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Wissen als Ware im globalen Dorf

Stimmen gesammelt von Loay Mudhoon, zurzeit Kairo24. Januar 2006

Arabische und deutsche Verleger diskutierten auf der Buchmesse in Kairo, was bei ihrer Arbeit wichtiger ist: geistige oder wirtschaftliche Interessen? Loay Mudhoon hat sich umgehört.

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Wer liest was und warum?Bild: dpa

Woher kommt das Geld?

"Als kleiner ostdeutscher Verlag haben wir die Erfahrung gemacht, dass wir ohne staatliche Unterstützung überleben müssen. Denn der Staat mischt sich in Deutschland in die Buchproduktion nicht ein; es gibt nur eine indirekte Förderung in Form von reduzierter Mehrwertsteuer und verbilligter Postgebühren. Daneben gibt es private Förderung über private Stiftungen. Hinzu kommt, dass große deutsche Industrieunternehmen die wissenschaftliche Buchproduktion unterstützen.“

(Christoph Links, Links Verlag / Deutschland)

Wissen ist "natürliches Menschenrecht“

"Das Wissen verkommt tatsächlich zur bloßen Ware, wenn die hochentwickelten Ländern ihre klugen Köpfe gezielt fördern und darüber hinaus die besten Köpfe aus den armen Ländern auch gezielt abwerben. Auf diese Weise wird die Spaltung der Welt in wissensarme und wissensreiche Regionen weiter vergrößert. Die reichen Länder des Nordens sollten stattdessen den armen südlichen Ländern umfassende Hilfe und Unterstützung beim Aufbau ihrer wissenschaftlichen Publikationen zur Verfügung stellen. Zweisprachliche, von arabischen und deutschen Verlagen gemeinsam publizierten Wissenschaftsbücher könnten der Beginn einer wunderbaren Zusammenarbeit werden."

(Professor Kassem Abdou Kassem, Verlag Dar Ayn / Ägypten)

Vielfalt als Herausforderung

"Wissen ist eine besondere Ware, deren Vermarktung besonderer Voraussetzungen wie Leseförderung und Schutzmaßnahmen vor Wettbewerbsverzerrung bedarf. Wir sind zum Teil froh, wenn wir im Wissenschaftsbereich mehr als 1000 Exemplare von einem Buch verkaufen, während wir in anderen Bereichen wie unterhaltenden Romanen Auflagen in Millionenhöhe erreichen. Aber wir im Fischer-Verlag glauben an unsere Verantwortung, Wissen zu verbreiten. Gleichzeitig wächst der wirtschaftliche Druck auf uns, nicht gewinnbringende Bücher aus unsrem Programm zu nehmen. Diese Entwicklung bedeutet, dass große Buchhandelkette den Verlagen diktieren könnten, was sie zu veröffentlichen haben".

(Peter Sillem, Fischer Taschenbuch Verlag / Deutschland)

Wissen als Weg zum Anderen

"Unser globales Dorf ist heute auf dem Weg zur Wissensökonomie, was keinesfalls einen Rückstand bedeuten muss - vielmehr handelt es sich um eine Übergangsphase vom 'Zeitalter des Wissens' zum 'Zeitalter der Weisheit'. Was die arabische Wissenskultur anbelangt, so würde ich mir mehr Engagement der Zivilgesellschaft in der arabischen Welt – vor allem des lesenden Publikums - wünschen. Arabische Regierungen sollten sich von den Inhalten unserer Buchpublikationen weitgehend fernhalten."

(Adnan Salem, Verlag Dar Al Fikr / Syrien)