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Politik

Wut und Trauer nach Maldonados Tod

21. Oktober 2017

Kurz vor der Parlamentswahl in Argentinien sorgt der Tod des Aktivisten Santiago Maldonado für Erschütterung. Der Fall ruft bei vielen Bürgern Erinnerungen an die Zeit der Militärdiktatur wach. 

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Demonstration auf der Plaza dem Mayo in Buenos Aires
Demonstration auf der Plaza dem Mayo in Buenos AiresBild: picture-alliance/ZUMAPRESS.com

Der Tod des argentinischen Aktivisten Santiago Maldonado ist offiziell bestätigt. Sein älterer Bruder Sergio erklärte in Buenos Aires, dass es sich bei einem vor wenigen Tagen in Patagonien im Süden Argentiniens entdeckten Leichnam um den des seit Wochen vermissten 28-Jährigen handelte.

Der Tattoo-Künstler Santiago Maldonado war am 1. August bei einem Protestmarsch der Mapuche-Ureinwohner in Patagonien von Militärpolizisten festgenommen worden; seither wurde er nicht mehr gesehen. Die Mapuche protestierten gegen den Verkauf des von ihnen beanspruchten Landes an den italienischen Modeunternehmer Luciano Benetton, der in Patagonien rund 900.000 Hektar Land besitzt.

Kerzen erinnern vor der Leichenhalle an den Getöteten
Kerzen erinnern vor der Leichenhalle an den GetötetenBild: picture-alliance/AP Photo/N.Pisarenko

Sergio Maldonado sprach vor der Leichenhalle in Buenos Aires, wo er den Leichnam seines Bruders sehen konnte. "Wir haben Santiagos Tattoos erkannt, so dass wir sicher sind, dass er es ist", sagte er. Die Autopsie sei für die kommenden Tage geplant und werde weitere Erkenntnisse bringen. 

Vor dem Gebäude strömten zahlreiche Menschen zusammen, die Blumen niederlegten und Kerzen im Gedenken an den 28-Jährigen entzündeten. Unter dem Schlagwort "Santiago" gab es zahlreiche Botschaften auf Twitter. Auf der Plaza de Mayo im Herzen von Buenos Aires versammelten sich mehrere hundert Demonstranten, um des Todes des jungen Mannes zu gedenken.

Der Leichnam war am Dienstag im Fluss Chubut entdeckt worden, der die gleichnamige Provinz in Patagonien durchquert. Die Menschenrechtsorganisation Amnesty International forderte die Regierung auf, "eine unabhängige Untersuchung zu garantieren".

Das Verschwinden von Santiago Maldonado ruft in Argentinien böse Erinnerungen an die Zeit der Militärjunta wach (1976-1983), unter deren Herrschaft in dem südamerikanischen Land 30.000 Menschen ermordet wurden oder spurlos verschwanden. Die Regierung von Präsident Mauricio Macri steht wegen des Falls unter Druck. 

Demonstration für die Aufklärung der Todesumstände
Demonstration für die Aufklärung der TodesumständeBild: picture-alliance/dpa/N. Pisarenko

Die Argentinier sind am Sonntag aufgerufen, die Hälfte der Abgeordneten im Unterhaus sowie ein Drittel der Senatoren neu zu wählen. Es wird damit gerechnet, dass Macris Mitte-Rechts-Bündnis gestärkt aus den Wahlen hervorgeht.

Der Fall bestimmte in Teilen den Wahlkampf. Auch Ex-Präsidentin Cristina Kirchner, die sich um einen Sitz im Senat bewirbt und damit auf die politische Bühne zurückdrängt, machte der Regierung Macri schwere Vorwürfe. Ob sie von der emotional aufgeladenen Atmosphäre profitieren kann, bleibt abzuwarten. 

Präsident Macri sprach der Mutter des Opfers am Freitag sein Beileid aus, wie Justizminister Germán Garavano im Sender TN sagte. Bei der Familie kam das nach Angaben der Schwägerin Maldonados nicht gut an.

stu/fab (afp, epd)