschland, Großbritannien und Frankreich - alle durchaus erfolgreich. Jetzt sollten noch die kleinen und mittleren Unternehmen aus den anderen Regionen folgen - dazu werde die Kommission auch bald einen Aktionsplan vorlegen, kündigte Liikanen an. (pg)