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Wissen als Waffe

Thomas Kirschning21. Mai 2003

Beim sechsten Deutsche Weltbankforum (20./21.5.) dreht sich alles um den Begriff "Wissenstransfer". Politiker und Wirtschaftsführer beraten darüber, wie Bildung zur Bekämpfung der Armut eingesetzt werden kann.

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James Wolfensohn, <br>Präsident der WeltbankBild: AP

"Wissen und Ausbildung spielen die wichtigste Rolle im Kampf gegen die Armut auf der Welt": Weltbankpräsident James Wolfensohn freut sich, dass sich das sechste Deutsche Weltbankforum auf dem Petersberg bei Bonn ganz der Frage widmet, wie die Menschen in den ärmsten Staaten Zugang zu Informationen und hieraus abzuleitendem Wissen erhalten.

Wolfensohn warnte davor, angesichts der Wirtschaftskrisen und von Konflikten wie dem Irak-Krieg die Armutsbekämpfung in der Welt zu vernachlässigen. Dabei sei die Schubkraft von Technologie und Wissen enorm. Sie seien ein Motor für soziale und wirtschaftliche Entwicklung und Bekämpfung von Armut. "Wenn Sie über ein größeres Wissen verfügen und über mehr Erfahrung, dann haben Sie eine bessere Chance voranzukommen", sagte Wolfensohn gegenüber der Deutschen Welle:

Gewaltige technologische Kluft

Im Zeitalter der Wissensgesellschaft dürfe es hier nicht zu einer Spaltung der Welt in eine "Zwei-Klassen-Gesellschaft" kommen. Es handele sich um einen technologischen Krieg, der gewonnen werden müsse. Laut Statistiken der Weltbank waren die durchschnittlichen Pro-Kopf-Ausgaben für Bildung im Jahr 2000 in den wohlhabenden Ländern 28-mal höher als in den Entwicklungsländern.

Die Kluft bei der Verfügbarkeit von Computern und Online-Anschlüssen ist nach Weltbank-Daten gewaltig. Allein in Deutschland seien 2003 mit rund 30,8 Millionen Menschen fast doppelt so viele Internet-Nutzer verzeichnet als in den gesamten afrikanischen Ländern der Subsahara-Region, Nordafrikas und des Nahen Ostens sowie Südasiens zusammen.

Bildungstransfer und Privatwirtschaft

Die Privatwirtschaft sollte dazu beitragen, dass dieses Ungleichgewicht nicht noch größer wird. Zwar sei der Aufbau von funktionierenden Verwaltungen und sonstiger Infrastruktur in ärmeren Ländern zunächst eine typische Aufgabe für Hilfsorganisationen. Aber wenn das einmal in Schwung gekommen ist, so Wolfensohn, dann solle man die Zivilgesellschaft und die Privatwirtschaft beteiligen, um diese Anstrengungen zu unterstützen. Schließlich seien es eben auch private Unternehmen, die von einer Investition in Wissenstransfer profitieren könnten.

Der Gewinn einer Investition in Wissenstransfer sei das Entstehen einer Konsumentenschicht, die Produkte nachfragt. Und das könne zu stabileren gesellschaftlichen Verhältnissen führen, in der die Produkte dann auch funktionieren. Wenn aber Menschen in rechtlosen Verhältnissen leben müssen, führe das zu Kriminalität und gesellschaftlichen Zerreißproben. "Wenn Sie nicht wollen, daß ihre Fabrik niedergebrannt wird, dann sollten Sie lieber gute und verantwortungsvolle Beziehungen zur sie umgebenden Gesellschaft pflegen als einen Stacheldrahtzaun um ihr Gelände ziehen", sagt Weltbank-Präsident im Gespräch mit der Deutschen Welle.

Verantwortung auf beiden Seiten

Allerdings müssten auch die Entwicklungsstaaten selbst ihren Teil dazu beitragen, das Entstehen einer Wissensgesellschaft zu unterstützen. Die Regierungen hätten die Verantwortung, ihnen zur Verfügung gestellte Mittel effektiv einzusetzen, Korruption zu bekämpfen und dafür zu sorgen, dass das Geld dort eingesetzt wird, wo es hingehört.

Und die entwickelten Staaten? Sie haben nach Meinung von James Wolfensohn die Verantwortung, zu erkennen, dass Entwicklung keine Frage von Mildtätigkeit ist, sondern dass es hier um Themen geht, die unmittelbar die Sicherheit und Stabilität der Welt betreffen.