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Yellen schlägt keine Wellen

Jonathan Spicer, rtr12. Februar 2014

Die neue Chefin der US-Notenbank will den Kurs ihres Vorgängers fortsetzen und die monatlichen Anleihekäufe weiter zurückfahren – nur an der Zinsschraube wird vorläufig nicht gedreht.

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Symbolbild Geldhahn (Foto: viperagp #41036554)
Bild: viperagp/Fotolia

Trotz jüngster Rückschläge am Arbeitsmarkt will die neue US-Notenbankchefin Janet Yellen den Geldhahn weiter zudrehen. Die umstrittenen Milliardenspritzen der Federal Reserve (Fed) werden maßvoll gedrosselt, hat Yellen am Dienstag in ihrer mit Spannung erwarteten Antrittsrede im US-Kongress angekündigt.

Überraschungen blieben allerdings aus: Sie signalisierte, dass die Fed die Wirtschaft noch lange mit niedrigen Zinsen unterstützen wird. "Denn der Arbeitsmarkt ist weit von einer durchgreifenden Erholung entfernt", betonte Yellen vor dem Finanzausschuss des Repräsentantenhauses. Sie will dem Kurs ihres Vorgängers Ben Bernanke treu bleiben. Der hatte die US-Wirtschaft mit Billionen Dollar aufgepäppelt. Zuletzt begann er aber, die Geldflut wegen der anziehenden Konjunktur einzudämmen.

USA Janet Yellen Fed Amerikanische Zentralbank (Foto: Getty Images)
Arbeitsmarkt wichtiger als Inflation: Janet YellenBild: Getty Images

Geldpolitik sei kein "Allheilmittel", sagte Yellen. Auch die Politik sei gefordert, die Rahmenbedingungen für den Jobmarkt zu verbessern, mahnte die 67-jährige Arbeitsmarkt-Expertin. Sie hat erst vorige Woche als erste Frau das Steuer der mächtigsten Zentralbank der Welt übernommen. Derzeit pumpt die Fed monatlich noch 65 Milliarden Dollar in das Finanzsystem. Bernanke habe die Wirtschaft mit seiner großzügigen Geldpolitik gestärkt, sagte Yellen: "Ich verspreche, dieses Werk fortzusetzen."

Es bleibt beim "weichen" Kurs

Die ehemalige Harvard-Ökonomin, die ihren Text ohne erkennbare Nervosität und eher bedächtig vortrug, gilt als Anhängerin einer weichen, eher konjunkturfördernden Linie, die weniger streng auf Inflationsgefahren achtet. Die Fed hat ihre Bilanz in den Krisenjahren seit 2008 auf mittlerweile mehr als vier Billionen Dollar aufgebläht. Durch die Geldschwemme drohen nach Ansicht von Fed-Kritikern im Aufschwung eine hohe Inflation und Vermögenspreisblasen wie vor einigen Jahren am Immobilienmarkt.

Die Aussicht auf klare Verhältnisse in der US-Geldpolitik stützte die Wall Street. Börsianer sprachen von einem Signal der Kontinuität. "Sie hat klargemacht, dass die bisherige geldpolitische Strategie fortgesetzt wird und dass sie die Probleme im Blick hat", sagte Aktienstratege Robert Halver von der Baader Bank. "Entscheidend ist, dass die Zinsen nicht erhöht werden, und in diese Richtung gab es keinerlei Hinweis."

Arbeitsmarkt noch nicht stark genug

Die Märkte rechnen nicht vor Frühjahr 2015 mit einer Zinserhöhung. Die Fed hält den Schlüsselzins nunmehr bereits seit Ende 2008 mit null bis 0,25 Prozent extrem niedrig. Sie hatte zunächst signalisiert, dass sie über eine Erhöhung nachdenken will, sobald die Arbeitslosenquote auf 6,5 Prozent gefallen ist. Da diese Quote nun bereits in greifbare Nähe gerückt ist, will die Fed jedoch "noch längere Zeit" stillhalten und der Wirtschaft mehr Zeit für eine durchgreifende Erholung geben. Yellen sieht sich durch den zuletzt eher mauen Stellenaufbau bestätigt. Sie betonte, die Kältewelle habe zwar zu dieser Schwäche beigetragen, doch sei der Jobmarkt auch ohne den Wetter-Effekt bei weitem noch nicht kraftvoll genug.

Yellen dämpfte zugleich die Furcht, dass die Krise vieler Schwellenländer der US-Konjunktur gefährlich werden könnte. Die jüngsten Währungsturbulenzen seien "kein wesentliches Risiko für den wirtschaftlichen Ausblick". Durch die etwas straffere US-Geldpolitik ist es zu der Kapitalflucht aus Schwellenländern wie der Türkei und Brasilien gekommen, die sich mit Zinserhöhungen gegen den Verfall ihrer Währungen stemmen. Die USA sind wegen der anziehenden Konjunktur für Anleger wieder attraktiver geworden. Darauf haben die Investoren an den Märkten reagiert.