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Wulff lehnt Veröffentlichung von Anruf ab

5. Januar 2012

Wulff sagt Nein. Der Bundespräsident will keine Veröffentlichung seines umstrittenen Telefon-Anrufs auf der Mailbox von "Bild"-Chefredakteur Kai Diekmann. Er will es bei der persönlichen Entschuldigung belassen.

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Wulff und Diekmann bei einem Sommerfest der "Bild"-Zeitung im Jahr 2006 (Foto: dpa)
Wulff und Diekmann bei einem Sommerfest der "Bild"-Zeitung im Jahr 2006Bild: picture-alliance/dpa

In einem vom Bundespräsidialamt veröffentlichten Schreiben an Diekmann betonte Wulff: "Ich habe mich Ihnen gegenüber kurz darauf persönlich entschuldigt. Sie haben diese Entschuldigung dankenswerterweise angenommen. Damit war die Sache zwischen uns erledigt. Dabei sollte es aus meiner Sicht bleiben."

Die "Bild"-Zeitung hatte Wulff zuvor um Zustimmung gebeten, die Worte Wulffs auf der Mailbox zu veröffentlichen. In einem offenen Schreiben an Wulff erklärte Diekmann, er halte es für notwendig, den Wortlaut des umstrittenen Anrufs zu veröffentlichen, um Missverständnisse auszuräumen. Dies wolle die Zeitung aber nicht ohne Wulffs Zustimmung tun. Diekmann bat "im Sinne der von Ihnen angesprochenen Transparenz" um das Einverständnis.

Verschieben oder Verhindern?

Anlass dafür war die Äußerung Wulffs am Mittwoch im Fernseh-Interview mit ARD und ZDF, wonach es ihm bei dem Anruf nicht darum gegangen sei, eine Berichterstattung über seinen Hauskredit zu verhindern, sondern diese nur um einen Tag zu verschieben, "damit man darüber reden kann, damit sie sachgemäß ausfallen kann". Dem hatte am Mittwochabend im Deutschlandfunk der stellvertretende "Bild"-Chef Nikolaus Blome widersprochen. "Es war ein Anruf, der ganz klar das Ziel hatte, diese Berichterstattung zu unterbinden", sagte er über die umstrittene Nachricht auf Diekmanns Mailbox.

Die Kritik an Wulff verstummte auch nach seinem neuen TV-Interview nicht (Foto: Reuters)
Die Kritik an Wulff verstummte auch nach seinem neuen TV-Interview nichtBild: Reuters

In seiner Antwort auf die Anfrage von "Bild" schreibt der Bundespräsident am Donnerstag ferner: "Meine Nachricht vom 12. Dezember 2011 auf Ihrer Telefon-Mailbox war ein schwerer Fehler und mit meinem Amtsverständnis nicht zu vereinbaren. Das habe ich gestern auch öffentlich klargestellt. Die in einer außergewöhnlich emotionalen Situation gesprochenen Worte waren ausschließlich für Sie und für sonst niemanden bestimmt."

Wulff sieht Vertraulichkeit in Gefahr

Wulff zeigte sich zudem erstaunt, "dass Teile meiner Nachricht auf Ihrer Mailbox nach unserem klärenden Telefongespräch über andere Presseorgane den Weg in die Öffentlichkeit gefunden haben. Es stellen sich grundsätzliche Fragen zur Vertraulichkeit von Telefonaten und Gesprächen. Hier haben die Medien ihre eigene Verantwortung wahrzunehmen."

Wulff war auf einer Auslandsreise in der Golfregion, als die «Bild»-Zeitung am 13. Dezember erstmals über seinen umstrittenen Privatkredit berichtet hatte. Wulff hatte 2008 als niedersächsischer Ministerpräsident von dem befreundeten Unternehmerpaar Egon und Edith Geerkens einen Kredit von 500.000 Euro erhalten.

kle/ml (dpa, dapd, afp, epd)