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Wunderwaffe braunes Fett? Hintergründe zum körpereigenen Fettverbrenner.

Martin Brandt27. Februar 2012

Wunderwaffe braunes Fett? Hintergründe zum körpereigenen Fettverbrenner

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Das klingt nach einer Ideallösung, um Kilos schonend purzeln zu lassen: das gute braune Fett wird aktiv und kämpft gegen das böse weiße Fett an. Wie schätzen Sie das ein? Wie schwierig ist es, dieses braune Fett zu aktivieren?

Da hat man zwei Probleme. Einmal muss man das bestehende braune Fett aktivieren und auf der anderen Seite müsste man vielleicht mehr braunes Fett aktivieren, als man hat. Um das bestehende braune Fett zu aktivieren, ist die beste Methode eigentlich Kälte. Aber wie man es beim Menschen bewerkstelligen kann, mehr braunes Fett zu bekommen, weiß man noch nicht so genau. Bei Tieren gibt es Ansätze, aber diese sind noch nicht auf den Menschen übertragbar.

Es gibt also zumindest ganz einfache Methoden, um das braune Fett zu aktivieren. Kälte haben Sie angesprochen, welche anderen Tricks gibt es denn da noch? Was könnte da noch helfen, um das braune Fett auf Trab zu bringen?

Kälte wirkt ja durch Hormone wie Adrenalin und Noradrenalin, das sind Stresshormone. Die könnte man natürlich künstlich zusetzen, allerdings würde das auch den Herzschlag und den Blutdruck erhöhen. Außerdem gibt es bestimmte Rezeptoren, die im braunen Fett sind, so genannte Beta-3-adrenäre Rezeptoren, und wenn man da etwas spezifisches finden könnte, was nur diese Rezeptoren aktiviert, könnte man das vielleicht auch bewerkstelligen. Allerdings ist das schon mal in den 80er Jahren versucht worden und hat zu keinen guten Ergebnissen geführt. Bei Mäusen funktioniert es, beim Menschen nicht.

Aber langfristig könnte man an Tabletten denken, die diese Hormone enthalten und das braune Fett aktivieren?

Das ist vorstellbar, aber ich denke, da gibt es noch viel Forschungsbedarf.

Ich komme noch einmal auf den Alltag zurück: Was können wir denn alle tun? Einfach weniger heizen wäre ja eine Möglichkeit. Können wir auch durch Sport oder andere kleine Alltagstricks das braune Fett aktivieren?

Klar, Kälte wäre etwas und es gibt ganz neue Erkenntnisse, dass auch die Muskulatur ein Hormon produziert, was dann wiederum das braune Fett aktivieren oder auch rekrutieren kann. Dieses Hormon heißt Irisin, es wurde gerade erst vor zwei, drei Wochen beschrieben und bei Mäusen funktioniert das.


Wann tritt das Hormon auf? Wenn der Muskel beansprucht wird, also erst durch Sport oder durch Bewegung?

Wenn der Muskel aktiv ist, wird das Hormon freigesetzt und soll dann das braune Fett aktivieren.

Also Sport, Bewegung hilft dann tatsächlich auch. Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung hat eine Schätzung herausgegeben, wonach 60 Milliliter an braunem Fettgewebe, das aktiv arbeitet, ausreichen, um rund vier Kilogramm an weißem Fett zu verbrennen. Da könnte man ja fast von einer Wunderwaffe sprechen.

Ja gut, damit gibt es natürlich ein paar Probleme, weil das braune Fett in der Regel bei uns nicht aktiv ist, weil wir uns ja anziehen, wenn es kalt ist und wir heizen unsere Räume. Das heißt, das braune Fett ist gar nicht so aktiv. Außerdem weiß man auch nicht so genau, wie viel braunes Fett in jedem Menschen individuell vorhanden ist. Gerade in älteren Menschen und auch in fettleibigen Menschen ist einfach weniger braunes Fett.


Also da ist noch viel Forschung notwendig. Sie haben ja auch ein Forschungsprojekt und suchen nach Methoden, Fettleibigkeit zu bekämpfen. Sie beobachten Mäuse, die unterschiedliche Nahrung bekommen und wie das Wechselspiel zwischen Nahrung und dem Stoffwechsel der Mäuse ist. Was haben Sie da heraus gefunden?

Wir haben zum einen herausgefunden, dass selbst Mäuse, die fettreich ernährt werden länger leben, wenn man im Gegenzug den Eiweißanteil in der Nahrung erhöht. Diese Mäuse leben tatsächlich länger, als Mäuse, die Fett und viel Zucker bekommen. Und dann haben wir auch noch herausgefunden, dass es da auch eine Interaktion mit dem Muskel gibt. Mäuse mit einer erhöhten Muskelaktivität leben länger, selbst wenn sie eine ungünstige Nahrung bekommen. Und das ist natürlich ein interessanter Ansatz, der vielleicht auch etwas mit dem braunen Fett zu tun haben könnte.

Interview: Maria Grunwald