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Wolf Haas: Silentium (Hörbuch)

Christina Bergmann20. Mai 2005

Der Humor ist schwarz - wie immer bei Wolf Haas. Und die Sprache unverändert gewöhnungsbedürftig. Aber nicht nur als Film, auch als Hörbuch ist der Krimi um den schrulligen Privatdetektiv Brenner ein Genuss.

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Der Weg ist das Ziel. In Wolf Haas’ "Silentium“ ist es nicht unbedingt entscheidend, wer wen umbringt und warum. Schließlich zeichnet sich auch sein Privatdetektiv Brenner durch seine Langsamkeit aus. Der ehemalige Polizist wird engagiert, um einer heiklen Frage nachzugehen: Ist der Monsignore Schorn im Salzburger Marianum, der erzbischöflichen Schule für Priesternachwuchs, den Buben im Hygieneunterricht zu nahe gekommen? Schließlich soll der Monsignore Bischof werden. Und da braucht er eine weiße Weste. Aber die Nichtexistenz von etwas, das heißt die Unschuld, so wird der Detektiv belehrt, lässt sich nicht beweisen.

Buchcover: Haas - Silentium (Hörbuch)

Schnell geht es in "Silentium“ auch nicht nur um Gerüchte, sondern um Mord, um Menschenhandel und Prostitution. Um Doppelmoral, die Kirche und die Salzburger Festspiele. Kein Wunder, dass die Handlung manchmal etwas unübersichtlich wird. Doch das alles wird mehr als aufgewogen durch die Art, in der Wolf Haas seinen Krimi vorliest: lakonisch und melodisch, den Zuhörer umgarnend, manchmal in die Irre führend, überraschend, dann wieder in Sicherheit wiegend.

Wenig zimperlich

So kultiviert Haas das Weglassen von Hilfsverben und Artikeln. Er liebt Wortspiele, die sich beim Zuhören manchmal erst nach einiger Zeit erschließen. Er verliert sich, genau wie seine Hauptfigur Brenner bei der Detektivarbeit, beim Erzählen in Nebensächlichkeiten wie der richtigen Zubereitung von Gulasch. Manchmal führen diese Exkursionen ins Leere, manchmal aber enden sie überraschend in einer grusligen Pointe - wie versteckten Leichenteilen in einem Kickertisch.

Wolf Haas
Wolf HaasBild: pa / dpa

So sollten die Zuhörer nicht zu zimperlich sein - kriminologische Details breitet Haas ebenso aus wie erotische. Mit dem Thema Selbstjustiz werden die Zuhörer konfrontiert und mit der Frage, ob ein paar der Morde hätten verhindert werden können, wenn Brenner dem Täter schneller auf die Schliche gekommen wäre. Oder andersherum: Ob es ohne seine Nachforschungen erst gar keine weiteren Morde mehr gegeben hätte.

Hörenswerte Sticheleien

Einerseits, so hat Wolf Haas gesagt, seien seine Krimis Fantasie-Aufsätze, für die er nicht viel recherchiere. Andererseits kenne er sich mit dem Milieu, zum Beispiel der katholischen Kirche, aber gut aus - und deshalb wirke alles glaubhaft und intensiv. Und tatsächlich sind es vor allem die Details, die Exkursionen und die kleinen aber feinen Sticheleien, die Haas so hörenswert machen.

Wolf Haas wurde 1960 im österreichischen Maria Alm geboren, studierte Linguistik und lebt als Werbetexter in Wien. Seine Krimis wurden mehrfach ausgezeichnet und verfilmt. In Österreich ist er auch bekannt durch mehrere Werbekampagnen.

Wolf Haas
Silentium (Hörbuch)
Hoffmann und Campe, 2004
ISBN 3-455-30387-0
EUR 22,90