WM - nur mit Kaffee
29. Juni 2006Wolfgang Kreuzer ist Grafiker und lebt seit 1965 in Brisbane im australischen Bundesstaat Queensland. Dort treffen sich die deutschen Auswanderer zu später Stunde in einem Café, um zusammen die WM-Spiele zu sehen.
DW-WORLD.DE: Wenn die WM-Spiele übertragen werden, dann ist es ja bei Ihnen ein Uhr nachts oder noch später. Wie halten Sie sich da wach?
Wolfgang Kreuzer: Das ist schwierig, aber man kommt durch. Mit viel Kaffee und viel Geduld. Dann geht man auch ein bisschen später zur Arbeit, dann geht das schon. Es ist ja auch nur ein Mal alle vier Jahre.
Wie kam es denn dazu, dass Menschen nachts zusammen in ein Café gehen zum Fußball gucken?
Die Bäckerei ist vor 15 Jahren von einem Bayern gegründet worden. Und der hat beschlossen, die ganze Nacht aufzubleiben und den Zuschauern, die dahinkommen und die Spiele live sehen wollen, was zu bieten. Die bekommen danach auch ein Frühstück. Und es kommen immer so um die 40 Menschen. Da ist dann ein großer Bildschirm, auf dem man die Spiele gucken kann. Und wir sitzen in einer Reihe, trinken in einer Tour Kaffee, essen eine Pizza oder sowas. Alles ist dekoriert: deutsche Fahnen, kleine Nicknacks - was man hier so bekommt. Und es sieht alles sehr heimisch aus, so als wenn man in Deutschland wäre.
Was sagen denn die Australier zu deutschen Fans? Sind die da tolerant?
Oh ja, sehr. Das ist gar kein Problem. Wir veräppeln uns manchmal gegenseitig, aber das ist gut gemeint. Die Australier haben ja leider verloren und wir sind alle in Tränen ausgebrochen. Aber die werden am Freitag auch mit zusehen und den Deutschen die Daumen drücken.
Wären Sie gern zur WM nach Deutschland gekommen?
Auf jeden Fall. Aber leider ging das nicht, aus persönlichen und beruflichen Gründen konnte ich nicht weg. Aber die Stimmung, die wir hier schaffen, ist ein kleiner Trostpreis.
Was ist Ihr Tipp, wer gewinnt - Deutschland oder Argentinien?
Nach dem, was ich gesehen habe, würde ich sagen: Die Deutschen haben eine große Chance. Ein bisschen knapp, aber sie werden es schaffen. Die Deutschen haben sich gemausert.