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Wulff trifft Palästinenserpräsident Abbas

30. November 2010

Zum Abschluss seiner Nahost-Reise hat Bundespräsident Christian Wulff sich zu Gesprächen mit Palästinenserpräsident Mahmud Abbas getroffen. Themen waren die Situation in Gaza und die Friedensgespräche mit Israel.

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Bundespräsident Christian Wulff (links) und Palästinenser-Präsident Mahmud Abbas in Bethlehem (Foto: dpa)
Empfang mit militärischen Ehren: Bundespräsident Wulff bei seinem Besuch in BethlehemBild: picture-alliance/dpa

Mit militärischen Ehren empfing Mahmud Abbas seinen deutschen Gast am Dienstagmittag (30.11.2010) in seiner Residenz in Bethlehem. Bei den anschließenden Gesprächen sicherte er Wulff seinen Willen zu einem Friedensschluss mit Israel zu. "Wir strecken unsere Hand zum Frieden aus", sagte der Palästinenserpräsident wörtlich. Zuvor hatte Bundespräsident Wulff Israelis und Palästinenser zu Kompromissen im Friedensprozess aufgefordert. Jetzt sei die Gelegenheit für eine tragfähige Lösung, so Wulff.

Abbas lehnt provisorische Grenzen ab

"Bei dieser Reise ist meine Überzeugung nachhaltig gewachsen, dass der Frieden möglich ist bei gutem Willen aller beteiligten Seiten", fügte der Bundespräsident hinzu. Grundlage dafür sei eine Zwei-Staaten-Lösung. Diese Bemerkung griff Gastgeber Abbas auf: ein palästinensischer Staat in den Grenzen vor Beginn des Sechs-Tage-Krieges von 1967 sowie mit Ostjerusalem als Hauptstadt sei ohne Alternative. Erneut lehnte er provisorische Grenzen für einen Palästinenserstaat strikt ab.

Beide Präsidenten forderten die im Gazastreifen regierende radikal-islamische Hamas auf, den Soldaten Gilat Schalit freizulassen. Bereits am Montag war Wulff mit Familienangehörigen des seit vier Jahren entführten Israeli zusammengetroffen und hatte sich für die Freilassung Schalits eingesetzt. "Die internationale Staatengemeinschaft muss deutlich machen, dass der Kriegsgefangene freigelassen gehört", sagte Wulff. Das Rote Kreuz müsse Zugang zu ihm bekommen und die Eltern müssten ebenfalls Kontakt zu dem Soldaten erhalten. Dies sei ein Gebot der Humanität. In diesem Zusammenhang verwies Abbas bei seinen Gesprächen mit dem Bundespräsidenten auch auf 8000 palästinensische Häftlinge in israelischen Gefängnissen, die ebenfalls zu ihren Familien zurückkehren sollten.

Ein weiteres Thema des Treffens in Bethlehem war die Unterstützung Deutschlands beim Aufbau staatlicher Strukturen im Westjordanland. So werden von der Deutschen Gesellschaft für Technische Zusammenarbeit (GTZ) derzeit vier Polizeistationen aufgebaut. Abbas bedankte sich bei seinem Gast für die Hilfe und erklärte: "Sie sind ein wahrer Freund".

Privates Gebet in der Geburtskirche

Bundespräsident Christian Wulff und Tochter Annalena gehen durch die Geburtskirche in Bethlehem (Foto: dpa)
Gemeinsames Gebet mit der Tochter: Wulff in der GeburtskircheBild: picture-alliance/dpa

Vor seinem Gespräch mit Abbas hatte Wulff die Geburtskirche in Bethlehem besichtigt, die nach christlicher Überlieferung Geburtsort Jesu ist. Dort zog sich Wulff für einige Minuten mit seiner Tochter zu einem privaten Gebet zurück. Anschließend besuchte der Bundespräsident die evangelisch-lutherische Schule Talitha-Kumi in Beit Jala bei Bethlehem. Im Jahr 1851 erbaut, ist diese deutsche Bildungseinrichtung eine der ältesten in der Region, in der christliche und muslimische Kinder gemeinsam lernen. Bei seiner Visite informierte sich Wulff über die Wünsche und Sorgen der Schüler. Seit 1995 hat die Palästinensische Behörde die Verwaltungshoheit über Bethlehem und der Anteil der Christen an der palästinensischen Gesamtbevölkerung ist auf etwa zwei Prozent zurückgegangen. Als Grund werden die schwierige wirtschaftliche Lage und die israelische Besatzung genannt.

Autorin: Stephanie Gebert (rtr, dpa, epd)

Redaktion: Thomas Latschan