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Wolfgang Schorlau: Die blaue Liste

Alexander Scheibe6. Februar 2006

Privatdetektiv Georg Dengler, früher Zielfahnder beim BKA, ist einem Fall auf der Spur, der zurückführt in die Zeit der Wiedervereinigung und der großen Gier und der fast zu brisant für ihn wird ...

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Die blaue Liste ist ein spannender Kriminalroman, der in der jüngeren deutschen Geschichte spielt. Privatdetektiv Georg Dengler, früher Zielfahnder beim Bundeskriminalamt, ist einem brisanten Fall auf der Spur. Er führt ihn zurück in die Zeit der Wende und der großen Gier. Denn damals wurden die Betriebe der untergegangenen DDR verteilt.

Buchcover: Schorlau - blaue Liste

Im April 1991 wird der Chef der Treuhandanstalt, Carsten Detlef Rohwedder erschossen. Sechs Wochen nach dem Attentat stürzt eine vollbesetzte Boeing der Lauda Air über Thailand ab. Zwei Jahre später wird Wolfgang Grams, Mitglied der Roten-Armee-Fraktion, in Bad Kleinen erschossen.

Österreichische Variante

Was haben diese drei Ereignisse miteinander zu tun? Wolfgang Schorlau strickt aus den scheinbar unzusammenhängenden Ereignissen ein spannendes Komplott. Plötzlich, nach der Ermordung von Detlef Rohwedder, ändert die Treuhand ihre Politik, der Ausverkauf des Ostens beginnt. Doch dazu hätte es nicht kommen müssen. Wissenschaftler aus Österreich haben eine besondere Variante der Rettung parat: Die Ost-Betriebe sollen denjenigen gegeben werden, denen sie gehören: Dem Volk. Das klingt im ersten Moment mehr als abenteuerlich, aber die Wissenschaftler haben sogar einen Beleg für das Gelingen: die österreichische Firma Matrei.

"Wir in unserem Institut in Innsbruck glaubten, die Lösung für den Transformationsprozess Ostdeutschlands zu einer Marktwirtschaft gefunden zu haben. Nur ein paar Kilometer vor unserer Tür, in Matrei am Brenner, steht eine kleine Fabrik, die nach dem Krieg von den Arbeitern übernommen wurde. Sie gründeten eine Produktivgenossenschaft. Irgendwann schafften sie es. Heute sind sie Marktführer in ihrer Branche.“

Trotz Macken: die Geschichte macht Lust auf mehr

Eine fast unvorstellbare Alternative. Dieses Modell hätte auch im wiedervereinigten Deutschland klappen können. Doch der Präsident der Treuhand wird ermordet, weil er mit Modell sympathisierte. Das Flugzeug mit den Wissenschaftler, auf dem Rückweg von einem internationalen Kongreß stürzt ab.

Die blaue Liste ist ein klassischer Kriminalroman. Der Held kommt als einsamer Wolf daher. Treibt sich herum und trinkt wie weiland Philipp Marlowe. Die ganze Detektiv-Geschichte ist natürlich noch mit privaten Details gewürzt. Wie so oft steht der Detektiv zwischen zwei Frauen. Hier hat der Roman einige Schwächen, die Charaktere sind im Privat-Bereich des Detektivs nicht überzeugend. Auch kommt das Ende etwas flach und absehbar daher. Dennoch hat es das Erstlingswerk von Wolfgang Schorlau in sich und macht Freude auf mehr Lesestoff des Autors.


Wolfgang Schorlau
Die blaue Liste
Kiepenheuer und Witsch, 2005
ISBN 3-462-03479-0
EUR 7,95