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Ausnahmetalente

22. April 2009

Berühmte Musiker kommen aus Wien, Berlin, Moskau und Dresden - und bald auch aus Madrid. Die private Musikschule "Escuela de Música Reina Sofía" gilt als Kaderschmiede: 100 Ausnahmetalente werden hier unterrichtet.

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Ein Trio musiziert gemeinsam: Eine junge Frau spielt Violine, ein junger Mann Piano, ein anderer Voloncello (Foto: Julia Macher)
Die Musikschule "Escuela de Música Reina Sofía" nimmt nur AusnahmetalenteBild: DW / Macher

Professorin Dietmut Poppen kontrolliert im Probenraum die Bogenhaltung von Ekaterina Tolpyko. Die hochbegabte 19-jährige Russin aus Sibirien lernt in der "Escuela de Música Reina Sofía" Viola parallel zur Geige. Das Studiensystem ist auf die Förderung solcher Ausnahmetalente ausgerichtet. "An dieser Privatschule haben wir Lehrer das große Vergnügen und den Luxus, dass wir das Programm für die Studenten machen können, wie wir wollen", erklärt Poppen. Man könne die Schüler sehr individuell fördern. Die Schule, die 1991 gegründet wurde, liegt direkt gegenüber des Königspalastes.

Individuelle Förderung bei absoluter akademischer Freiheit

Eine junge Frau spielt Viola, ihre Lehrerin schaut zu (Foto: Julia Macher)
Persönliche Betreuung ist in der Musikschule StandardBild: DW / Macher

Jeder Student erhält wöchentlich einen persönlich für ihn angefertigten Stundenplan. Die Arbeitsbedingungen sind luxuriös: Jede Übungskabine lässt sich mit einem Handgriff in ein Tonstudio verwandeln, die Lobby der Schule, deren Trägerin die Stiftung "Fundación Albeniz" ist, wirkt wie in einem Fünf-Sterne-Hotel. Drei Mal im Jahr werden die Leistungen in öffentlichen Examenskonzerten überprüft. Wer das Niveau nicht hält, muss Ende des Jahres gehen. Kompromisse gibt es keine.

Als nächste Schülerin schlüpft Olga Izsak in die Aula 505. Vor zwei Jahren ist die 26-Jährige von Budapest nach Madrid gezogen, um bei Diemut Poppen Bratsche zu studieren. Sie habe hier viele großartige Lehrer, sagt Olga. "Die Schule ist sehr international, ich lerne viel über andere Kulturen und natürlich lerne ich viele Sprachen." Ungarisch und Ukrainisch spricht sie mit der Familie, Russisch, Englisch oder Spanisch mit Freunden und Dozenten: Wie fast alle an der "Escuela Reina Sofia" wechselt Olga fließend von einer Sprache in die nächste.

Der Traum von der Solo-Karriere

Eine junge Frau mit schwarzen Haaren spielt Geige (Foto: Julia Macher)
Die Violistin Ana María bei einer ProbeBild: DW / Macher

Ein paar Türen weiter übt ein Trio aus Piano, Violine und Violoncello. Kammermusik gehört an der "Escuela Reina Sofia" ebenso zum Unterricht wie Solo- und Orchesterunterricht. Schließlich sollen die Musiker später in allen Disziplinen brillieren.

Die 23-jährige Violinistin Ana María Valderrama träumt davon, nach ihrer Studienzeit als Kammermusikerin und Solistin zu arbeiten. "Wir sind es gewöhnt, vor Publikum zu spielen - und das ist ein Riesenvorteil", erklärt sie. Das Besondere an dieser Musikschule sei, dass die Schüler viele Konzerte geben - schon während ihrer Ausbildung. "Normalerweise machen Schüler das erst am Ende ihrer Ausbildung und werden dann beispielsweise beim Vorspiel für Orchester nervös", sagt Ana María.

Die Erfahrung zählt

Ein roter Doppeldeckerbus fährt an einem großen, eindrucksvollen Gebäude vorbei: die Musikschule (Foto: Julia Macher)
Das im Herbst 2008 eröffnete Schulgebäude liegt mitten im historischen Zentrum der StadtBild: DW / Macher

Diese Konzert-Erfahrung zählt in der Branche mehr als Zertifikate. 300 Auftritte pro Jahr organisiert die Schule, 100 davon sind Sponsorenkonzerte: Das Kammerorchester "Sony" ist dem Elektro-, das Symphonieorchester "Freixenet" dem Sekthersteller besonders verpflichtet. Das Trio "Shema Asisa" spielt beispielsweise auch auf Firmenevents der gleichnamigen Versicherung. 85 Prozent des Schulbudgets stammen aus privater Hand.

Die Konzerte sind Teil der Rendite, die die Geldgeber durch ihre Investition erwirtschaften. "Als wir anfingen, gab es keine Tradition des Mäzenatentums in Spanien, aber langsam entwickelt sich da etwas", sagt die Gründerin der Schule, Paloma O`Shea. "Ich habe immer gesagt, dass ich nicht um Spenden bitte, sondern ein Produkt verkaufe. Und wenn das Produkt gut ist, dann ist auch der Mäzen zufrieden." Der beste Beweis für die Qualität: Von der Wirtschaftskrise habe man bisher kaum etwas gespürt, sagt O`Shea.


Autorin: Julia Macher

Redaktion: Julia Kuckelkorn