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Wurmfraß in der IT-Branche

Detlev Karg3. Februar 2004

Der Computerwurm MyDoom hat zugeschlagen. Wieder einmal werden Unternehmen Ziel einer Internet-Attacke und wieder ist das nur durch Sicherheitslücken beim Unternehmen Microsoft möglich - das jetzt selbst zum Opfer wird.

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Jeder sollte in diesen Tagen seinen PC mit einem Virenscanner prüfenBild: APTN

Am Sonntag (1.2.2004) war es soweit: der Computer-Wurm MyDoom legte die Website des US-Softwareunternehmens SCO (www.sco.com) lahm. Die Seite war nicht mehr erreichbar. MyDoom hatte zugeschlagen.

Herkunft Russland?

Der Virus hat inzwischen mehr als eine Million Computer befallen, schätzt die finnische IT-Sicherheitsfirma F-Secure, Hersteller von Virenscannern. Der Computerwurm hatte, so scheint es, seinen Weg durch des Internet vermutlich von Russland aus angetreten. Experten sprechen von einem drohenden Schaden von mehr als 30 Milliarden Euro. Zwar geht bei einer solchen Attacke nichts kaputt, aber Systemadministratoren weltweit müssen Rechner vom Netz nehmen, untersuchen, den Wurm finden und isolieren. In der Zwischenzeit fällt Arbeit aus. Das kostet Geld - viel Geld.

Post für SCO

Die bislang unbekannten Urheber des Virus haben MyDoom so programmiert, dass er E-Mails an die Firma SCO schickt. Warum aber ist diese in der Öffentlichkeit weitgehend unbekannte Firma Ziel dieser Attacke?

SCO, ansässig in Utah, ist wegen umstrittener Lizenzgeschäfte mit zahlreichen Anbietern des alternativen Betriebssystems Linux in Rechtsstreitigkeiten. SCO will von ihnen Geld, weil sie angeblich Patente verletzen. Dabei ist Linux bekanntermaßen von freien Entwicklern weltweit ohne Honorar programmiert und verbessert worden, als Alternative zur erdrückenden Übermacht von Microsoft Windows.

Buhmann der Linux-Szene

Warum also die Klage? SCO war einst ein bedeutender Anbieter von Unix-Betriebssystemen. Diese äußerst stabilen Systeme waren lange vor Microsoft Windows auf Servern im Einsatz und sind es auch heute noch. Verschiedene Anbieter wie Hewlett-Packard, IBM und Sun boten in den 1990er Jahren eigene Versionen, so genannte Derivate, an. Unix als solches gehörte also niemandem allein. Auch SCO zählte zu den Anbietern.

1991 entwickelte der Programmierer Linus Thorvalds das erste Linux auf Basis von Unix. Linux hatte rasanten Erfolg in der Serverwelt, Firmen wie SCO wurden durch den Erfolg von Microsoft Windows und Linux immer bedeutungsloser. Kritiker mutmaßen darum, das SCO sich mit der Prozesswelle schadlos halten will. Kritiker werfen SCO gar vor, damit den Interessen des Branchenriesen Microsoft zu dienen, dem Linux ein Dorn im Auge ist.

Möglicher Denkzettel der Programmierer

Nun kommt offenbar die Rache aus der Programmiererszene. SCO erhält einen Denkzettel und Microsoft ist gleich mit blamiert, weil wieder einmal Sicherheitslücken in seiner - weltweit dominierenden - Mailsoftware ausgenutzt werden. SCO und Microsoft haben auf Hinweise zur Entdeckung des Täters insgesamt darum 500.000 Dollar Belohnung ausgesetzt. Nachdem MyDoom seinen Angriff auf SCO bereits gestartet hat, steht dies Microsoft nämlich noch bevor: MyDoom.B schlägt am 3. Februar 2004 zu.

Absender unbekannt

Während die Angriffe auf SCO und Microsoft nach einigen Tagen enden dürften, bleibt eine wesentliche Gefahr bestehen: Die Hintertüren, welche MyDoom auf den befallenen Systemen eingerichtet hat. Über diese Einfallstore können Eindringlinge die betroffenen Rechner weiterhin für ihre Zwecke kapern und beispielsweise für zusätzliche Angriffe verwenden.

Übrigens: Am 12. Februar 2004 beendet MyDoom seine Aktivitäten von selbst.