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Über gelungene Intergration von Roma

8. April 2009

Die Roma sind eine Minderheit in Europa, die oft nicht gut in die Gesellschaft integriert ist. Im bulgarischen Lom haben eine engagierte Gemeinde und motivierte Roma-Vertreter zu einem guten Zusammenleben gefunden.

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Eine Roma-Familie mit drei Kindern
Am 8. April ist "Internationaler Tag der Roma"Bild: Mirsad Camdzic

Menschen spazieren bei schönstem Frühlingswetter durch die Fußgängerzone in Lom, die Cafés sind gut gefüllt: Roma sitzen neben Bulgaren. Das Café "Elena" gehört Veselka Asenova – auch sie gehört zu den Roma. Für ihre Gäste, zum größten Teil Bulgaren, sei ihre Abstammung nicht wichtig, erzählt sie. "Ich fühle mich hier überhaupt nicht diskriminiert. Ich habe sehr viele bulgarische Freunde."

Ein friedliches Miteinander

Eine Roma-Familie (2002/AP Photo/Petar Petrov)
Roma sind in weiten Teilen Südosteuropas nicht integriertBild: AP

In Bulgarien ist das etwas Besonderes, denn oft werden Roma aus der Gesellschaft ausgegrenzt. Dass das in Lom anders ist, liegt vor allem an einer engagierten Gemeindepolitik. Bürgermeisterin Penka Penkova setzt sich seit zwölf Jahren für die Roma-Gemeinde ein. "Wir werden oft tolerant genannt. Aber ich sage immer: Wir kümmern uns einfach um die Bedürfnisse der Leute und arbeiten mit den Roma-Vertretern zusammen", erklärt sie. Die Roma lebten schließlich schon seit über 150 Jahren bei ihnen, sagt die Bürgermeisterin.

Nikolay Kirilov, einer der Vertreter der Roma-Gemeinde, hat vor 13 Jahren die Nichtregierungsorganisation "Roma Lom Foundation" gegründet. Damals habe er als Vorsitzender des Gemeinderates gesehen, wie unterschiedlich Roma und Bulgaren behandelt worden seien. "Die Schule mit vielen Roma-Schülern hat zehnmal weniger Geld bekommen als die Schule mit bulgarischen Schülern", erinnert er sich. Gemeinsam mit den Behörden sei diese Ungerechtigkeit behoben worden, sagt Kirilov. Bildung für alle wird seitdem in der Gemeinde groß geschrieben.

Gemeinsam für eine gute Bildung

Eine Gruppe von Sinti und Roma musiziert (12.05.2005/dpa).
Im bulgarischen Lom funktioniert das Miteinander zwischen Roma und BulgarenBild: picture-alliance/dpa

In die Schule "Hristo Botev" im Viertel Mladenovo gehen vor allem Roma. Das Klassenzimmer ist bunt angemalt, Zeichnungen hängen an den Wänden. Eigentlich sind Ferien, doch Juliana ist trotzdem in der Schule: Sie bekommt Mathe-Nachhilfe von ihrer Lehrerin Bojanka Zvetanova. Julianas Eltern arbeiteten zurzeit in Deutschland, das Mädchen wohne bei ihren Großeltern, erzählt die Lehrerin. "Wer soll ihr zu Hause helfen? Aber es ist toll, dass die Oma das Kind zum Lernen hierher schickt."

Für viele Roma ist Bildung inzwischen so wichtig wie für Julianas Oma: Heute machen fast alle Roma-Kinder ihren Abschluss, manche studieren. Die Schule bemüht sich um ein gutes Angebot: Sie beantragt EU-Gelder für Projekte und Lehrausstattung. Es gibt eine Schulbibliothek und einen Elternverein, die Lehrer arbeiten mit interaktiven Methoden. Die Kinder sollten sich in der Schule wohlfühlen, sagt Direktorin Dessislava Alexandrova. Doch am wichtigsten sei der Kontakt zu den Eltern: "Wir versuchen, ihnen klar zu machen, wie wichtig es ist, dass sie ihre Kinder in die Schule schicken. Wir binden sie auch in die alltägliche Arbeit ein. Das verkürzt die Distanz und bringt uns einander näher", beschreibt sie das Konzept.

Verständnis für die Roma

Vier Roma arbeiten mittlerweile im Rathaus, bei der Polizei und im Gesundheitswesen – dank ihrer guten Ausbildung. Darauf ist der Vertreter der Roma-Gemeinde Nikolay Kirilov stolz, doch es sei nicht wichtig, wie viele Roma in den Institutionen säßen, sagt er. "Für mich ist es wichtig, dass es in den Institutionen ein Verständnis für die Sache der Roma gibt. Die Stadt Lom ist eine von nur zwei Städten in Bulgarien, die in ihrem Haushalt eigene Mittel für die Integration der Roma verankern", erklärt er. Die Roma-Bewegung müsse anfangen, die lokalen Behörden mehr unter Druck zu setzen, damit sie die Roma-Probleme endlich in ihre Agenda aufnehmen.

Autorin: Simone Böcker
Redaktion: Julia Kuckelkorn

Ein Preis für die Stadt Lom

Penka Penkova, Bürgermeisterin von Lom, bekommt den Preis "Dosta" (Council of Europe, Straßburg, 4.3.2009)
Penka Penkova, Bürgermeisterin von Lom, bekommt den Preis "Dosta"Bild: DOSTA

Das vorbildliche Zusammenleben von Roma und Nicht-Roma dort wurde im März 2009 mit dem "Dosta-Preis" des Europarates in Straßburg gewürdigt. Er geht an Gemeinden, die neue Wege für die Integration der Roma und Sinti in die Gesellschaft gefunden haben. "Dosta" bedeutet in Romanes: "Es reicht!" Die Preisverleihung ist ein Teil des Projektes "Gleiche Rechte und Behandlung für Roma in Südosteuropa“, das vom Europarat und der Europäischen Kommission ins Leben gerufen wurde.