1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen

Spuren der Uiguren

10. Juli 2009

Viele Uiguren sind aus Angst vor der chinesischen Regierung in den vergangenen Jahrzehnten aus China geflohen. Einige von ihnen leben nun in den USA, Saudi Arabien oder Europa – einige bald auch auf Palau.

https://p.dw.com/p/IkXA
Uigure mit großem gelben Protest-Banner (Foto: AP)
Auch in Japan leben Exil-Uiguren, die für ihre Landsleute in der Heimat auf die Straße gehenBild: AP

Rund drei Viertel aller Uiguren leben in China, die meisten in Xinjiang ganz im Westen des Landes. Die genaue Zahl ist allerdings umstritten. Während die chinesische Regierung von ungefähr acht Millionen muslimischen Uiguren in China spricht, behauptet der Weltkongress der Uiguren (WUC) es seien doppelt so viele, "circa 20 Millionen".

Ungefähr 1,5 Millionen Uiguren leben nach Angaben von Nurmamat Rozahun vom WUC in Kasachstan, Kirgisistan, Usbekistan, der Türkei und Saudi Arabien. Die meisten Exil-Uiguren in diesen Staaten sind keine politischen Flüchtlinge. Sie leben dort teilweise schon seit Generationen.

Der Weltkongress als Sprachrohr

Uiguren in Xinjiang auf dem Weg zur Moschee (Foto: AP)
Uiguren in Xinjiang auf dem Weg zur MoscheeBild: AP

Anders sieht es bei den rund 2000 Uiguren in den USA und Kanada oder den 3000 Uiguren in Europa aus. Der Weltkongress schätzt, dass über 90 Prozent von ihnen in den letzten Jahren vor der chinesischen Regierung geflohen sind.

"In jedem Land, in dem Uiguren leben, haben diese einen eigenen Verein", erklärt Nurmamat Rozahun. "Wir sind der Dachverband. Bei uns läuft alles zusammen." Das Hauptziel des WUC sei die Gewährung von Demokratie, Menschenrechten und Religionsfreiheit für alle Uiguren, damit sie ihre politische Zukunft selbst bestimmen können. Um dieses Ziel zu erreichen, verfolgt der WUC - nach eigenen Angaben - eine Politik, die nur friedliche, gewaltfreie und demokratische Mittel einsetzt.

Radio machte München zum Zentrum

Zentrum der uigurischen Diaspora in Europa ist München. Hier wohnen rund 500 der insgesamt 600 in Deutschland lebenden Uiguren. Grund dafür: Der US-Sender Radio Liberty sendete in den 70er-Jahren aus München ein uigurisches Programm. 1991 wurde in München die erste Exil-Organisation gegründet, 2004 der WUC. Und so zieht es aus China emigrierte Uiguren zu ihren Landsleuten nach Bayern.

Die Insel Palau: Grüne Bäume, hellblaues Wasser (Foto: DPA)
Insel Palau - bald Heimat von 17 UigurenBild: DPA

Der bekannteste "bayerische Uigure" ist wohl Asgar Can, Vizepräsident des WUC. Er beschreibt das Dilemma, indem die Exil-Uiguren stecken. Sie haben große Angst um ihre Verwandten und würden einerseits gerne oft mit ihren Freunden in China sprechen, andererseits bringen sie sie damit in noch größere Gefahr. "Die Landsleute, die uns anrufen, riskieren ihr Leben. Wenn sie erwischt werden, bekommen sie eine lebenslängliche Haftstrafe, vielleicht werden sie sogar getötet", fürchtet Can.

Die bekannteste und einflussreichste Exil-Uigurin ist Rebiya Kadeer, die Präsidentin des WUC. Sie lebt in Washington und ist für die chinesische Regierung spätestens seit Beginn der Unruhen in China die Staatfeindin Nummer eins. Ihr wird vorgeworfen, die Ausschreitungen und Unruhen in Xinjiang provoziert zu haben.

Die kleinste Gruppe Uiguren wird übrigens bald auf Palau leben. Der Inselstaat im Pazifik hatte sich auf Anfrage der USA bereit erklärt die 17 in Guantanamo inhaftierten Uiguren aufzunehmen.

Autor: Benjamin Wüst

Redaktion: Martin Schrader