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WM-Fieber? Fehlanzeige!

17. August 2009

In Berlin kämpfen Leichtathleten aus aller Welt um WM-Titel. Eigentlich hatte man aus diesem Anlass auf ein zweites Sommermärchen nach 2006 gehofft, aber von WM-Stimmung ist in der Hauptstadt nicht viel zu spüren.

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Kein Renner in Berlin - WM-MaskottchenBild: DW
WM Stimmung in Berlin
Plakat in einem Berliner BahnhofBild: DW

Detektivisches Gespür ist gefragt, um in Berlin etwas von der Leichtathletik-Weltmeisterschaft mitzubekommen. Vereinzelt kleben an den Wänden von S- und U-Bahnen und an den Haltestellen auf dem Boden Sticker mit dem Spruch: Sei Welt. Sei Meister. Sei Berlin. Das ist nicht viel Information. Das größte Sportereignis der Welt findet zurzeit in Deutschlands Hauptstadt statt, aber selbst am Hauptbahnhof, wo die meisten Touristen ankommen, ist kaum ein Hinweis zu finden. Drei große Plakate hängen an den Wänden der Halle – allerdings sind das Werbeplakate eines großen Sponsors und erst bei genauem Hingucken wird klar, worum es eigentlich geht.

Trotzdem wissen die meisten Menschen Bescheid. Alle können die Frage beantworten, welches Großereignis hier in der Stadt zurzeit stattfindet. Interesse zeigt dafür aber kaum einer. Vielleicht ist das bei den alt eingesessenen Berlinern ja anders?

Ideenlos

Ein Donut-Laden im Osten der Stadt. Hier gibt es kleine Snacks für den Hunger zwischendurch und Small-Talk. Ist denn die Leichtathletik-WM hier ein Thema? "Nö, damit haben wir hier ja nichts zu tun", sagt ein Kassierer. Stimmt, aber man muss ja nicht gleich am 100-Meter-Finale teilnehmen, um sich dafür zu interessieren. Aber bei dem Vorschlag, ob man zu diesem Event nicht besondere Donuts anbieten könnte, einen Medaillen- oder WM-Donuts zum Beispiel, wird er hellhörig. "Gute Idee, aber das hätte uns früher einfallen müssen. Dann kann er sich ja schon mal Gedanken machen, was er zur Frauen-Fußball-WM 2011 backen könnte.

WM Stimmung in Berlin
WM-Hinweis in einem KaufhausBild: DW

Vom Leichtathletik-WM-Fieber scheinen die Menschen hier noch nicht wirklich angesteckt worden zu sein. Ein bisschen bessere Stimmung herrscht in einem großen Sportgeschäft in Stadtmitte. Hier gibt es einige Fernseher, die die Wettkämpfe live aus dem Stadion zeigen. Die Zwischenläufe über die 100 Meter stehen an, und fast ein Dutzend Menschen sind stehen geblieben und schauen sich das an. Auch eine Mutter mit ihrer Tochter. Beide sind Leichtathletik-Fans und haben auch Tickets. Die Stimmung hier in der Stadt finden sie aber enttäuschend. "Wenn wir nicht interessiert wären und uns informiert hätten, dann hätten wir hier nichts davon mitbekommen. Einige Plakate von Sponsoren sieht man mal hier und da, aber sonst ist das schon sehr enttäuschend“.

Einige Sponsoren nutzen die Chance

Enttäuschend für die Menschen, aber was sagen die Verkäufer der vielen Merchandising-Artikel zur Leichtathletik-WM? Es seien eindeutig mehr Kunden da als sonst. "Besonders die T-Shirts aus der Puma-Jamaika-Kollektion gehen gut weg“. Aber dass hier eine besondere Atmosphäre wegen des Ereignisses herrscht, können sie nicht bestätigen.

WM Stimmung in Berlin 2009
Sponsoren-AktionBild: DW

Am Alexanderplatz, dem Touristen-Hotspot. Hier gibt es etwas, dass nach Leichtathletik aussieht. Eine 30 Meter lange Kunstrasenmatte wurde hier ausgerollt, am Ende der Bahn ist eine große Anzeigentafel, die misst, wie schnell man läuft. "Das ist der Puma Street Meet“ erklärt ein Promoter. Das sei eine Kooperation mit einem Kaufhaus, um die Puma-Jamaika-Kollektion von Usain Bolt anzukurbeln. Die Resonanz ist groß. Viele junge Leute stehen hier an, um zu testen, wie schnell sie sind. Auch ein Tourist aus Panama macht mit. Das mache ihm Spaß, sonst aber bekommt er von der WM in der Stadt nichts mit. "Nur hier am Alexanderplatz gibt es was, sonst habe ich nur vereinzelt ein paar Plakate gesehen, die auf die WM hinweisen.“

Keine Fanmeile

WM Stimmung in Berlin
Fanbereich am Brandenburger-TorBild: DW

Auch am Brandenburger Tor ist nicht viel los. Public Viewing mit einer Fan-Meile wie bei der Fußball-WM vor drei Jahren gibt es nicht. Dafür wurde ein so genanntes Kulturstadion aufgebaut. Und es gibt viele Fressbuden. "Dass das hier eine Weltstadt mit einer Weltmeisterschaft sein soll, davon merkt man nichts", sagt ein Vater, der mit seinem Sohn aus Stuttgart gekommen ist. Aber enttäuscht sei er nicht. "Wir gehen sowieso lieber ins Stadion."

Eine kluge Entscheidung: Denn außerhalb des Stadions ist hier in Berlin von WM-Fieber herzlich wenig zu spüren.

Autor: Sarah Faupel
Reaktion: Wolfgang van Kann